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Entwicklung

St-Imier gleist Technologiepark III auf

St-Imier will den Technologiepark erweitern. Denn die Behörden haben einen grossen Fisch an der Angel. Doch zuerst muss der Stadtrat über eine Bürgschaft entscheiden.

Das ist der künftige Technologiepark III von St-Imier. Am 8. April stimmt das Gemeindeparlament über das Projekt ab. Bild: zvg

Am kommenden Donnerstag wird der Stadtrat von St-Imier über mehrere Finanzvorlagen abstimmen. Das wichtigste Geschäft betrifft eine Bürgschaft von einer Million Franken zugunsten der gemeindeeignen Entwicklungsfirma Crescentia AG. Es geht dabei um die Verwirklichung des Technologieparks III. Diese Bürgschaft soll die auszuhandelnden Bankkredite sowie die Beiträge von Bund und Kanton absichern.

St-Imier hat sich wieder ein hohes Ziel gesteckt: Im Quartier unter dem Bahnhof soll ergänzend zum bereits gebauten Technologiepark II ein neues Industriegebäude erstellt werden, welches sich an die bestehende Architektur anlehnt. Der geplante Bau umfasst auf der Südseite vier Stockwerke, hangseitig sind drei Ebenen vorgesehen.

 

Grossen Fisch an der Angel

Bauherrin ist die Crescentia AG, eine Firma, die sich ganz im Besitz der Gemeinde St-Imier befindet. Crescentia stellt Unternehmen, die sich im Vallon ansiedeln möchten, die nötigen Räumlichkeiten zur Verfügung. Natürlich hängt das Projekt Technopark III von der Nachfrage solcher Start-ups ab. Aber in diesem Fall haben die Behörden sozusagen einen grossen Fisch an der Angel: Die Firma Cemiplast AG, die 2013 von Pascal Germann in Le Landeron gegründet wurde, ist heute in beengten Verhältnissen im Technopark I von St-Imier untergebracht.

Das expandierende Unternehmen stellt präzise Spritzgussteile aus Kunststoff für die Uhren-, Luftfahrt- und Medizinalbranche her. Und gerade Cemiplast AG möchte vorab einen grossen Teil des geplanten Technologieparks III mieten.

Bereits im Juni 2013 hatte der Stadtrat einer Kapitalerhöhung von Crescentia AG zugestimmt. Seither laufen die Verhandlungen zur Vermietung des projektierten Technoparks.

Cemiplast AG möchte ein ganzes Stockwerk des Baus mieten. Diese Fläche umfasst 1288 der insgesamt 3040 angebotenen Quadratmeter. Der Kunststoffverarbeiter will die Räumlichkeiten im neuen Gebäude schrittweise nutzen: 30 Prozent bei der Schlüsselübergabe, 60 Prozent nach einem Jahr und 100 Prozent nach einem weiteren Jahr.

 

Vernünftiges Risiko

Klar geht der Gemeinderat ein finanzielles Risiko ein, wenn er vom Parlament grünes Licht erhält. Zur Absicherung der kalkulierten Mieteinnahmen verlangen die Behörden vom Inhaber der Cemiplast AG eine schriftliche Absichtserklärung über sein Vorhaben, sich im neuen Gebäude als Mieter niederzulassen. Ohne dieses Dokument würde das Geschäft im Stadtparlament vertagt werden.

Grossrat Francis Daetwyler aus St-Imier ist dem Projekt zugetan: Er erinnert daran, dass es erfahrungsgemäss schwierig sei, Immobilien auf Planungsebene zu vermieten. Der Sozialdemokrat meint deshalb: «Es ist besser, das Gebäude jetzt zu erstellen, um dann die Zukunft zu gestalten.»

Der freisinnige bernjurassische Politiker John Buchs sieht beim Technologiepark III auch Risiken: Die Miete für den Quadratmeter sei nämlich durchaus knapp berechnet. «Wenn sich ein Mieter nachträglich zurückzieht, könnten hohe Kosten auf die Allgemeinheit zukommen», warnt der ehemalige Gemeindepräsident von St-Imier. Auch er findet die ausstehende Absichtserklärung von Cemiplast AG als «unbedingt erforderlich», damit seine Partei dem Vorhaben zustimme. Buchs verlangt zudem einen «Mietvertrag von mindestens zehn Jahren».

 

«Auf gutem Weg»

Pascal Germann, der Inhaber und Geschäftsführer von Cemiplast AG, räumt auf Anfrage ein, die besagte Absichtserklärung sei noch nicht versandt worden. Allerdings sei die Erklärung «auf gutem Weg» und werde die Behörden innerhalb der gesetzten Fristen erreichen.

Pascal Germann erklärt, er sei durch den verhältnismässig kurzen Zeitplan überrascht worden: «Wir haben mit Stadtpräsident Stéphane Boillat vereinbart, dass dieses Geschäft im Stadtrat verschoben wird, falls wir unsere Absichtserklärung nicht termingerecht einreichen können», so der Unternehmer. Dennoch bestätigt Pascal Germann, dass die aktuellen Platzverhältnisse in seiner Firma prekär seien, so dass eine Vergrösserung der Produktionsfläche «konkret und entschlossen» angestrebt werde.

Im neuen Technopark III sind im Erdgeschoss mehrere Abteilungen mit je 158 Quadratmetern für Start-up-Unternehmen vorgesehen. Zwei Stockwerke sind für die Produktion geplant. Die obere Etage soll neben weiteren Produktionsflächen eine Cafeteria und Sitzungssäle beherbergen.

Blaise Droz/pl

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