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Werner Salzmann

«Ob Frau oder Mann, das spielt 
keine Rolle»

Der 57-jährige SVP-Präsident holt für die Bürgerlichen die Kohlen aus dem Feuer und seiner Partei den Sitz zurück. Seinen Sieg widmet er seinem verstorbenen Vater.

Bild: Nicole Philipp
  • Dossier

Interview: Chantal Desbiolles

 

Werner Salzmann, Sie sind neuer Berner Ständerat. Wie fühlt sich das an?

Werner Salzmann: Ich habe einfach Freude, dass ich das Rennen gemacht habe unter diesen Vorzeichen, die ja nicht wirklich gut waren. Zumindest wenn man dem grün-linken Mainstream glaubte. Dass ich es geschafft habe, ist eine Überraschung. Eine, die sich im Verlauf des Nachmittags abgezeichnet hat.
 

Also sind Sie erleichtert?

Ja, durchaus. Ich freue mich für die Partei, aber auch für die Bevölkerung im Kanton Bern: Gewählt wurde ein Kandidat vom Land und einer aus der Stadt, dieser Umstand wird dem Kanton gerecht und wird den Stadt-Land-Graben etwas zuschütten. Ich widme diesen Ständeratssitz meinem Vater, der im März verstorben ist.

 

Sie wollten um jeden Preis eine rot-grüne Vertretung verhindern. Das ist Ihnen gelungen.

Ja, das haben wir geschafft. Insofern war das bürgerliche Ticket mit Christa Markwalder und der FDP richtig. Wir konnten so das ganze bürgerliche Lager gegen die Linken mobilisieren. Das scheint angesichts dieses Ergebnisses gelungen zu sein.

 

Sie haben rund 13 000 Stimmen mehr erhalten als Regula Rytz. Haben Sie damit gerechnet, dass es knapp wird?

Ich bin überrascht, wie viele Stimmen zwischen uns sind. Im ersten Wahlgang hatte sie 330 Stimmen mehr als ich. Entsprechend hat das Land mobilisiert. Ich habe aber auch gesehen, dass in der Stadt die Wahlbeteiligung etwas gesunken ist. Deswegen konnte ich einen Vorsprung verbuchen. Es kommt in unserem Kanton immer darauf an, wer wählen geht. Es war absehbar, dass es ein knappes Resultat wird. Daher ist bei mir die Spannung stark gestiegen, als ich nach neun Wahlkreisen gesehen habe, dass ich über 30 000 Stimmen Vorsprung hatte. Da wussten wir: Es könnte reichen. Und nun ist die Wahl halt zu meinen Gunsten und zugunsten der bürgerlichen Wähler ausgefallen.

 

Was haben Sie besser gemacht als im ersten Wahlgang?

Ich glaube, es ging ein Ruck durch unseren Kanton nach dem Ergebnis des ersten Wahlgangs. Die Wähler haben sich gesagt: Wir wollen keinen rot-grünen Durchmarsch.

 

Was haben Sie besser gemacht als Albert Rösti oder Adrian Amstutz bei früheren Ständeratswahlen?

In meinem Fall gab es eine Vakanz, bei ihnen nicht. Gegen einen Bisherigen anzutreten, ist immer viel schwieriger. Ich hatte also die einfachere Ausgangslage. Alles andere müssen wir analysieren.

 

Reden wir über die Frauenwahl. Wie können Sie eine glaubwürdige Vertretung für die Frauen im Kanton Bern sein?

Schauen Sie, ob Frau oder Mann: Das spielt überhaupt keine Rolle. Die Wählerinnen und Wähler haben selber entschieden, dass sie nun zwei Männer schicken wollen. Wenn zwei Frauen dran sind, sind zwei Frauen dran. Auch Männer werden das weibliche Geschlecht sicherlich nicht schlechter vertreten als umgekehrt. Wenn man Quoten fordert, dann ist man auf dem Holzweg. Dadurch werden Gruppen entzweit, das ist nicht die richtige Lösung.

 

Ihr grösster Erfolg aus Sicht der Partei dürfte sicher sein, dass Sie den Sitz wieder zurückgeholt haben, den die SVP im Jahr 2011 an die SP verloren hat.

Für mich ist das Wichtigste, dass das bürgerliche Lager diesen Sitz erreicht hat. Natürlich auch, dass unsere Partei, die den grössten Wähleranteil hat, diesen Sitz hat zurückholen können. Uns gebührt dieser Ständeratssitz.

 

Hatten Sie keine Bedenken, dass Ihre Ticketpartnerin Christa Markwalder Sie entscheidende Stimmen hätte kosten können?

Möglich wäre alles gewesen. Nach der Analyse des ersten Wahlgangs war einfach klar, dass wir zusammenarbeiten müssen. Nur so konnten wir das bürgerliche Lager mobilisieren. Das hat funktioniert. Unser Ziel war, dass neben Christa Markwalder und mir nicht noch der Name eines anderen Kandidierenden aufgeschrieben wird. Das hat offensichtlich geklappt.

 

Sie haben nicht viele Berührungspunkte mit dem wiedergewählten SP-Ständerat Hans Stöckli. Wie bringen Sie als Duo den Kanton Bern in der kleinen Kammer vorwärts?

Im Wahlkampf habe ich festgestellt, dass Hans Stöckli und ich zusammen auskommen. Menschlich sind wir absolut auf derselben Ebene. Sachlich haben wir natürlich Differenzen, sonst wären wir nicht in verschiedenen Parteien.

 

Wie räumen Sie diese Differenzen aus?

Das kann ich Ihnen noch nicht sagen, ich muss erst mit Hans Stöckli reden. Aber ich bin sicher, wir können zusammen reden.

 

Wofür werden Sie sich einsetzen?

Darüber reden wir, sobald klar ist, in welchen Kommissionen ich sein werde. Das weiss ich im Moment noch nicht. Dann gebe ich Ihnen gerne ein Interview dazu.

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