Sie sind hier

Abo

Tornos

Mit positivem Blick in die Zukunft

In den ersten neun Monaten des Jahres schreibt der Maschinenhersteller Tornos einen Reinverlust von 3,45 Millionen Franken. Die Geschäftsleitung weist auf widrige wirtschaftliche Umstände hin und erachtet das Ergebnis als «akzeptabel».

Momentan wird bei Tornos 43 Stunden pro Woche gearbeitet. Nun sei die verlängerte Arbeitszeit im Rahmen der Umsetzung der «schlanken Produktion» bald nicht mehr notwendig. Womöglich kann die Massnahme bereits Ende Monat aufgehoben werden.  Stéphane Gerber

von Philippe Oudot/pl

In den ersten neun Monaten dieses Jahres hatte Tornos mit widrigen wirtschaftlichen Umständen zu kämpfen: Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses durch die Nationalbank, anhaltend starker Franken, zurückhaltende Investitionstätigkeit - besonders in der Uhrenindustrie - sowie die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China.

Gestern stellte die Unternehmensgruppe das Geschäftsergebnis der ersten drei Quartale vor. Trotz strikter Kostendisziplin und Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 43 Stunden ist Tornos in die roten Zahlen gerutscht. Der Maschinenhersteller weist einen Reinverlust von 3,45 Millionen Franken aus (gegenüber einem Gewinn von 1,36 Millionen Franken in derselben Vorjahresperiode). Das operative Ergebnis (Ebit) zeigt ein Minus von 1,9 Millionen Franken (gegenüber einem Plus von 0,8 Millionen Franken im 2014). Der Auftragseingang ist um 22,5 Millionen Franken (-15%) auf 126,3 Millionen Franken geschrumpft. Der Umsatz verzeichnet einen Rückgang 8,4 Millionen Franken (-6,7%) und beträgt 117,9 Millionen Franken.

Starker Franken als Hemmschuh

«Das Zwischenergebnis ist sicher unbefriedigend, aber in Anbetracht der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist es akzeptabel», erklärt Finanzchef Bruno Edelmann. Währungsbereinigt liege der Nettoumsatz nur um 1,3% unter dem Wert der Vorjahresperiode. Ebenso belaufe sich das währungsbereinigte Ebit auf 1,2 Millionen Franken, was einer Verbesserung von 400 000 Franken gegenüber der Vorjahresperiode entspreche - und dies, obwohl Tornos dieses Jahr 0,7 Millionen Franken mehr für Forschung und Entwicklung ausgegeben habe. Ohne den Einfluss des starken Frankens würde das Unternehmen ein ausgeglichenes Ergebnis ausweisen, sagt Edelmann. Der europäische Markt zeige sich nach wie vor robust, obwohl die Nachfrage nicht mit den sehr starken Zahlen von 2014 mithalten konnte.

Dank einer neuen Vertriebsstruktur hat sich der amerikanische Markt erfreulich entwickelt: Der Auftragseingang hat dort gegenüber der Vorjahresperiode um 137% zugenommen und betrifft alle Produktelinien von Tornos. Hingegen verzeichnet der Schweizer Markt eine Auftragseinbusse von ganzen 42%, wobei der Trend im letzten Quartal wieder nach oben weist. Auch in Asien, insbesondere in China, sind die Aufträge im Vergleich zur Vorjahresperiode um 38% zurückgegangen. Edelmann sieht den Grund für den Rückgang im Einbruch der Aktienkurse an den chinesischen Börsen und meint: «Die Investoren sind derzeit sehr verunsichert.»

Der Umsatz hat sich auf den meisten Weltmärkten mehr oder weniger ähnlich entwickelt. Nur Asien macht mit einem Zuwachs von 30% eine Ausnahme. Dazu erklärt der CFO von Tornos: «Seitdem wir uns von unserem asiatischen Handelspartner (Tsugami, d. Red.) getrennt haben, können wir unsere Maschinen selbst vermarkten.» Zudem baut Tornos seine Dienstleistungssparte (Kundendienst und Maschinenrevisionen) erfolgreich aus. In den ersten drei Quartalen erwirtschaftete dieses Geschäftsfeld 20% des Umsatzes und konnte so mit der Vorjahresperiode gleichziehen. Die Automobil- und Medizintechnik bilden die wichtigsten Marktsegmente für das bernjurassische Unternehmen, denn hier sind die Präzisionsmaschinen aus Moutier besonders begehrt. Dementsprechend ist die Nachfrage weiterhin steigend. Diese Sparten tragen 35 beziehungsweise 15% zum Gesamtumsatz von Tornos bei. Bruno Edelmann stellt im Augenblick «keine negativen Auswirkungen» der Krise im Volkswagenkonzern fest. Geschäftsführer Michael Hauser erinnert daran, dass der Skandal nur jene Dieselfahrzeuge betreffe, welche die Abgasnorm Euro 5 erfüllen sollten; die Modelle nach Euro 6 würden sich weiterhin gut verkaufen.

Allerdings stellt Hauser eine gewisse Stagnation im Sektor Elektronik fest. Auch die Uhrenindustrie kannte zu Anfang des Jahres eine markante Zurückhaltung bei den Investitionen. Aber inzwischen konnte Tornos wichtige Aufträge über seine Tochterfirma Almac verbuchen, wie der CEO erklärt: «Es handelt sich um unsere neue Fräsmaschine BA 1008, die auf der Grundlage der Swiss Nano entwickelt wurde.»

Hart umkämpfter Markt für Standartmodelle

Die Basismodelle von Tornos werden in Xian (China) und die Maschinen des mittleren Qualitätssegments in Taichung (Taiwan) hergestellt. Diese Produktelinien erwirtschaften 15% des Umsatzes und 34% des Produktionsvolumens der Unternehmensgruppe. Die Verkaufszahlen sind bisher unter den Erwartungen geblieben. Trotzdem will Tornos an seiner strategischen Neuausrichtung festhalten, wie Bruno Biedermann erklärt: «Der Markt für Standardmodelle ist hart umkämpft. Deshalb brauchen wir eine gewisse Zeit, um uns gegen die Konkurrenz durchzusetzen - selbst wenn wir auf die Reputation der Marke Tornos bauen können.» Michael Hauser ergänzt dazu: «Wir haben sehr flexible Produktionsstrukturen. Deshalb können wir rasch auf die Marktbedürfnisse reagieren.»

Die aktuelle 43-Stunden-Woche wurde eingeführt, um die Lieferfristen für verschiedene Bestellungen einzuhalten. «Zudem konnten wir einen gewissen Lagerbestand im Hinblick auf die zu erwartenden Bestellungen am Jahresende anlegen», so Biedermann. Allerdings sei die verlängerte Arbeitszeit im Rahmen der Umsetzung der «schlanken Produktion» bald nicht mehr notwendig. Deshalb werde sich die Geschäftsführung mit der Personalvertretung beraten. Womöglich könnte die Massnahme bereits Ende November aufgehoben werden, so Biedermann. Der Finanzchef gibt zum Schluss einen zuversichtlichen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr: «Sofern sich gewisse umfangreiche Kundenprojekte planmässig bis Ende Jahr abschliessen lassen, rechnet Tornos 2015 mit einem ausgeglichenen operativen Ergebnis (Ebit).»

********************************************

Die ersten neun Monate in Zahlen

126,3     Auftragseingänge in Millionen Franken
    (148,9 Millionen Franken im 2014)
117,9     Umsatz in Millionen Franken
    (126,3 Millionen Franken im 2014)
-1,9     operatives Ergebnis in Millionen Franken
    (+0,8 Millionen Franken im 2014)
-3,45     Nettoergebnis in Millionen Franken
    (+1,4 Millionen Franken im 2014)
35,3     Umsatz im dritten Quartal in Millionen Franken
    (36 Millionen Franken in der Vorjahresperiode)
137%     Zunahme der Aufträge aus den USA
63,1%     Eigenkapitalquote der Bilanzsumme   
650     Anzahl der Mitarbeiter der Unternehmensgruppe (+39) 
pho/pl
 

Nachrichten zu Seeland »