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Viele Menschen sind zahlenblind

Viele Menschen halten sich für eine Rechenniete, sind es aber gar nicht. Denn tausende Menschen sind sogenannt «zahlenblind». Manchmal fällt ihnen schon das Zählen schwer.

Meist hilft selbst stundenlanges Üben rechenschwachen Kindern nur wenig. Bild: Barmer GEK/zvg

Karoline Kallweit

Es gibt Schulfächer, die mag man. Und es gibt Fächer, die mag man nicht. Und es gibt Mathematik. Manche Schüler lieben Mathe – weil es so schön logisch ist und man wenig auswendig zu lernen braucht. Anderen wird schon beim Gedanken an mathematische Formeln ganz schwindelig. Nicht nur viele Kinder, sondern auch zahlreiche Erwachsene halten sich für wahre Rechennieten und geben das offen zu. Doch tausende Menschen sind regelrecht zahlenblind. Manchmal fällt ihnen schon das Zählen schwer. Experten gaben der Störung den komplizierten Namen «»Dyskalkulie». Dabei handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine Rechenschwäche, die – wenn sie rechtzeitig erkannt wird – aufgeholt werden kann.

Einige sind hochbegabt

Dyskalkulie ist gar nicht so selten. Man schätzt, dass etwa fünf Prozent aller Menschen von der Rechenschwäche betroffen sind. Meist haben rechenschwache Schüler in den anderen Fächern sehr gute Noten. Einige sind sogar hochbegabt. Und trotzdem brauchen sie lange, um Rechenaufgaben zu lösen. Auch im Alltag tun sie sich im Zahlenbereich schwer. Der Umgang mit Geld, Kalendern, Uhrzeiten oder Temperaturen bereitet ihnen grosse Schwierigkeiten. Mädchen und Jungen mit einer Rechenstörung machen dieselben Fehler, wie ihre Mitschüler – allerdings viel öfter. Mit Tricks und Eselsbrücken mogeln sie sich durch den Matheunterricht.

Wissenschaftler kennen die Ursachen für die Rechenschwäche noch nicht genau. Es gibt Hinweise darauf, dass es sich möglicherweise um eine Störung im Gehirn handeln könnte. Bei den meisten Menschen mit Dyskalkulie wird jedoch ein unzureichend entwickelter Zahlensinn beobachtet. Sie verstehen eine Zahl nicht als Stellvertreter einer Menge, sondern als einfaches Symbol. Wenn Kinder mit einer Rechenstörung in ein Mathematikbuch schauen, sehen sie eine unverständliche Sprache. Sie könnten also ebenso gut ein Chinesischbuch zur Hand nehmen. Meist fällt ihre Schwäche erst spät auf. Alle Schulanfänger brauchen etwas Zeit, um mit mathematischen Prozessen, wie dem Plusrechnen oder dem Einmaleins, richtig umzugehen. Doch während ihre Mitschüler bereits komplizierte Aufgaben im Kopf lösen, nehmen Kinder mit einer Rechenschwäche zum Zählen immer noch ihre Finger zu Hilfe. Manche Zahlenfolgen lernen sie stur auswendig.

Richtige Förderung

Man sagt diesen Mädchen und Jungen dann gerne nach, sie seien faul und unkonzentriert. Und Lehrer schreiben immer wieder «üben, üben, üben» neben schlechte Mathenoten. Aber «üben» ist gar nicht das Problem. Rechenschwache Kinder büffeln manchmal mehrere Stunden am Tag und dennoch kommen sie nicht zu den richtigen Lösungen. Schlechte Noten trotz stundenlangem Lernen führen zu Schulfrust, Mathematik wird zum Horrorfach und die Lust auf Schule sinkt in den Keller. Wenn die Schwäche der Kinder nicht erkannt wird, behalten sie sie bis zum Schulabschluss und darüber hinaus. Denn in der Mathematik baut alles aufeinander auf.

Frühzeitige Hilfe kann den Verlauf einer Rechenstörung jedoch positiv beeinflussen. Mit der richtigen Förderung können Kinder Versäumtes rasch wieder aufholen. Dabei wird ergründet, welche Gedanken sich die Schüler bei ihren Rechenwegen machen. Anschauliche Spiele helfen ihnen beim Lernen.

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