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Pharmabranche

Jobmaschine CSL Behring stottert

Seit Mitte 2020 hat CSL Behring am Standort Bern keine neuen Stellen geschaffen. Das ist ungewöhnlich. Aber das Unternehmen investiert weiter.

Martin Schären, Standortleiter Bern von CSL Behring, musste auf den Mangel an Blutplasma reagieren. Bild: Adrian Moser

Stefan Schnyder

Am Standort Bern des Pharmaunternehmens CSL Behring gilt nach wie vor ein Einstellungsstopp. Dies bestätigt Standortleiter Martin Schären in einem Gespräch, das im Rahmen der Veröffentlichung der Jahreszahlen des australischen Mutterkonzerns CSL Limited stattfand. Dieser vermeldete gestern für das per Ende Juni abgeschlossene Geschäftsjahr einen Gewinn von 2,375 Milliarden US-Dollar.

Diese Zeitung hat den Einstellungsstopp in Bern bereits im Juni publik gemacht. Für den Standort Bern stellt dieser eine starke Zäsur dar. In den vergangenen Jahren konnte CSL Behring am Standort Bern stetig steigende Mitarbeiterzahlen vermelden. Doch im vergangenen Jahr blieb die Zahl der Stellen bei rund 1800 stabil. «Wir haben aber auch im abgeschlossenen Geschäftsjahr rund hundert Mitarbeitende eingestellt. Dies, um Stellen zu besetzen, die für die Sicherstellung des Betriebs unerlässlich sind», betont Martin Schären.

Ein wichtiger Grund für das abgebremste Wachstum war die Coronakrise: CSL Behring stellt Medikamente her, deren Grundstoff Blutplasma ist. Dieses wird aus Blutspenden gewonnen. CSL Behring bezieht einen Grossteil seines Plasmas aus den USA: «Doch wegen der Coronamassnahmen ging auch die Zahl der Blutspenden markant zurück. Wir konnten rund 20 Prozent weniger Plasma verarbeiten als in einem normalen Jahr», sagt Schären. Er geht davon aus, dass die Produktionsmengen auch im zweiten Halbjahr 2021 tiefer sein werden als in einem normalen Jahr. «Im nächsten Jahr sollte sich die Situation dann wieder normalisieren», sagt er.

Grosse Investition in Bern vorgesehen
Für den Konzern ist der Standort Bern nach wie vor der wichtigste Umsatzbringer. Genaue Zahlen dazu gibt er jedoch nicht bekannt. In der Firmenzentrale in Australien ist man deshalb nach wie vor gewillt, am Standort Bern zu investieren: «CSL Behring wird in den nächsten drei Jahren bis zu 150 Millionen Franken in eine neue Abfüll- und Gefriertrocknungsanlage auf dem Areal im Wankdorfquartier investieren», sagt Schären. Hoffnungsträger ist ein Medikament, welches das Risiko eines Herzinfarktes senken soll. Dieses befindet sich derzeit in der Testphase.

Das Unternehmen ist zudem daran, die ehemaligen Gebäude des Verpackungsunternehmens Sihl auf dem Stadtberner Schermenareal für seine Zwecke herzurichten. Die Tätigkeiten, die das Unternehmen bislang am Untermattweg im Gebiet Weyermannshaus ausgeführt hat, wird CSL Behring künftig auf dem Schermenareal bündeln. Dazu gehören die Schlusskontrolle, die Verpackung und die Lagerung aller in Bern hergestellten Produkte. Rund hundert Mitarbeitende werden in diesen Gebäuden tätig sein.

Der Chef will 2022 kürzertreten
Im Juni hat diese Zeitung ebenfalls publik gemacht, dass Martin Schären per Ende März 2022 die Leitung des Standorts Bern abgeben wird. Der bald 57-Jährige betont, dass er sich auf-grund einer Standortbestimmung zu diesem Schritt  entschieden habe: «Ich habe in den vergangenen Jahren verschiedene Positionen innegehabt, die herausfordernd, aber nicht immer gesund waren. Ich habe mich entschieden, diesen Schritt zu tun, solange ich noch voll im Saft bin», betont er. Er werde sicher auch künftig beruflich aktiv bleiben, aber keinen Job mehr auf dem jetzigen Level annehmen.

Die Suche nach einem Nachfolger für Martin Schären läuft derzeit noch.

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