Sie sind hier

Herbst

Was die Trockenheit für Tiere bedeutet

Der Sonnenschein bleibt und mit ihm die Trockenheit. Besonders für Fische ist diese gefährlich. Vögel und Säugetiere hingegen lassen sich davon nicht beirren.

Hitze? Kein Problem: Bären sind allgemein sehr anpassungsfähig. Bild: Christian Pfander
  • Audio

Sheila Matti

So richtig geregnet hat es diesen Herbst noch nicht. Bis vor wenigen Tagen konnte man tagsüber noch bequem im T-Shirt draussen sitzen und die Sonne geniessen. Besonders in den Wäldern ist die Situation immer noch prekär: In weiten Teilen des Berner Forstes herrscht nach wie vor erhebliche Waldbrandgefahr, wie ein Blick auf die aktuelle Karte der Volkswirtschaftsdirektion zeigt, etwa im Berner Jura, im Mittelland oder auf der Sonnenseite von Thuner- und Brienzersee.

Wie geht es da den Waldbewohnern? Den Wildtieren gehe es gut, lässt die kantonale Wildhut auf Anfrage verlauten. Die Tiere fänden besonders dank dem morgendlichen Tau genügend Trinkwasser. Und einige Arten, wie etwa die Rehe, nehmen den Grossteil ihres Wasserbedarfs ohnehin über jenes Grüngut auf, dass ihnen auch als Nahrung dient.


Die Fische leiden
Wesentlich schlechter geht es den Fischen. «Durch das starke Absinken der Wasserspiegel ist besonders in kleineren Gewässern nicht mehr genug Wasser für die Tiere vorhanden», sagt Helmut Segner, Leiter des Zentrums für Fisch- und Wildtiermedizin an der Universität Bern. Deshalb seien momentan diverse Anglervereine damit beschäftigt, die Fische einzufangen und umzusetzen – eine absolute Notfalllösung, wie Segner betont: «Für die Tiere bedeutet die Umsiedlung sehr viel Stress. Deshalb wird diese Methode nur eingesetzt, wenn es gar nicht mehr anders geht.»

Selbst dann, wenn der Wasserspiegel nicht so massiv sinkt, dass die Fische umgesetzt werden müssen, habe das geringe Wasservolumen nachteilige Folgen, erklärt der Experte weiter: Weil durch die ARA immer gleich viel Wasser fliesst, entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Fluss- und Abwasser, und die Fische werden einer höheren Schadstoffkonzentration ausgesetzt. Ausserdem seien die Fische im seichteren Gewässer besser sichtbar, fänden weniger Rückzugsräume und seien so leichte Beute für Fressfeinde.

Für einige Tiere birgt das schöne Wetter sogar Vorteile: So sei der warme und trockene Herbst für die Vögel etwa ideal, sagt Matthias Kestenholz von der Vogelwarte Sempach. «Die Zugvögel lassen sich in ihrem Terminplan nicht vom Wetter beeinflussen», erklärt er, «wann sie Richtung Süden aufbrechen ist abhängig von der Tageslänge.» Sobald die Sonne also weniger lange am Himmel steht, wissen die Vögel, dass es Zeit wird, aufzubrechen.


Die Vögel profitieren
Der genaue Zeitpunkt ihrer Abreise wiederum sei abhängig vom Wetter: «Die Reise in den Süden ist für die Vögel sehr anstrengend. Deswegen suchen sie sich bewusst Tage aus, an denen das Wetter und der Wind stimmen.» Regen und Gegenwind etwa seien schlechte Bedingungen für den Flug Richtung Sommerdomizil – Sonnenschein hingegen sei für die Vögel ideal. Und auch die Wärme habe ihre Vorteile: «Diese sorgt für die richtige Thermik, damit jene Vögel, die hauptsächlich segeln – wie etwa Milane, Bussarde oder Störche – weniger Energie verbrauchen.» Das Problem für die gefiederten Tiere liegt eher beim Menschen: Dieser sorgt zunehmend dafür, dass die Feuchtgebiete, welche die Vögel für die Zwischenlandungen auf dem Weg nach Süden besuchen, verschwinden oder durch Pestizide belastet werden.

Dass sich die Tiere durch das Wetter nicht von ihrem gewohnten Rhythmus abbringen lassen, zeigt sich auch im Berner Bärenpark. Hier lautet der allgemeine Tenor: Alles wie gewohnt. Der See im Gehege der Bären habe diese stets mit genügend Wasser versorgt, und auch ihr Verhalten habe sich nicht geändert. «Wir haben wie gewohnt im Spätsommer damit begonnen, ihre Futtermenge zu erhöhen», sagt Peter Schlup, Sektionsleiter des Bärenparks. So hätten Björk, Finn und Ursina die letzten Monate damit verbracht, jede Menge Früchte und Nüsse zu fressen und immer träger durch das Gehege zu schlurfen. Und nun stehen sie kurz davor, sich zur Winterruhe in ihre Höhlen zurückzuziehen.

Die Trockenheit macht den Berner Bären also überhaupt nicht zu schaffen. Und auch jene Exemplare in der europäischen Wildnis kämen bestimmt mit dem trockenen Wetter zu recht, meint Schlup: «Der Bär ist ein wahnsinniger Opportunist.» Egal ob in der freien Natur oder in einem Tierpark, egal ob beim Klima oder bei der Nahrungssuche: Meister Petz nimmt, was er bekommt und weiss stets damit umzugehen.

Nachrichten zu Kanton Bern »