Bacchus lässt die Gläser klingen

Heidi Flückiger

Am zweiten Läset-Sunntig wurde Erlach gestern von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern buchstäblich überrannt. In den Gassen des historischen Städtchens oberhalb des Bielersees war bereits am Vormittag einiges los.

Die Angebote in den Weinkellern und in den Restaurants sowie jene der Marktverkäufer liessen kaum Wünsche offen: Von süffigen Weinen über kulinarische Köstlichkeiten und kreativem Handwerk war alles vorhanden, was die Herzen erfreute. Auch die Kinder kamen nicht zu kurz: Sie konnten sich auf einem Karussell und auf einer Hüpfburg vergnügen.

Das 2900-Liter-Fass

Was das Winzerfest so beliebt macht: Die Erlacher Winzerfamilien Giauque, Stämpfli und Marolf schenken den Weinfreunden nicht nur ihre Weine ein, sie informierten auf Nachfrage auch über ihre Betriebe und die damit verbundene Arbeit. So erfuhren die Interessierten, dass letzte Woche einige Erlacher Winzer mit der Läset begonnen hätten. Die Ernte sei bisher gut ausgefallen.

Beat Giauque ist in Erlach für den Wein vom Schlosskeller verantwortlich und dort seit 1996 als selbstständiger Winzer tätig. Viele seiner Weine werden in Holzfässern zu edlen Tropfen, das grösste Fass fasst beeindruckende 2900 Liter. Von Chasselas über Pinot noir bis hin zu Oeil-de-Perdrix – bei diesem Familienbetrieb ist alles erhältlich, was das Weinliebhaberherz begehrt.

Nebst dem Weinausschank war Giauque an den Läset-Sunntige auch für die Gläser verantwortlich, mit denen die Gäste auf den Wein-Degustationsrundgang gingen. Die Gläser konnten für vier Franken erstanden werden. Auf dem Platz vor dem Schloss bereitete der «Seechuchiklub» zwei verschiedene Risottos zu. Am Vormittag war es dort aber noch ziemlich ruhig. «Das ändert sich, wenn der Umzug vorbei ist und die Leute Hunger haben», sagte Giauque.

Auch unten im Städtchen waren alle fleissig bei der Arbeit. Dort ging es bereits am Mittag wie in einem Bienenhaus zu und her. Mitunter war Kreativität gefragt: Die Schützengesellschaft Erlach betrieb in einer Garage eine Raclette-Stube. Dabei half die Vereinspräsidentin Sandra Aigner mit.

Vor dem Keller des Rebguts Hasenlauf spielten Musikanten auf und die Winzerfamilie um Andreas Stämpfli hatte schon alle Hände voll zu tun. Der 22-jährige Sohn Jean-Marc Stämpfli ist zwar beruflich als Elektriker tätig. Wenn aber seine Unterstützung beim Familienbetrieb benötigt wird, packt auch er mit beiden Händen an. So wie gestern. Stämpflis haben die Läset-Umzüge mit Fass-Sujets untermalt. Mit Blick auf den Reifeprozess der diesjährigen Trauben sei es ein normales Jahr gewesen und es gebe bis jetzt auch wettermässig nichts zu beklagen, so Andreas Stämpfli.

Ein bunter Festumzug

Das schöne, fast sommerliche Wetter brachte am Nachmittag weitere Festbesucher an den traditionellen Anlass. Zu sehen waren Autonummern aus den Kantonen Zürich oder St. Gallen, auch viele Waadtländer besuchten den Läset-Sunntig. Ein grosser Anziehungspunkt war der Festumzug. Die geschmückten Umzugswagen, die Bernhardiner vom Schweizerischen Sankt-Bernhardiner Club und die Wolfhunde von der European Wolfdog Association, die selbstverständlich unter fachlicher Betreuung standen und an der Leine geführt wurden, zauberten alle zusammen buntes Bild ins Städtchen.

Viel Aufmerksamkeit ernteten aber auch die Oldtimer Fahrradfahrer vom Velo Veteranen Club Schweiz sowie der Wagen mit dem Trauben-Sujet der Winzerfamilie Fredi Marolf. Mit diesem Sujet wurde das Thema «Läset» besonders ins Rampenlicht gerückt.

Martin Schneider, Organisationspräsident des Festes und Gemeindeschreiber bei den Einwohnergemeinden Gals und Tschugg, freute sich einerseits über den Festerfolg, andererseits aber auch über das Prachtswetter.

«Alles hat bestens geklappt, es war einfach der Hammer», sagte er stellvertretend für alle beteiligten Winzer und Vereine aus Erlach und der Region.