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Corona-Blog

Der Albtraum mit dem 
König

Es ist Sonntagmorgen, 5 Uhr. Im Stiglimatt-Quartier ist es noch dunkel. In einem Haus aber macht sich der König bereit. Es geht, acht Monate und 15 Tage nach dem triumphalen Auftritt am Eidgenössischen in Zug, zum ersten Kranzfest.

Symbolbild Keystone
  • Dossier

Beat Moning, Redaktor Sport

Nach einer kalten Dusche und einem üppigen, von Ehefrau Cécile liebevoll zubereiteten Zmorge wird Christian Stucki um 6 Uhr von seinem Vater Willi abgeholt. Eine Minute später ist Sonnenaufgang und das Duo begleitet auf dem Weg nach Trubschachen eine herrliche Morgenstimmung. Alles ist hergerichtet für den nächsten Auftritt, dem ersten nach dem Königstitel. «Vielleicht war ich etwas nervöser als sonst», wird er später zu Protokoll geben. Schon bald taucht Stucki mit seinen Seeländerkollegen ab, macht sich warm, nimmt aufmunternde und lockere Worte von Teambetreuer Dominic Bloch entgegen. «Auf geht’s Manne». Die Einteiler schonen Stucki nicht. «Das bin ich mir aber gewohnt. Darüber mache ich mir längst keine Gedanken mehr.» Der erste Gegner ist kein Geringerer als Neu-Eidgenosse Matthias Aeschbacher, die Emmentaler-Hoffnung schlechthin. Nach 30 Sekunden liegt er auf dem Rücken. Was für ein Auftakt für den Lysser! In diesem Stil geht es weiter. Bis zum Schlussgang, wo Remo Käser wartet. Stucki genügt nach fünf Siegen mit der Höchstnote ein Gestellter. Lange wartet der Lysser ab, wartet auf die ultimative Gelegenheit. Sie kommt in der siebten Minute. Stucki hat bislang nicht gezogen. Käser ist völlig überrascht. Eine taktische Meisterleistung. Auf den Schultern der Gnägi-Gebrüder Florian und Damian feiert Christian Stucki seinen 43. Kranzfestsieg. Die Seeländer sind im Hoch. Sechs weitere Kränze gibt es: Das Duo Florian und Damien Gnägi schaffen es erstmals miteinander, das Trio Robin, Dominik und Philipp Roth ebenso. Dazu kommt Matthieu Burger. Duschen, Kranzverteilung, Interviews. Der Schwingsport ist lanciert. Willi und Chrigu fahren zusammen Richtung Lyss. Um 20.54 Uhr, genau zum Sonnenuntergang, ist der König wieder zu Hause, umarmt seine Ehefrau, und die Kinder sind auch aufgeblieben. Sie haben das Fest live im Fernsehen verfolgt und mitgefiebert. Beim Seeländischen am 24. Mai will dann die ganze Familie dabei sein.

Für mich ist es 4 Uhr in der Nacht auf gestern Sonntag. Ich erwache schweissgebadet. Die Corona-Krise macht das Ganze zum Albtraum.

bmoning@bielertagblatt.ch

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