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Kommentar

Hayeks Stinkefinger

Dicke Luft herrscht offenbar bisweilen am Sitz der Swatch Group in der Bieler Seevorstadt. Konzernchef Nick Hayek paffe ungeniert, ohne Rücksicht auf andere, vermeldete diese Woche «20 minutes».

Symbolbild: Keystone

Die Medienstelle des Konzerns liess verlauten, es gebe derzeit wichtigere Themen, und sie verschickte eine Karikatur von der Basler Fasnacht, die Hayek darstellt, wie er den Stinkefinger zeigt.

Was eine blosse Anekdote sein könnte, ist auf zweifache Weise bezeichnend. Es gibt tatsächlich wichtigere Themen für die Uhrenbranche und die Swatch Group: Das Coronavirus, die Lage in Hongkong, den Streit um die mechanischen Uhrwerke, die Unsicherheiten in Politik und Konjunktur. Diese Themen sind zwar lästig, aber von temporärer Natur. Gewichtiger ist der strukturelle Wandel im Konsumverhalten der jungen Kundschaft. Smartwatches haben den Schweizer Uhren der tieferen Preissegmente komplett den Rang abgelaufen. Ob künftige Käuferschichten den Weg zu Swiss-made-Produkten zurückfinden, ist höchst fraglich – selbst wenn die schon länger angekündigte Smartwatch von Tissot endlich kommt. Am Anfang dieser Entwicklung stand – bildlich ausgedrückt – auch Hayeks Stinkefinger: 2014 lehnte er Kooperationen etwa mit Apple ab und sagte, die Swatch Group könne auch vieles allein.

Apple hat 2019 mehr Uhren verkauft als die ganze Schweizer Uhrenbranche zusammen. Man stelle sich mal vor, wo letztere stünde, hätte es vor einigen Jahren statt den Stinkefinger einen Handschlag gegeben.

tgraden@bielertagblatt.ch

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