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Corona

Tests zum Schnäppchenpreis

Ab dem 11. Oktober muss man für den Covid-Test selber bezahlen, um ein Zertifikat zu erhalten. Private Anbieter zeigen, wie günstig man diesen anbieten kann. Der Preiskampf beginnt.

Die Testzelte für die Braderie am Bahnhof und Zentralplatz werden von Medtech Swiss aus dem Kanton Schwyz betrieben. Bild: zvg

Manuela Habegger

Schlangen, Schlangen und nochmals Schlangen. Die mobilen Testzelte an Veranstaltungen laufen wegen der Ausdehnung der Zertifikatspflicht derzeit auf Hochtouren. Bis zu 1500 Menschen werden an gewissen Orten teilweise pro Tag im Nasenloch abgetupft, insbesondere an den Wochenenden. Nicht gerade angenehm für jene, die den Test für den Erhalt eines Covid-Zertifikats immer wieder machen müssen oder wollen – aber bis zum 10. Oktober sind sie zumindest noch gratis. Ab dann muss man den Antigen-Schnelltest bekanntlich selber berappen, so will es der Bundesrat.

Doch wie viel wird so ein Test dann kosten? Nicht viel, wie sich nun zeigt. Der Berner Clubbetreiber Jan Kamarys bietet den Test mit seiner Firma Medica Care ab dem 11. Oktober für «unschlagbare» 11 Franken an. Und davon profitieren auch die Bieler. Vier Zentren hat er eröffnet, unter anderem in seinem Club Le Ciel oder in der Stadt Thun und vor zwei Wochen nun auch eines an der Bieler Zentralstrasse: «Wir können die Tests fünfmal schneller durchführen, als es in konventionellen Testzentren möglich ist», sagt der 38-Jährige. Kapazitäten hat er in Biel für bis zu 1000 Tests pro Tag. Unterstützt wird er vom Ärzteteam bei Philsafe GmbH. Damit dürften nun auch andere Anbieter von Covid-Tests unter Druck geraten.

Firmen, die Massen testen können

In Biel betreibt Jan Kamarys auch das Testing für den EHC Biel und in Bern etwa auch für das Bierhübeli oder YB und kann sich vor weiteren Anfragen kaum retten: «Ich habe bereits 200 Anfragen für eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen oder Organisationen», sagt er. Das Berner Jungunternehmen profitiert dabei von Skaleneffekten. Während Spitäler oder Apotheken wie das Medizinische Zentrum in Biel (MZB) oder die Medbase-Apotheke im Einkaufszentrum in Brügg zwischen 20 und 30 Personen testen können (gemäss kantonaler Gesundheitsdirektion) und damit viel weniger Menschen pro Tag, kann Medica Care in der gleichen Zeit zwischen 1000 und 1500 Tests verarbeiten. «Wer sich darauf spezialisiert, die richtige Software, das Personal und die Infrastruktur dafür hat, kann die Tests viel schneller und kostengünstiger durchführen», sagt dazu Jan Kamarys.

Die Preisspanne ist allerdings erheblich: Der Bund vergütet bis zum 10. Oktober 47 Franken pro Antigen-Schnelltest. Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) betont zwar: «Ein Hochdurchsatz-Testcenter ohne Infrastrukturkosten kann in Ballungszentren Tests zu günstigeren Konditionen anbieten als zum Beispiel eine Apotheke in der Peripherie mit nur wenigen Tests täglich», sagt Mediensprecher Jonas Montani. Dennoch könnte man anzweifeln, ob diese Differenz nur in Skaleneffekten gründet. Wie Montani betont, sind die Tarife Höchstbeträge. Inwiefern das BAG die effektiven Testkosten der Anbieter kontrolliert, bleibt allerdings fraglich. Die Zahl der Anbieter ist jedenfalls stark gestiegen.

Fakt ist, dass es bei privaten Anbietern, die sich explizit auf das Testing spezialisiert haben, viel günstiger geht. Der Berner Clubbetreiber hat deshalb dem BAG vorgeschlagen, das Testing national auszudehnen: «Würde das BAG mithelfen, das Personal und die Räume für unsere Testzentren zu organisieren, könnten wir die Tests einer breiteren Bevölkerung schneller und günstiger anbieten. Man kann doch nicht ernsthaft von den Menschen verlangen, dass sie 50 bis 70 Franken für einen Kino-, Restaurant- oder Konzertbesuch bezahlen. Das kommt einer Impfpflicht gleich und schliesst Menschen aus dem gesellschaftlichen Leben aus», sagt er. Dabei hat er in seinen Zentren nicht nur junge Clubgänger und -gängerinnen vor den Zelten anstehen: «Die Personen, die zu uns kommen, sind breit gemischt, von jung bis alt.» Eine Antwort der Behörde ist noch ausstehend.

Preisspanne irgendwo zwischen 11 und 26 Franken

Am Bahnhof und am Zentralplatz in Biel stehen bis Sonntag auch zwei weitere Testzentren, die für die Braderie aufgestellt wurden. Sie werden allerdings nicht von Medica Care betrieben betreiben, sondern von der Medtech Swiss GmbH mit Sitz in Wilen bei Wollerau im Kanton Schwyz. Das Unternehmen arbeitet mit dem medizinischen Fachpersonal der Apotheke Dr. Stoffel in Rapperswil-Jona zusammen und stellt auch die Testzentren an der St. Galler Olma, die bis zum 17. Oktober andauert. Übrigens müssen die Tests zwingend über einen Arzt oder Ärztin abgerechnet werden. Das ebenfalls auf das Testing spezialisierte Unternehmen wird die Antigen-Schnelltests an der Olma ab dem 11. Oktober für 26.50 Franken anbieten.

Somit liegt die aktuelle Preisspanne auf dem Markt für Antigen-Schnelltests ab dem 11. Oktober also irgendwo zwischen diesen 11 und rund 26 Franken. Die Apotheken machen bei diesen Preisen wohl nicht mehr mit. Der Zürcher Apothekerverband zum Beispiel machte gegenüber Medien bereits klar: Die günstigeren Test-Preise rentieren für Apotheker nicht. Beim vom Spitalzentrum Biel betriebenen Testzentrum Medin am Bahnhof, das derzeit rund 250 bis 300 Personen pro Tag testen kann, sind die Preise derweil noch offen, wie es auf Anfrage heisst.

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