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FC Biel

Hat das Warten bald ein Ende?

FC Biel Das Team von Bidu Zaugg spielt heute in Wil und strebt den ersten Auswärtssieg an. Mit Sherif Ashraf Hamed Ekela in der Startformation oder wieder als Joker? Der Ägypter wartet derweil mit Sehnsucht auf seine in Kairo festgehaltene Familie.

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Fussballer klagen oft über fehlende öffentliche Wertschätzung und verpasste Chancen. Fragt man derzeit ägyptische Kicker, dann sind andere Dinge von grösserer Bedeutung. Sherif Ashraf ist sein Name, dem er noch jene des Grossvaters Hamed und des Urgrossvaters Ekela anfügt. Sherif Ashraf trainiert, und er schwitzt für sein 90-minütiges Comeback. Bislang hat er in drei Partien 45 Minuten im Dress des FC Biel gespielt und zwei Treffer als Joker erzielt. Dazu kommen zwei Einschüsse im Testmatch gegen Grenchen. Seit seiner Ankunft am 5. Juli bringt er sich auf Vordermann. Auf die fussballerischen Aspekte angesprochen, ist der 26-jährige Offensivspieler zufrieden.

 

Noch viel Arbeit vor sich

«Ich bin heute physisch, läuferisch und technisch bereit für ein ganzes Spiel», hält er fest. Mitspieler und Klubfunktionäre haben ihm vieles erleichtert, um dorthin zu kommen, wo er gerne hinmöchte: «Ich will dem FC Biel helfen, ich will möglichst viele Tore schiessen, um auch für meine Bilanz etwas zu tun.» Noch brauche es mehr Spielpraxis, damit auch die Laufwege und die Automatismen besser zum Tragen kommen. Daraus macht er kein Geheimnis, Sherif Ashraf will ein Leader sein. «Deshalb haben wir ihn auch nach Biel geholt. Wir wissen um seine Fähigkeiten», sagt Trainer Bidu Zaugg.

 

«Kann Unterschied ausmachen»

Der Bieler Coach sieht in ihm jenen Spieler, «der den Unterschied in einer Partie ausmachen kann». Er sei kein eigent- licher Joker, auch wenn er sich in dieser Rolle mit zwei Toren in der Schlussphase ausgezeichnet hat. «Früher oder später wird er ganze Spiele bestreiten», sagt Zaugg. Ob dies bereits in Wil heute Abend geplant ist, werde sich zeigen. Zaugg pflegt sich erst am Spieltag für die Aufstellung zu entscheiden.

Auch wenn in seinem Kopf möglicherweise andere Gedanken herumschwirren, «der FC Biel und diese Liga ist ideal für mich», sagt der Ägypter. Das Niveau sei ähnlich wie in der obersten Liga in Finnland. Da hat Ashraf zwischen April 2012 und Februar 2013 bei HJK Helsinki und FF Jaro gespielt, bevor er sich zurück in Ägypten Harras El Hodoud angeschlossen hat. Dass er mit seinem neuerlichen Engagement mehr im Sinn hat, unterstreicht auch die Aussage, «dass ich nur in die ägyptische Nationalmannschaft zurückkehren kann, wenn ich Spielpraxis besitze».

In einem ausländischen Verein seien die Chancen zudem besser. In der vorletzten Woche wurde er nicht aufgeboten. Dabei hätte es auch ihm gutgetan, sich mit Landsleuten zu unterhalten. «Die Situation in unserem Land ist katastrophal, und es tut mir echt leid, was da passiert, für uns wie für alle Touristen, die gerne zu uns kommen.» Er hoffe, dass bald Ruhe einkehrt. Eine stabile Regierung sei wichtig. Das ist der eine Punkt, der andere, dass Sherif Ashraf auch familiär betroffen ist. Mutter und Schwester sind in Alexandria, die Ehefrau und der gerade einjährige Sohn in Kairo. «Ich vermisse sie sehr. Telefon und Skype können nichts ersetzen, aber immerhin stehen wir so täglich in Kontakt.»

 

Biel bemüht sich um Einreise

Was tun, damit die Familie wieder zusammenfindet? Sportchef Stefan Freiburghaus bemüht sich intensiv darum. «Wir tun alles, um mit den Behörden die Sache zu regeln, damit die beiden legal aus dem Land ausreisen können.» Die Lage hat sich etwas zugespitzt, da Ashraf seit einem Jahr Vater ist. In Finnland habe er eine Zeitlang nur auf die Ehefrau warten müssen. Er macht sich grosse Hoffnungen. «Ich bin ein optimistischer Mensch und glaube, dass wir uns bald in die Arme nehmen können.» Er vertraue den Bielern. «Sie bemühen sich wirklich um mich, und es hilft mir, diese Zeit zu überstehen.» Denn eines sei auch klar für ihn: «Ich muss den Kopf frei halten für den Fussball. Das ist für mich und meine Familie die Zukunft.»

Sherif Ashraf ist bereit, trotz dem Fastenmonat Ramadan. «Da sind nicht einfache Wochen für einen Sportler. Aber ich habe mich gut daran halten können und habe auch keine Kilos verloren.» Ablenkung ist für ihn dennoch wichtig. Nähe Koblenz hat ihm die deutsche Spieleragentur, der Sherif Ashraf angehört, einen Mentaltrainer organisiert. «Den habe ich schon besucht, und die Gespräche mit ihm tun mir in jeder Hinsicht gut.» Auch habe er regelmässig Kontakt zu anderen ägyptischen Akteuren in der Schweiz. «Mit dem Basler Salah verstehe ich mich am besten, aber es sind noch einige andere Landsleute beim FC Thun und Lausanne, mit denen ich mich austausche.» Salah besuchte auch die Cuppartie Concordia Basel gegen Biel vor acht Tagen. Als Sherif Ashraf als Joker reinkam und mit dem 4:2 alles klarmachte. Beat Moning

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