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Biel spielt risikoreich und wird belohnt

Biels Einstand in der 1. Liga ist geglückt. Dank eines Last-Minute-Tors feierten die Seeländer einen 2:1-Sieg gegen Zug. Trainer Kurt Baumann hob die Wichtigkeit eines guten Starts hervor, übte aber auch Kritik.

Zug bringt die Bieler ins Stolpern, sie fallen jedoch nicht. Angeführt von Captain Labinot Sheholli (hier im Zweikampf) entscheidet der FC Biel das Startspiel für sich. Bild: Alain Boillat

Michael Lehmann

Jahr für Jahr betonen Trainer die Relevanz eines guten Starts in die Meisterschaft. Auch Biels Mann an der Seitenlinie, Kurt Baumann, sagte nach der Partie gegen Zug: «Ein erfolgreicher Saisonbeginn ist das Wichtigste überhaupt.» Nun sei das Team bereits dort, wo es bis am Ende der Meisterschaft auch bleiben wolle: «Auf der linken Seite der Tabelle.»

Der Trainer spielt dabei darauf an, wie die Tabelle beispielsweise auf dem Teletext wiedergegeben wird. Sie ist zweigeteilt: Links sind die Mannschaften auf den Rängen eins bis sieben aufgeführt, rechts die Equipen auf den Rängen acht bis vierzehn. Mit dem Startsieg hat der FC Biel seine Ambitionen auf einen Rang im oberen Mittelfeld unterstrichen.

Dabei zeigten die Spieler den unbedingten Siegeswillen. Über eine Stunde lang rannten die Bieler einem Rückstand hinterher – seit der 31. Minute sogar mit einem Spieler mehr auf dem Feld (mehr im Zweittext). Nachdem in der 72. Minute dann endlich der Ausgleich gefallen war, spielten die Bieler weiter konsequent nach vorne und suchten den Siegtreffer.

 

Taktik, die bereits ins Auge ging
«Das ist die Mentalität, die in unserem Team herrscht», sagte Labinot Sheholli nach der Partie. «Wir wollen jedes Spiel gewinnen.» Der Captain fügte sogleich an, dass er wohl wisse, dass diese Taktik in der Vergangenheit auch schon ins Auge gegangen sei. In der vergangenen Saison hätte diese Einstellung dem FC Biel fast den Aufstieg gekostet. Gut beziehungsweise schlecht in Erinnerung blieb das Auswärtsspiel gegen Liestal, als die Bieler – trotz komfortabler Tabellensituation – weiter auf Sieg spielten, statt das Unentschieden zu halten, und die Partie letztlich noch verloren.

Trainer Kurt Baumann war denn auch nicht nur glücklich mit seiner Mannschaft. «Wir agierten nach dem Ausgleich teilweise zu risikoreich.» Als er Defensivmann Küffer für den offensiven Safari einwechselte, versuchte Baumann, ein Zeichen zu setzen. Zwar sollten seine Spieler weiter den 2:1-Siegtreffer anstreben, «jedoch aus einer gesicherten Defensive». Baumann befürchtete, dass sein Team nach einem Konter plötzlich mit null Punkten dastehen könnte. Doch seine Spieler drängten teils übermütig aufs Zuger Tor, sodass die Innerschweizer in der Schlussviertelstunde den einen oder anderen gefährlichen Gegenangriff lancieren konnten. Einmal unterband Jelassi mit einem beherzten Einsteigen, dass ein Zuger allein auf Biel-Hüter Schittenhelm hätte ziehen können, ein anderes Mal kam es zu einer unübersichtlichen Szene im Bieler Strafraum, in der Schiedsrichter Aebi zu Biels Glück, wenn wohl auch zurecht, eine Schwalbe sanktionierte statt einen Penalty für Zug zu pfeifen.

 

Noch ein Spiel vor dem Cup-Kracher
So aber kamen die Bieler dank eines abgelenkten Schusses in der letzten Minute zum glücklichen, aufgrund der Spielanteile aber auch verdienten Starterfolg.

Was dieser tatsächlich wert ist, wird sich in den nächsten Runden zeigen. Zug hat sich in den letzten Jahren in der unteren Hälfte des Tabellenmittelfelds etabliert (zweimal auf dem achten, einmal auf dem neunten Rang). Zudem gelten die Innerschweizer als «Langsamstarter» – in den drei letzten Spielzeiten hatten sie nach fünf Spielrunden nie mehr als drei Punkte auf dem Konto. Demnach würde Zug zu den Teams gehören, die es auf heimischem Rasen zu schlagen gilt, wenn man vorne mitspielen möchte. Allerdings hat der Klub in der Sommerpause einiges in Transfers investiert und mit Ergün Dogru einen ambitionierten Trainer engagiert. Dieser hatte im Vorfeld gesagt, mit mindestens einem Punkt aus Biel nach Hause reisen zu wollen.

Am Sonntag wollen die Bieler ihren Starterfolg auswärts in Langenthal bestätigen. Gewinnen die Bieler erneut, könnten sie sich einerseits mit viel Selbstvertrauen auf den Cup-Kracher gegen YB vorbereiten. Andererseits würde sich der FC Biel dort festigen, wo er sich während seiner ersten 1.-Liga-Saison sehen will: Auf der linken Seite der Tabelle.

 

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Bräm sichert die ersten drei Punkte
Was ist schöner, als ein Spiel zu gewinnen? Ein Spiel zu gewinnen, in dem erst alles gegen sein Team zu laufen schien.

Tatsächlich hätte Biels Start in die 1.-Liga-Saison schlechter kaum ausfallen können. Bereits in der 8. Minute gingen die Gäste aus Zug in Führung. Babic lenkte in der Strafraummitte einen Schuss entscheidend ab – Biel-Hüter Schittenhelm konnte dem Ball nur noch hinterher schauen. Nur drei Minuten später lag der Ball im Netz der Zuger, die Unparteiischen hatten jedoch ein Offside Nuzzolos gesehen – ein umstrittener Entscheid. Zwar konnten die Bieler ab der 31. Minute mit einem Mann mehr auf dem Feld agieren, sie verpassten es jedoch die sich bietenden Torchancen zu verwerten. In der 43. Minute hielt Zugs Torhüter Safaris Bein statt den Ball fest. Schiedsrichter Aebi zögerte nicht und pfiff Penalty. Der Gefoulte trat gleich selbst an und verschoss. Sein Ball ging flach in die Mitte, wo der Torhüter mit dem Bein klären konnte.

Längst hatten die Bieler das Spieldiktat übernommen, sie starteten Angriff um Angriff. Es dauerte jedoch bis in die 72. Minute ehe der Grossteil der rund 700 Fans in der Tissot Arena jubeln konnte. Mora hatte einen Pass Kastriot Shehollis aus kurzer Distanz verwertet. Dann kam die 89. Minute und der grosse Auftritt des erst 18-jährigen Neulings Rafael Bräm. Captain Labinot Sheholli lancierte ihn und Bräm haute auf den Ball, der abgelenkt vom Bein eines Zug-Verteidigers über den Hüter hinweg ins Netz flog.

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