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Tiere

Fleissiger und cleverer Wühler

Maulwürfe graben sich ihre Bauten und Nestkammern unter der Erde. Das Seeland mit seinen Feldern und Wiesen eignet sich besonders gut zum Wühlen. Ein weiterer Teil der Serie «Wildlebende Tiere im Seeland».

Ein ungewöhnliches Bild: Der Maulwurf befindet sich normalerweise eher unter der Erde als im Wasser. Bild: Keystone

HEIDI FLÜCKIGER

Der Maulwurf verbringt die meiste Zeit seines Lebens unter der Erdoberfläche. Das Tier selber sieht man selten bis nie. Unübersehbar hingegen sind die von ihm produzierten Erdhaufen.

Der Maulwurf gräbt seine Gänge vorwiegend in tiefgründigem Boden. Die vielen Wiesen, Felder, Weiden, Gärten und Laubwälder im Seeland eignen sich besonders gut dazu. Als Fleischfresser fügt er Wurzelgewächsen keine Schäden zu. Mit seiner Grablust trägt der Maulwurf sogar zur Auflockerung und Belüftung des Bodens bei.

Landbesitzer haben trotzdem wenig Freude an ihm, weil aufgrund seiner aufgeworfenen Erdhaufen die Klingen von Mähwerkzeugen Schaden nehmen können. Dieser Umstand sorgt dafür, dass das Tier nicht überall beliebt ist. Maulwürfe sind in der Schweiz nicht geschützt und dürfen mit eisernen Fallen gefangen werden.

 

Lebendiger Speisevorrat

Zuoberst auf dem Speiseplan eines Maulwurfs stehen Regenwürmer, aber auch Insektenlarven - vor allem solche von Käfern - oder sowie Spinnen. Mäuse und Schnecken spielen dabei nur eine geringe Rolle.

Sein täglicher Nahrungsbedarf entspricht etwa 75 bis 90 Prozent seines Körpergewichts, das um die 140 Gramm beträgt.

Die unterirdischen Gänge dienen dem Maulwurf sowohl als Behausung als auch als Jagdrevier. Tiere, die dort eindringen, sind ihm eine willkommene Beute.

Ein Maulwurf ernährt sich nur von lebenden Tieren. Er sorgt sogar für lebendigen Vorrat. Dazu wendet er bei Regenwürmern eine ausgeklügelte Technik an: Er beisst ihnen das vordere Ende ihres Körpers ab, wonach die Würmer weder verenden noch davonkriechen können.

Ein besonders grosser Maulwurfshaufen gibt einen Hinweis auf das darunter liegende Winternest. Dieses kann einen Durchmesser von fast einem Meter haben und ist von einem ringförmigen Belüftungssystem umgeben. Da Maulwürfe über eine intensive Verdauung verfügen und dadurch eine Menge Kohlendioxide produzieren, ist die Belüftung für sie überlebenswichtig. Artgenossen und andere ihnen gefährlich werdende Eindringlinge schrecken sie durch intensives Markieren der Gänge mit Drüsensekreten ab. Um Kämpfe mit Artgenossen zu vermeiden, gehen sie ihnen aus dem Weg. Kommt es trotzdem zum Kampf und unterliegt ein Maulwurf dabei dem anderen, wird er meistens danach vom Sieger verspeist.

 

Gute Wahrnehmung

Der Name Maulwurf ist vom althochdeutschen Wort Moltewurf abgeleitet und hat nichts mit dem Maul zu tun. Das Wort Molte bedeutet Erde. Auf Englisch wird der Maulwurf «common mole» genannt, was wortwörtlich Erdwerfer heisst. In der Schweiz leben zwei Maulwurfarten: Der Europäische und der Blindmaulwurf. «Der Blindmaulwurf ist aber nur im Tessin und im südlichen Teil des Bergells zugegen», weiss Paul Schmid, wissenschaftlicher Assistent und zuständig für Säugetiere (Mammologie) beim Naturhistorischen Museum in Bern. Sowohl der etwas grössere Europäische als auch der wenig kleinere Blindmaulwurf besitzen nur eine geringe Sehkraft. Beide können Dinge nicht vollständig erkennen, sondern nur hell und dunkel unterscheiden. Dafür haben Maulwürfe ausgeprägte Sinneszellen, wodurch sie schon leiseste Geräusche und kleinste Erschütterungen wahrnehmen können.

Das Fell eines Maulwurfs ist samtig und dicht. Nase, Schwanz und Füsse sind aber fast unbehaart. Die Fellfarbe ist grau bis schwarz, bei einigen Individuen auch weissgräulich bis bräunlich.

Der Maulwurf ist tag- und nachtaktiv und hält keinen Winterschlaf. Wenn im Winter der Boden tief gefroren ist, geht er öfters als sonst ausserhalb seines Gangsystems auf Jagd. Dann müssen Kleintiere vor ihm auf der Hut sein, denn die 44 scharfen Zähne machen den Maulwurf zu einem gefährlichen Gegner.

 

Ausstellung in Solothurn

Mehr über den Maulwurf erfahren Interessierte in der Sonderausstellung im Naturmuseum Solothurn (noch bis am 27. Januar). Die Ausstellung wird mit französischen und deutschen Texten präsentiert. «Maulwurf und Co.» wurde vom Naturhistorischen Museum Freiburg erarbeitet und produziert.

 

Link: www.naturmuseum-so.ch Vorkommen der Maulwürfe in der Schweiz: lepus.unine.ch («Talpa europaea» eingeben).

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