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Mörigen

"Einfach warten, bis es soweit ist"

Heute feiert Dante Cassina in Mörigen seinen 100. Geburtstag. Der ehemalige Apotheker und Ausbildner erinnert sich an seine Frau und die Zeit auf dem Bielersee und erlacht über verfrühte Gratulationen.

Dante Cassina im Wohnzimmer seines Hauses in Mörigen. Bild: Heidi Flückiger

Heidi Flückiger

Wenn Dante Cassina in seinem Haus am Höhenweg in Mörigen Gäste empfängt, bittet er zu Kaffee und Kuchen. Das Feuer im Cheminée spendet wohlige Wärme. Ein Blick aus dem Fenster seines Wohnzimmers reicht bis weit über den Bielersee und zu den Jurahöhen.


Dante Cassina strahlt Gemütlichkeit aus. Er ist die Ruhe selbst. In der Beweglichkeit ist er eingeschränkt, aber sein Wissen ist gross und sein Erinnerungsvermögen brillant. Wenn er aus seinem Leben erzählt, bekommt man den Eindruck, als hätte alles erst gestern stattgefunden. Wer ihm zuhört, kann kaum glauben, dass er heute 100 Jahre alt ist.


Das Haus ist voller Leben
Langeweile kennt Dante Cassina nicht. Sein Haus ist voller Leben. Magdalena Lüer und Tadeusz Zawada aus Polen sind seine ständigen Begleiterinnen. Sie kümmern sich um sein Wohlergehen, um den Haushalt und um die Liegenschaft. Zusätzlich leben drei Hunde im Haus, deren Anwesenheit beim Betätigen der Klingel nicht zu überhören ist.


Dante Cassina empfängt gerne Gäste. Dazu gehört auch Ferdinand Joseph Gösmann aus Biel, der aus dem deutschen Osnabrück stammt, seit vielen Jahrzehnten in der Schweiz wohnt und schon bald den 85. Geburtstag feiern kann.


Cassinas Name verrät südländische Wurzeln. Seine Mutter stammte aus Italien und sein Vater aus dem Tessin. Geboren ist Dante Cassina in Genf. Danach zog die Familie nach Giubiasco. Dank diesen Aufenthalten spricht er Italienisch, Französisch, Deutsch und Englisch.


Auch er liess sich an verschiedenen Orten nieder. Während fünf Jahren arbeitete er in der Apotheke seines Onkels in Laufen. Bevor er sich im Jahr 1972 in Mörigen niederliess, wohnte er an der Aebistrasse in Biel. Die Murten-Apotheke in Biel war sein eigenes Geschäft, das er im Jahr 1995 verkaufte. Neben der Arbeit in der Apotheke unterrichtete er während 25 Jahren in der Kaufmännischen Berufsschule Biel Pharma-Assistentinnen und -Assistenten.


Auch seine Susanne war als Apothekerin tätig. «Wir haben uns beruflich bestens ergänzt», so Dante Cassina. Die beiden frönten verschiedenen Hobbys. Susanne sei eine exzellente Wanderin und Bergsteigerin gewesen. Im Alter von 79 Jahren ist sie gestorben. Leider sei ihre Ehe kinderlos geblieben, sagt Dante Cassina mit Wehmut in der Stimme.


«Das war ungemütlich»
Er hat sich in der Freizeit dem Schiesssport, dem Singen und dem Segeln gewidmet. Gesungen hat er bei den Tenören der Liedertafel Biel. Die Gesangsgruppe war damals ein purer Männerchor. Beim Schiesssport hat er es bis zum Schweizer Meister gebracht und im Militär zum Oberleutnant. Den Umgang mit Waffen lehrte er Absolventen des Militärs in der Funktion als Instruktor und Interessierten bei einer Schiesskommission ausser Dienst.


Besonders angetan hatte es ihm aber das Segeln. Die Ausbildung dazu absolvierte er in Deutschland auf dem Chiemsee. Das Schiff, das sowohl als Segel als auch als Motorboot genutzt werden konnte, unterhielt er zusammen mit Rosmarie und Peter Schürch, mit denen er eng befreundet war. Einmal sei er bei einer Bootsfahrt auf dem Bielersee von einem heftigen Sturm überrascht worden. «Das war sehr ungemütlich», sagte er. In seinem Wohnzimmer zeugt noch das Fernrohr von der Segel-Leidenschaft. Damit verfolgte er die Wettfahrten der Regatten auf dem Bielersee.


Nun ist Dante Cassinas Alltag ruhiger geworden. Den 100. Geburtstag will er aber gebührend feiern, zwar nicht mit einem grossen Fest, das wäre zu anstrengend für ihn, sondern mit Feierlichkeiten im kleinen Rahmen. Dazu lädt er abwechslungsweise Bekannte aus dem Dorf ein, Verwandte und Freunde.
Das «Bieler Tagblatt» hat ihm schon am 8. Februar gratuliert. Aus Versehen einen Monat zu früh. Als das zur Sprache kommt, kann sich Dante Cassina ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er hat den Lapsus mit Humor genommen, wie auch die verfrühten Gratulationen von Bekannten.


Heute ist aber sein grosser Tag. Wünschen tut er sich Gesundheit. Ein Rezept, wie man 100 Jahre alt wird, hat er keines. «Man muss einfach warten, bis es soweit ist», sagt er.

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