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Ausgewandert

Die Angst vor dem Gewitter

Hand aufs Herz: Ich gehe mal davon aus, dass auch Sie sich vor irgendetwas fürchten, etwas, das Ihnen überhaupt nicht geheuer ist, etwas, vor dem Sie sich am liebsten verstecken würden.

Daniel Monnin, Sportjournalist auf den Philippinen
  • Dossier

Nun bei mir sind es Gewitter und dabei vor allem die Blitze. Das war schon als Kind so, vor allem auch seit jenem Tag, an dem ein Blitz via Blitzableiter durch das Dach und den Estrichboden nahe von meinem Zimmer im obersten Stock eines Mehrfamilienhauses «einschlug». Es hat fürchterlich gekracht, passiert ist eigentlich nichts, ausser, dass ein wenig Deckenverputz runterfiel, der am Morgen Zeuge des «nächtlichen Besuchers» war.

Seit diesem Tag mag ich das Geblitze und Gedonnere nicht. Und ich habe in den paar Jahren auf den Philippinen einige Gewitter erlebt, die dir in die Knochen fahren, die gar nicht mehr aufhören wollen und vor allem nachts den Himmel minutenlang taghell erscheinen lassen. Es ist auch schon mehrmals vorgekommen, dass Blitze ganz in der Nähe unseres Wohnortes eingeschlagen haben und der Donner die Hauswände derart zittern liess, dass ich um die Wände bangte. Passiert ist nie etwas, nicht an unserem Haus, nicht in der Umgebung, zumindest habe ich nie von Schäden in meiner unmittelbaren Umgebung gehört.

Ich habe eigentlich immer gedacht, es gebe in der Schweiz keine stärkeren Gewitter als ich sie auf den Philippinen erlebt habe. Und dieser Tage wurde ich mehrmals eines Besseren belehrt, nicht unbedingt, was die Blitze angeht, sondern vor allem wegen des Donnergrollens. Donner um Donner brachte selbst ein wirklich stabil gebautes Tessiner Steinhaus zum «Beben» – und Sie können sich vorstellen, dass ich mich nicht eben gut gefühlt habe. Wie auf den Philippinen habe ich auch hier immer wieder die Sekunden zwischen dem Blitz und dem Donner gezählt – und gerechnet, wie weit denn der Blitz entfernt war. Wobei ich nie so richtig weiss, ob der Blitz wirklich seinen Weg auf den Boden gefunden hat oder nicht. Eines ist sicher: In Sachen Donnergrollen und Himmelsexplosionen der lautesten Art haben die beiden Gewitter hier im Tessin meine bisherige Empfindung, dass es nicht schlimmer als auf den Philippinen werden kann, schlichtweg weggeblasen.

Wenn ich es «sportlich» sehe, führen die philippinischen Gewitter nach wie vor mit zwei Längen Vorsprung auf ihre «Schweizer Kollegen». Und das hat vor allem mit der Regenmenge zu tun, die jeweils auf unser Haus und unsere Umgebung niederprasselt. Denn bisher bin ich zumindest in der Schweiz von Überschwemmungen verschont geblieben. Das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen auch – die Ängste vor Gewittern werden wir wohl auch weiterhin überstehen.

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