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Lengnau

Zu Besuch im Skelett des Jahrhundertbaus

Ihr Baugesuch ist letztinstanzlich vom Bundesgericht bewilligt worden, im vergangenen Mai hat das Pharmaunternehmen CSL Behring mit dem Bau in Lengnau begonnen. Inzwischen nehmen die sechs entstehenden Gebäude Form an und lassen die Dimension des Komplexes erahnen.

  • 1/29 Bereits über 30'900 Kubikmeter Beton wurden im Rohbau der CSL Behring verbaut, gestützt von 317 Säulen. Bilder: Tanja Lander
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Esthy Rüdiger

Der Weg zur Baustelle der CSL Behring RCF in Lengnau ist ein schmaler Grat. Und dies nicht im übertragenen Sinne: Eine lange, aufgeschüttete Einbahnstrasse, die von der Lengnauer Industriestrasse wegführt. Links und rechts starkes Gefälle, das den Blick ebnet für die Dimensionen des Grundstücks von 140 000 Quadratmetern, auf dem derzeit fünf Gebäude Stockwerk um Stockwerk gen Himmel wachsen. Die drei nördlichen, die Gebäude mit der Bezeichnung A, B und C ragen bereits über den ersten Stock hinaus. «Etwa zwei Drittel des Rohbaus sind abgeschlossen», sagt Uwe E. Jocham, Direktionspräsident der CSL Behring RCF AG. Anfang nächsten Jahres soll der Rohbau abgeschlossen sein.

Unter der Betondecke des ersten Stocks, umgeben von Hunderten von Pfeilern und kargen Betonmauern, scheint dies noch in weiter Ferne. Über 30 900 Kubikmeter Beton und mehr als 4300 Tonnen Stahl sind bereits in den Rohbau verarbeitet worden. Und doch lassen erst die ersten drei der dereinst fünf Gebäude ihre künftige Gestalt erahnen. Über dem entstehenden Komplex kreisen sechs Kräne mit einer Höhe von bis zu 60 Metern, so exakt, dass es einer Choreografie gleichkommt. Die Grösse des Werks wird einem auch an ganz anderer Stelle bewusst: Beim Rundgang gleicht es beinahe einem Glückstreffer, wenn man tatsächlich auf Bauarbeiter trifft. Es erinnert ein wenig an Tiere im Wald: Man hört sie zwar permanent, sieht sie aber kaum. Dann und wann ein Rufen in einer fremden Sprache, die beständigen, grellen Schläge eines Hammers gegen Stahl und Schritte auf den metallenen Gerüsten, die den Betonbau umhüllen.

Die Baustelle ist umzäunt von Spundwänden, die 17 Meter tief in den Erdboden reichen: Ein sogenanntes Well-point-System. Es hält das Grundwasser von der Baustelle fern und pumpt gleichzeitig das nachfliessende Wasser aus dem Boden innerhalb des umschlossenen Bereichs. 2000 Kubikmeter Wasser werden hier täglich abgepumpt. Würden die Spundwände zum jetzigen Zeitpunkt gezogen, würden die Bauteile durch den Auftrieb des Grundwassers angehoben. «Erst wenn genügend Gewicht auf das Fundament drückt, kann die Spundwand gezogen werden», erklärt Bauleiter Walter Läderach.

Säulen tragen 120 Personenwagen

Um das Innere des künftigen Administrationsgebäudes zu betreten, muss sich erst einmal ein Eingang finden. Improvisierte Stege, die an Hühnerleitern erinnern, schaffen Zugang in den Rohbau. Der erste Schritt in den Innenraum ist ein Schritt in eine riesige Pfütze: Der Betonboden auf der Baustelle ist mit einem dicken Wasserfilm überzogen. Abgesehen von den zahlreichen Pfeilern und Säulen sind die Räumlichkeiten kahl, einige Baustellen-Scheinwerfer erhellen das milchige Grau des Betons. In der Decke sind kreisförmige und quadratische Löcher von etwa einem Meter Durchmesser zu sehen. Es erinnert fast schon an eine überdimensionale Version des Kinderspiels, bei dem geometrische Plastikfiguren in das passende Loch gesteckt werden müssen. Tatsächlich werden auch sie gefüllt: Das runde Loch bietet Platz für die dereinstige Wendeltreppe und das danebenliegende Quadrat dient als Liftschacht.

317 Säulen wurden bereits eingebaut. Manche sind rund, manche viereckig. «Je nach Belastung, die dereinst auf die Säule einwirkt, wird eine andere Geometrie gewählt», so Läderach. Und die Belastung wird gross sein: Bis zu 160 Tonnen muss eine Säule tragen. Das entspricht etwa 120 Personenwagen.

Wo sich derzeit Wasser am Boden sammelt und Pfeiler die Decke an Ort und Stelle halten, soll nach Beendung des Baus auch die Latte in anderen Bereichen hoch gelegt werden: Nebst der Herstellung von Medikamenten, für die der Gebäudekomplex vorgesehen ist (siehe Zweittext), wird im Gebäude A auch ein Personalrestaurant entstehen. Am schönsten essen Mitarbeiter heute im Wankdorf, wo sich die Schwesterfirma des Lengnauer Pharmaunternehmens befindet, so Läderach. Schmunzelnd fügt er an: «Aber wir werden uns bemühen, hier ein noch schöneres Ambiente zu erstellen.» Das Restaurant wird im Gebäude A die Administrationsräume und das Labor ergänzen. Auch Uwe E. Jocham wird hier in etwa eineinhalb Jahren, so schätzt er, sein Büro beziehen.

Das Rückgrat des CSL-Komplexes

Watet man durch den ersten Stock von Gebäude A, steht man plötzlich mittendrin. Mitten im wohl wichtigsten Teil des Komplexes. In der «Lebensader der CSL Behring in Lengnau», wie es Uwe E. Jocham bezeichnet: Der sogenannte «Spine», die Verbindung zwischen den fünf Gebäuden, eine Art Durchgang über drei Etagen. Er verbindet nicht nur den entstehenden Komplex, sondern auch die möglichen Erweiterungsprojekte (siehe Interview). Dieser Gang wird somit nicht nur die fünf entstehenden, sondern mindestens auch das Gelände des geplanten Verpackungsgebäudes erschliessen. Noch Anfang nächsten Jahres will Jocham das Baugesuch dafür einreichen. Beim Gedanken an die zukünftigen Dimensionen scheint die Bezeichnung «Spine» (englisch: Wirbelsäule) gar nicht so weit hergeholt.

Zum heutigen Zeitpunkt führt er aber erst einmal zu Gebäude B bis E. Die deutlich höhere Decke im Gebäude B fällt auf. Hier entstehen keine Büroräume, hier entsteht eine Produktionshalle. Kaum vorstellbar, dass aus dem kahlen, tristen Betonbunker in zwei Jahren eine weisse Produktionshalle hervorgeht, gefüllt mit Hunderten von Edelstahlkesseln und verbindenden Edelstahlrohren.

Eines aber wird sich in diesen Räumen auch nach dem geplanten Abschluss der Bauarbeiten 2020 kaum ändern: Die Prozesse in der Produktionshalle sind hochautomatisiert – Personen werden hier deshalb auch in Zukunft nur wenige anzutreffen sein.

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Was in der CSL Behring in Lengnau hergestellt wird

Die CSL Behring Recombinant Facility (RCF) AG in Lengnau hat den Auftrag, drei neue Produkte des internationalen Pharmaunternehmens CSL Behring herzustellen. Es handelt sich dabei um drei Medikamente zur Behandlung der angeborenen Blutungsstörung Hämophilie, die im Volksmund unter der «Bluterkrankheit» bekannt ist. Bei betroffenen Personen gerinnt das Blut nicht richtig, weil die Gerinnungsfaktoren VIII (bei Hämophilie A) oder IX (Bei Hämophilie B) vermindert sind.

Beim ersten Produkt handelt es sich um einen sogenannten rekombinanten Faktor IX-Fusionsprotein. Es eignet sich für Patienten mit Hämophilie B und ist in Kanada, den USA, der EU, Australien, Japan und der Schweiz bereits auf dem Markt erhältlich.

Das zweite Produkt ist ein «rekombinanter Faktor VIII-SingleChain» und wird für die Behandlung von Hämophilie-A-Patienten eingesetzt. Es ist bereits auf dem amerikanischen Markt erhältlich. Weitere Marktzulassungen wurden eingereicht. Beim dritten Produkt sind die Marktzulassungen für 2020, also auf den Zeitpunkt des Produktionsstarts in Lengnau, geplant. Es handelt sich dabei um einen sogenannten rekombinanten Faktor VIIa-Fusionsprotein. Er behandelt mittels Inhibitoren, also Hemmstoffen, Patienten mit Hämophilie A und B.

Bei der rekombinanten Herstellung werden genetisch modifizierte Zellen verwendet, die das therapeutische Protein in ein Kulturmedium abgeben. Aus diesem werden die therapeutischen Proteine gewonnen.

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Zahlen und Daten zur Baustelle

  • Grundstückfläche gesamt: 140000 m2
  • Baufläche Gebäude: 52500 m2
  • Bauvolumen: 306000 m3
  • Volumen Aushubarbeiten: 170000m3, das entspricht 11000 LKWs
  • Entwässerung: 2000-4000 m3 pro Tag
  • Investitionsvolumen: über 400 Millionen Franken
  • Anzahl Arbeitsplätze: mindestens 300
  • Geplante Bauzeit: 2015 bis 2020

 

  • Im April 2015 wurde eine erste Baubewilligung erteilt.
  • Nach mehrfachen Einsprachen einer Einwohnerin wurde mit dem Entscheid des Bundesgerichts im Dezember 2015 die Baubewilligung rechtskräftig.
  • Am 3. Mai 2016 erfolgte die Grundsteinlegung.
  • Zum heutigen Zeitpunkt arbeiten 49 Personen für die CSL Behring RCF.
  • 2017 bis 2018 sollen der Testbetrieb, die Qualifizierung und die Validierung erfolgen.
  • Geplanter Start der Produktion ist für 2020 vorgesehen.  reu

Kommentare

Biennensis

Früher wurden solche Mega-Projekte von den Grünen mit allen Mitteln hart bekämpft! Meines Erachtens nach sind die Grünen nun definitv in den verschiedenen Stadien (Phasen) der Wechseljahre (sinkender Naturbedarf) angekommen...


Demokrat

Da kommt einiges auf die Lengnauer zu. Süffisant sind die bisherigen Bericht zu lesen, die den Befürchtungen der ehemaligen Einsprecherin recht geben. Viele KMU’s beklagen entlang der Baustelle bereits Schäden an ihren Liegenschaften wegen den Wasserabsenkungen. Schlechter Baugrund, 500 m³ Wasser verbrauch pro Tag die Gerüchte zwischen Solothurn und Biel bestätigen, dass die Lengnauer nach der Inbetriebnahme der Produktion auf teures Wasser von extern angewiesen werden. Was passiert, wenn der Grössenwahn von Jocham Schiffbruch erleidet und das Mutterhaus den Geldhahn zudreht?


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