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Freiburg

Streit in der Migros eskaliert

Eine Urabstimmung der Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg stärkt Langzeitpräsident Damien Piller. Doch die Zentrale in Zürich wittert Betrug.

Weist alle Vorwürfe zurück: der Freiburger Jurist und Geschäftsmann Damien Piller. Bild: Keystone

Es ist eine Auseinandersetzung um den lokalen Migros-Fürsten Damien Piller. Es ist aber auch ein Streit zwischen der von ihm präsidierten Genossenschaft Neuenburg-Freiburg und der Zentrale in Zürich, wo der Genossenschaftsbund seinen Sitz hat. Dort hiess es gestern, es stehe der Verdacht des Wahlbetrugs im Raum. Der Genossenschaftsrat habe daher Anzeige wegen Urkundenfälschung und versuchten Betrugs gemacht.

Anlass war ein Beitrag des Westschweizer Fernsehens. Darin war die Rede von rund 400 Abstimmungszetteln, die in den Briefkästen einer kleinen Gemeinden ausserhalb der Kantone Neuenburg und Freiburg gefunden wurden. Alle lauteten auf den Namen des umstrittenen Migros-Regionalchefs Damien Piller.

Urabstimmung mit 
64,5 Prozent Nein

Der Genossenschaftsrat behält sich laut Mitteilung vor, das Abstimmungsresultat überprüfen zu lassen. Die Revisionsstelle Pricewaterhousecoopers (PwC), die mit der Durchführung der Urabstimmung betraut war, gab gestern bekannt, dass der Antrag, die Verwaltung abzuberufen, mit 64,5 Prozent verworfen wurde.

«Wir nehmen das heute bekanntgegebene Resultat zur Kenntnis. Die Migros werde alles unternehmen, um die Mitglieder der Direktion und die Mitarbeitenden in dieser schwierigen Situation zu unterstützen», wird Daniel Bena, der Präsident des Genossenschaftsrats in der Mitteilung zitiert. Der Genossenschaftsrat vertritt die Interessen der Genossenschafterinnen und Genossenschafter sowie der Konsumenten.

Die Verwaltung der regionalen Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg reagierte gestern positiv auf das Resultat der Urabstimmung. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter hätten sich nicht durch die Propaganda des Migros Genossenschaftsbundes in Zürich beeinflussen lassen, schreibt sie in einer Mitteilung.

Präsident Piller dankt 
für Vertrauen

Die Verwaltung entspricht in etwa dem Verwaltungsrat einer privaten Firma. Sie wird vom Freiburger Geschäftsmann Damien Piller geleitet. Dieser dankte gestern laut Mitteilung den Genossenschaftern «für ihre Weitsicht und das Vertrauen».

Der Migros-Genossenschaftsbund in Zürich hatte im Sommer Strafanzeige gegen Damien Piller, den langjährigen Präsidenten der Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg, eingereicht. Im Raum stehen Vorwürfe zu ungetreuer Geschäftsführung.

Ein Expertenbericht 
entlastet Piller

Ein von der Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg in Auftrag gegebener Expertenbericht entlastete Piller Ende August. Es gebe keine Beweise dafür, dass er Geld unterschlagen und sich persönlich bereichert habe. Die Verwaltung der regionalen Migros Genossenschaft stellte sich hinter Piller.

Nicht so der Genossenschaftsrat der Migros Neuenburg-Freiburg: Er entzog Mitte September in einer Konsultativabstimmung Piller und der restlichen Verwaltung das Vertrauen. Da der Genossenschaftsrat aber die Verwaltung nicht einfach abwählen kann, musste eine Urabstimmung durchgeführt werden.

Laut Medienberichten soll die Migros-Genossenschaft Freiburg-Neuenburg in den Jahren 2014 und 2015 zwei Zahlungen von insgesamt gut 1,6 Millionen Franken an Firmen getätigt haben, die Piller selber gehören sollen.

Die Firmen hätten im Kanton Freiburg Überbauungen realisiert, in denen jeweils ein Migros-Supermarkt eingemietet sei. Piller solle auch als Rechtsberater dieser Firmen fungiert haben. Geschäftsmann und Anwalt Piller wies schon Anfang Juli alle Verdachtsmomente von sich. Es gilt die Unschuldsvermutung. sda

Stichwörter: Freiburg, Migros, Damien Piller

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