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Berufe

Ausstellung für die Sinne

Immer weniger Schulabgänger treten in den Berufsmarkt ein. Die Culinaria 2012 versucht Schülern deshalb die Lebensmittelberufe im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen.

Live-Kochsendung: In der mit einer Kamera und Leinwand ausgestatteten Demo-Küche zeigten drei angehende Küchenangestellte an der gestrigen Pressekonferenz, wie man ein Curry zubereitet. Jean-Pierre Aubert

Schmecken, riechen, erleben und degustieren: Das verspricht die Culinaria 2012. An der Ausstellung für die Lebensmittelberufe sollen gezielt Schülerinnen und Schüler angesprochen werden, die vor der Berufswahl stehen (siehe Infobox). Vom 31. Oktober bis zum 2. November haben sie die Möglichkeit, am Berufsbildungszentrum in Biel die kulinarische Branche kennenzulernen: Von Bäcker-Konditor-Confiseur über Küchenangestellte bis hin zur Hotelfachfrau werden eine Vielzahl von Berufen im Gastronomie- und Bäckereibereich vorgestellt.

Wo Ivo Adam begann
An den drei Tagen locken diverse Aktionen Jugendliche aus der Region nach Biel. Sie können an der Culinaria den derzeit Lernenden bei der Produktion zuschauen, sie zur Ausbildung befragen und auch selber ausprobieren (siehe Infobox). «Wir wollen die Sinne der Jungen ansprechen und sie nicht mit Broschüren und Plakaten theoretisch informieren», so Aeschbacher.

Insgesamt wurden 88 Schulen eingeladen. Die bisherigen Anmeldungen seien aber unter den Erwartungen, sagte Projektleiter Beat Aeschbacher an der gestrigen Medienkonferenz. Dennoch hofft er, nebst den Lehrern durch das Abendprogramm auch interessierte Schüler und ihre Eltern ansprechen zu können. «Schliesslich haben schon Ivo Adam oder Anton Mosimann ihre Karriere hier begonnen.»

Faszination Lebensmittel
Die Culinaria ist auch für die derzeit Lernenden ein Erlebnis. Sie messen sich mit ihren Kreationen an einem Wettbewerb. So treten etwa die Konditoren zum Thema «typisch Schweiz» gegeneinander an. Einer von ihnen ist Norman Hunziker, der allerdings noch nicht verrät, was er kreiert.

Das Verlockende der Gastronomie- und Bäckerberufe ist für ihn schnell ausgemacht: «Es ist die Faszination der Lebensmittel: was aus einem einfachen Weizenkorn oder einem Ei entstehen kann.» Norman Hunziker absolviert derzeit das zweite Lehrjahr bei der Bäckerei Linde in Orpund. Viele würden den Bäckerberuf ausschliesslich mit dem frühen Aufstehen verbinden. Zwar ist die Arbeit am Wochenende oder abends in der Branche tatsächlich nicht zu umgehen. «Aber letztlich arbeiten wir genauso wie alle anderen unsere acht Stunden und haben dann zwei Tage frei», sagt Hunziker.

Mit dem Abschluss habe man viele Möglichkeiten: «Gastronomie gibt es auf der ganzen Welt: Man kann im Ausland arbeiten, auf ein Kreuzfahrtschiff oder auch in der Schweiz die Karriereleiter hochklettern.» Eines will Hunziker aber sicherlich nie machen: «Ich könnte nie in einer Industriebäckerei arbeiten.» Das Kreative und Fantasievolle des Berufs gehe dort verloren. «Da wird man zum Maschinenführer», sagt Hunziker.

Berufsmarketing im Fokus
Die diesjährige Culinaria fokussiert auf das Berufsmarketing: Die Vorzüge einer Lehre in der Gastronomie und in den Bäckereien und Konditoreien sollen aufgezeigt werden. Dies vor dem Hintergrund, dass in diesen Branchen vermehrt Lehrstellen unbesetzt bleiben. «Gemäss unseren Zahlen gibt es einen Rückgang bei den neuen Lernenden», sagt Aeschbacher. Deshalb sei es je nach Region und Gebiet schwieriger, die Lehrstellen mit geeigneten Jugendlichen zu besetzen. «Bei den Bäcker-Konditoren etwa waren im ganzen Kanton Ende Juli noch rund 30 Lehrstellen offen», sagt Aeschbacher.

Das habe damit zu tun, dass generell weniger Jugendliche aus der Volksschule und damit in den Berufsmarkt kommen. Dazu kommt die steigende Konkurrenz durch das Gymnasium, das ein besseres Image habe und Jugendlichen ermögliche, sich noch nicht definitiv für einen Beruf entscheiden zu müssen.

Der Trend zu unbesetzten Lehrstellen lässt sich vom Kanton aber nur teilweise bestätigen. Sibylle Brenner vom kantonalen Mittelschul- und Berufsbildungsamt sagt: «Zwar herrscht in einigen Branchen – wie beispielsweise technischen Berufen, wo die Anforderungen hoch sind – ein Mangel an Lernenden, jedoch nicht in den Lebensmittelberufen.» Ob es mehr unbesetzte Lehrstellen gibt, wird vom Kanton allerdings nicht systematisch erhoben, da nicht alle öffentlich ausgeschrieben werden. «Es gibt zwar weniger Schulabgänger, aber nicht weniger Jugendliche, die eine Berufslehre beginnen.» Dies unter anderem, weil viele Jugendliche nach dem Absolvieren von Brückenangeboten oder einem zehnten Schuljahr nun eine Lehre beginnen.

JACQUELINE LIPP

 

 

Culinaria 2012
  • Die Culinaria ist eine Ausstellung für Lebensmittelberufe, die vom Berufszentrum Biel-Bienne (BBZ) organisiert wird.
  • Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler vor der Berufswahl sowie deren Eltern.
  • Die Culinaria findet vom 31. Oktober bis 2. November im Berufsbildungszentrum an der Wasenstrasse in Biel statt.
  • Lernende präsentieren ihre Betriebe, berichten über ihre Ausbildung und produzieren und verkaufen Produkte.
  • In «Crash-Lessons» erhalten Schüler eine kurze Einführung beispielsweise ins Curry- oder Quorn-Kochen, das fachgerechte Tischdecken oder die Zubereitung von Spitzbuben. Die Teilnahme daran ist nur mit Anmeldung möglich.

 

Stichwörter: Biel, BBZ, Culinaria

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