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Klangkulisse

Kompakter, düsterer, reizvoll wie immer

Jedes Mal, wenn Calexico ein neues Album ankündigen, steht die Anhängerschaft unter Hochspannung und wartet gebannt, ob denn das Werk die hohen Erwartungen befriedigen werde.

Bild: zvg

Das war zuletzt nicht mehr immer der Fall, und es wurde ein Abfall von früheren Tugenden beklagt oder die Anbiederung an den Massengeschmack – Punkte, die für Fans von Indie-Heroen nun mal relevant sind. «The Thread That Keeps Us», das neunte Studioalbum, böte nun genügend Potenzial zur Polarisierung. Die Band aus Tucson, Arizona erweitert darin nämlich ihr Klangspektrum durchaus deutlich, die bereits bislang recht geräumige Schublade von Indie-Wüsten-Americana mit Latin-Einschlag und Mariachi-Schmiss wird definitiv zu eng. «Under the Wheels» etwa beginnt wie ein Elektro-Pop-Stück mit halbseidenem Beat und Synthesizer-Schwaden. Schon «Bridge to Nowhere» hält mit künstlichen Streichern ein Stilmittel bereit, das am Calexico-Firmament bislang nicht zu den hellsten Sternen gehörte. Gleichzeitig sind die Lieder tendenziell kompakter geworden, kaum eines ist länger als vier Minuten, der eingängige Opener «End of the World With You» gibt dafür die Blaupause ab. Und doch zieht sich durchs ganze Album diese Calexico-typische, etwas obskure Stimmung, und der Grundton ist durchaus düsterer als auch schon – hier werde zweifellos die aktuelle Lage verhandelt, betont Joey Burns in Interviews. Gleichzeitig fehlen wiederum die reizenden Preziosen nicht, wie etwa «The Town & Miss Lorraine», das klanglich weihnächtliche Filmmusik sein könnte, oder der instrumentale «Unconditional Walz», in dem die Trompete schmachtend singt. Schliesslich bleibt schlicht festzustellen: Calexico ist einmal mehr ein überaus schönes, kurzweiliges Album gelungen. tg

Info: Calexico: «The Thread That Keeps US» (City Slang/Irascible). Live am 17. März im Fri-Son, Fribourg, und am 18. im X-Tra, Zürich.

Stichwörter: CD, Album, Musik

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