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St-Imier

Prüfstelle, Präzision und keine Pause

Hier werden Uhrwerke auf ihre Ganggenauigkeit untersucht: Am Mittwoch haben ausgewählte Gäste das neue Laboratorium der Schweizer Chronometer-Prüfstelle Cosc in St-Imier besucht.

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Seit August gibt es in St-Imier wieder ein offizielles Laboratorium der Schweizer Prüfstelle Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (Cosc). Die frühere Chronometerprüfstelle im Vallon fiel vor 35 Jahren der Uhrenkrise zum Opfer. Nun ist das neue Labor der Cosc vor einigen Wochen ins ehemalige Firmengebäude der Nivarox eingezogen.

Am Mittwoch durften rund 40 Gäste aus der Mikrotechnikbranche die Einrichtung in St-Imier besuchen. Die Geladenen gehören zum Fachzirkel «Petits-déjeuners microtechniques», der unter der Ägide der Bernjurassischen Volkswirtschaftskammer regelmässig Veranstaltungen für Branchenvertreter anbietet.

Stéphane Boillat, der Stadtpräsident von St-Imier, freut sich, dass seine Gemeinde wieder eines der drei «Büros» der Cosc - wie die Stellen in der Romandie heissen - beherbergen darf. Die beiden anderen Laboratorien befinden sich in Biel und Le Locle. Die neue Zweigstelle St-Imier ersetzt die Genfer Niederlassung, die ihren Betrieb im Juni eingestellt hat. Damit sind alle Prüfstellen im Jurabogen näher zu den Produktionsstätten präziser Uhrwerke gerückt.

 

Gemeinde investierte

St-Imier hatte im Vorfeld über die gemeindeeigne Firma Crescentia AG rund 1,5 Mio. Franken in die künftigen Räumlichkeiten der Prüfstelle investiert. Diese bezahlt dafür Miete. Die technischen Einrichtungen gehören allerdings der Cosc. Bisher diente Crescentia AG lediglich der Wirtschaftsförderung. Nun aber sei das Immer Unternehmen selbst zur Arbeitgeberin geworden, wie Boillat erklärt: «Die rund 15-köpfige Belegschaft der Cosc-Prüfstelle ist bei der Crescentia AG angestellt.»

Aber wie ist es möglich, dass eine Firma in öffentlicher Hand Mitarbeitende beschäftigt, die anscheinend für privatwirtschaftliche Interessen tätig sind? Andreas Wyss, der Geschäftsführer der Cosc, löst das Rätsel: «Die Schweizer Chronometer-Prüfstelle ist kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern ein gemeinnütziger Verein.» Die Cosc wurde 1973 vom Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie gegründet. Ziel war der Schutz der Marke «Chronometer».

Die Prüfstellen für Chronometer arbeiten Tag und Nacht, ohne Pause. «Während der normalen Arbeitsschichten nimmt die Stammbelegschaft die Prüfungen vor. Aber übers Wochenende und in der Ferienzeit beschäftigen wir auch Studenten», erklärte Wyss. Der Geschäftsführer der Cosc erinnerte daran, dass nur Uhrwerke mit dem Label «Swiss Made» zur Prüfung zugelassen sind.

Für die Uhrenhersteller begründet das Zertifikat «Chronometer» einen Mehrwert seiner Produkte. Zu allem kostet die Qualitätsprüfung pro Exemplar nur etwa 10 Franken. Aber der Aufwand für die Marken liege woanders, erklärte Wyss: «Damit die Hersteller die geforderten Qualitätsstandards für ihre Uhrwerke erreichen, müssen sie zuvor erhebliche Investitionen in ihre Produktionsanlagen tätigen.» pho/pl

 

«Chronometer» - der Weg zum Label

 

Cédric Gorgas ist stellvertretender Geschäftsführer der Prüfstelle von St-Imier. Er erklärte den Besuchern, wie die angelieferten Stücke, die mit Seriennummern versehen sind, auf kleine Tabletts eingeklemmt werden. Alsdann stehen den mechanischen Prüflingen während 16 bis 21 Tagen unterschiedliche Testverfahren bevor.

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