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Erlach

Bereit für weitere Jahrhunderte

Der alte Steinbrunnen beim Schlossberg in Erlach hat Wasser verloren. Nun ist er repariert und restauriert. Was früher «Weiber» erledigten, ist heute Aufgabe einer spezialisierten Firma.

Nun steht der Brunnen bei der Linde der Bevölkerung wieder zur Verfügung. Bild: ls

Im Leben Erlachs nimmt der alte Brunnen bei der Linde seit Jahrhunderten eine wichtige Stellung ein. Er ist der Mittelpunkt im Stedtli. Es ist denkbar, dass dort ursprünglich eine Erle stand, die dem 1717 errichteten Stadtgasthof, der zum Leidwesen vieler Erlacher weiterhin geschlossen ist, den Namen gab.

Der Gasthof Erle ist umfunktioniert, anstelle der Erle steht eine Linde, der Brunnen jedoch lässt immer noch frisches Wasser in den Trog plätschern und auf seinem Rand unter dem Baum lässt es sich gut verweilen.

Der jeweils am Samstag stattfindende Gemüse- und Früchtemarkt, kleinere Veranstaltungen von politischen Parteien und sonstige Anlässe wie das Treffen unter dem Weihnachtsbaum im Advent werten den Platz bei der Linde auf.

Gaukler zeigten
ihre Kunststücke

Der Name «Affenplatz», so wird er nur noch von wenigen Erlachern genannt, kann geschichtlich nicht zurückgeführt werden. Der Name wird zurecht, da mit leicht negativem Beigeschmack behaftet, kaum mehr angewendet. Man vermutet, dass vor vielen Jahrzehnten Gaukler auf dem Platz mit Affen ihre Kunststücke vorführten. Das alles seien jedoch nur Vermutungen, so der Erlacher Historiker Andres Moser.

Der Brunnen beim heutigen Schlossberg wurde 1782, wie auf dem eingemeisselten Wappen zu sehen ist, neu erstellt, stammt aus Neuenstädter Jura-Kalkstein und hatte einen offenen Abfluss quer über die Strasse zur Böcklinsgasse. Darin sammelten sich verschiedene, auch übelriechende Flüssigkeiten.

Der Original-Stockaufsatz ging leider verloren und ist für immer verschwunden. Dafür eignet sich der Stock ohne Aufsatz, um ihn mit Blumen zu schmücken.

Nicht aus
einem einzigen Stück

Die Pflege ist eine Daueraufgabe. Früher wurden, so steht es in historischen Schriften, «durch die Weiber an der Brunnwäscheten 8 Pfund, 14 Pfennige und 8 Schilling ausbezahlt»; damals ein beachtlicher und einer ordentlichen Frühjahrsreinigung angemessener Betrag. Eine fachmännische Reinigung oder Reparatur lässt sich heute nicht mehr einfach durch «Weiber» erledigen.

Der Brunnen war defekt, er verlor Wasser, wie Gemeindepräsident Martin Zülli auf Anfrage erklärt. Die übrigen Brunnen im Stedtli und in der Altstadt sind alle intakt.

Die Spezialfirma Bildhauerei und Steinwerk Weber AG aus Röschenz erledigte in den vergangenen Wochen die nötigen Arbeiten. «Es ist kein Monolit, sondern ein Plattenbrunnen, also kein Brunnen aus einem Stück Kalkstein», erklärt Chef Michael Weber, der stolz ergänzt, dass seine 122-jährige Firma in vierter Generation sämtliche Brunnen in der Berner Altstadt restauriert.

Mit einem ebenfalls gereinigten und währschaften Stahlband wird der gesamte Brunnen zusammengehalten.

Nach dem Abbau des Zeltes, das zum Schutz vor Dreck und Staub aufgestellt wurde, die bei den Arbeiten entstanden sind, hat der alte Brunnen in neuem Kleid seine Funktion wieder übernommen. Lotti Studer

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