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Die Sanierung kostet halb so viel wie ein Neubau

Erleichterung in Brügg und Port: Ab Januar darf die Wehrbrücke wieder von Lastwagen befahren werden. In Nidau freut man sich auf weniger Verkehr.

Die Wehrbrücke verbindet Brügg und Port. Bild: Nico Kobel/a

von Carmen Stalder

Bereits im Januar dürfen wieder Lastwagen über die Wehrbrücke zwischen Port und Brügg fahren. Diese Neuigkeit hat beide betroffenen Gemeinden überrascht. Als der Kanton im April verkündete, dass die Brücke aufgrund ihres baulich schlechten Zustands für den Schwerverkehr gesperrt wird, ging man davon aus, dass es Jahre dauern würde, bis die 80 Jahre alte Wehrbrücke saniert wird – oder gar noch länger, wenn sie neu gebaut würde (das BT berichtete).

Nun hat eine weitere Untersuchung der Brücke ergeben, dass sie nicht abgerissen werden muss. Stattdessen verstärkt das kantonale Tiefbauamt ab Montag die Brücke mit zusätzlichen Stahlträgern und -stützen, sodass ab Januar wieder Lastwagen mit bis zu 28 Tonnen Gewicht darüber fahren können. Diese Massnahmen kosten rund 130'000 Franken.


Schnellere Busse

Die definitive Sanierung der Brücke ist für Mitte 2020 geplant und wird ein Jahr dauern. Ziel ist es, dass sie dann von allen Fahrzeugen bis 40 Tonnen befahren werden kann, was dem schweizerischen Standard entspricht. Während der Bauzeit herrscht auf der Brücke weiterhin Tempo 30, erst nach der Sanierung soll die maximal erlaubte Geschwindigkeit wieder auf 50km/h erhöht werden. Die Busse, die in den vergangenen Monaten nur im Schritttempo über die Brücke fahren durften, können ihr Tempo ab Januar auf 30km/h erhöhen.

Claudia Christiani, Kreisoberingenieurin Seeland/Berner Jura, schätzt, dass die Sanierung ungefähr vier bis fünf Millionen Franken kosten wird. Dem gegenüber würde ein Neubau um die acht Millionen Franken kosten, also rund doppelt so viel.

Allerdings seien nicht allein die Kosten für die nun ausgewählte Variante ausschlaggebend gewesen. «Eine Sanierung ist schneller ausgeführt als ein Neubau», sagt Christiani. Man habe in den vergangenen Monaten sehr intensiv an diesem Projekt gearbeitet, verschiedene Abwägungen und Berechnungen gemacht. «Wichtig war uns eine sichere Umsetzung, bei der es später für den Verkehr keine Einschränkungen gibt», sagt sie.


Port sitzt auf Mehrkosten

In Port und Brügg zeigt man sich ob der neusten Wendung erleichtert. «Ich bin froh, gibt es endlich eine Lösung», sagt Peter Grübler, Gemeinderat (SVP) und Präsident der Bau- und Planungskommission in Port. Dies insbesondere, weil die Sperrung der Gemeinde teuer zu stehen kommt: Die Lastwagen der Kehrichtabfuhr müssen derzeit von Port via Nidau zur Müve nach Biel fahren. Das Entsorgungsunternehmen verrechnet der Gemeinde durch die zusätzlichen Kilometer und den grösseren Zeitaufwand höhere Kosten. «Von April bis Dezember entstehen für uns deswegen Mehrkosten von zirka 20'000 Franken», sagt Grübler. Für die Gemeinde sei es deshalb umso wichtiger, dass die Kehrichtabfuhr ab Januar wieder auf der gewohnten Strecke verkehren kann.

Marc Meichtry, Gemeindepräsident von Brügg (Brügg for you), ist ebenfalls froh, dass der Kanton den Entschluss zur Sanierung gefasst hat. «Vorwärtszumachen hat erste Priorität. Wir können nicht warten, bis der Entscheid zum Westast gefällt ist.» Falls im Rahmen der A5-Umfahrung tatsächlich einmal eine vierspurige Autobahnbrücke über den Nidau-Büren-Kanal gebaut würde, hätte man das Geld für die Sanierung der alten Brücke eben in den Sand gesetzt. «Aber jetzt geht es um die Sicherheit, da kann man nichts riskieren», so Meichtry.


«Überraschende Nachricht»

Von der Sperrung der Wehrbrücke für den Schwerverkehr war insbesondere Nidau betroffen. Denn die nächste Ausweichmöglichkeit führte durch das Stedtli. Gemäss Kanton hat der Schwerverkehr auf der Hauptstrasse zwischen Frühling und Sommer um 60 Prozent zugenommen. Entsprechend gross ist nun die Erleichterung in der Gemeinde, dass man die Lastwagen bald los ist. «Wir sind sehr zufrieden mit dieser überraschenden Nachricht», sagt Gemeinderätin Sandra Friedli (SP). Überraschend deshalb, weil die Sanierung schneller komme, als erwartet. «Ich habe damit gerechnet, dass es noch mindestens zwei Jahre dauert», sagt sie.

Weil sich die Situation in Nidau durch die Wehrbrücke derart verschlechterte, forderte der Gemeinderat vom kantonalen Tiefbauamt bereits im Mai Massnahmen, um die Verkehrssicherheit im Stedtli zu erhöhen. Ab dem Sommer setzte der Kanton erste davon um, so wurden beispielsweise zu schmale Mittelinseln verbreitert oder die Bushaltestelle Kirche (Richtung Ipsach) zur Fahrbahn hin versetzt.

Ist das nun, da die Situation bald entschärft wird, verschwendetes Geld? «Keinesfalls», sagt Kreisoberingenieurin Christiani. «Das war kein Schnellschuss. Denn nach den geltenden Normen hätte man diese Massnahmen sowieso umsetzen müssen.» Man habe sie einfach schneller vorangetrieben.


Tempo 30 kommt trotzdem

In den nächsten Monaten führt der Kanton auf der Hauptstrasse noch weitere Arbeiten aus: So wird die erwähnte Bushaltestelle behindertengerecht ausgebaut. Das angekündigte Tempo 30 durchs Stedtli wolle man ebenfalls weiterhin einführen, sagt Christiani. Und eventuell werde man auch noch Belagarbeiten durchführen. Die ursprünglich geplante Erneuerung der Nidauer Ortsdurchfahrt, gegen die die SVP Nidau gar eine Petition eingereicht hatte, werde aber nicht weiterverfolgt, versichert sie.

Auch Sandra Friedli ist froh, wurden die Sofortmassnahmen umgesetzt. «Schaden können sie nicht, denn viel Verkehr haben wir sowieso.» Auch ist sie der Meinung, dass Tempo 30 weiterhin nötig ist – die Sicherheitsprobleme im Stedtli habe man nämlich auch dann noch, wenn dereinst wieder weniger Lastwagen durch Nidau hindurchfahren.

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