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Kappelen

Die Flugpiste darf gebaut werden – nach zehn Jahren Streit

Auf dem Flugfeld Biel-Kappelen entsteht eine neue Bahn, die das Fliegen sicherer machen soll. Bis zum Baubeginn war es ein langer Weg mit 36 Einsprachen und einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts.

Gegraben werden konnte vorerst nur mit der Schaufel. Für die schweren Maschinen war die Erde gestern zu nass. Bild: Yann Staffelbach

Hannah Frei

Christoph Meyer, Präsident der Flugplatzgenossenschaft Biel und Umgebung, war sichtlich erleichtert, als er gestern Morgen eine kleine Gruppe von Gästen zum Spatenstich der neuen Flugbahn begrüssen durfte – unter ihnen auch einige Anwohnerinnen und Anwohner des Flugfeldes. Meyer war es wichtig, aufzuzeigen, dass das Flugfeld und dessen geplanter Umbau von der Bevölkerung weitgehend akzeptiert werden. Denn noch vor ein paar Jahren stand das Projekt auf der Kippe: 36 Einsprachen gab es gegen das Umbauprojekt und die Änderung des Betriebsreglements. Darunter befanden sich drei Kollektiveinsprachen, inklusive einer von 35 Personen aus der Interessengemeinschaft gegen den Ausbau des Flugfelds Kappelen. Die Befürchtungen der Gegnerinnen und Gegner: Der Ausbau werde zu mehr Flugbewegungen und somit zu mehr Lärm führen. Die IG ging bis vor Bundesverwaltungsgericht, blitzte dort im Herbst 2019 jedoch ab.

Nun steht dem Umbauprojekt also nichts mehr im Weg – ausser der nasse Boden. Mit dem Bau hätte eigentlich gestern begonnen werden sollen, so Meyer. Die Erde müsse aber zuerst trocknen. Die alte Landebahn soll durch eine neue ersetzt werden, um 32 Meter versetzt und leicht gedreht. Zudem wird sie etwas länger als die Bisherige. Und: Die Graspiste wird mit einem Kunststoffgitter befestigt. Alles mit dem Ziel, das Flugfeld sicherer zu gestalten.

 

«Ein Vorzeigeflugfeld»

Am Bauprojekt habe sich durch die Einsprachen nichts geändert, sagte Christoph Meyer. Man sei nach wie vor davon überzeugt, dass dies der richtige Weg sei, um das Flugfeld auf dem neusten Stand zu halten. Und sogar noch mehr: «Das Feld in Kappelen wird zum Vorzeigeflugfeld.» Er kenne keinen anderen Flugplatz in der Schweiz, der ähnliche Sicherheitsstandards hat wie sie durch den Umbau in Kappelen erreicht werden sollen.

Durch die Verschiebung der Bahn werden die Flugzeuge die Hauptstrasse zwei Meter höher überqueren, also nicht wie bisher etwa 12,5 Meter über dem Boden, sondern 14,5 Meter. Das klingt nach viel Platz für die kleinen Flugzeuge der Hobby-Flieger und der Fallschirmschule Swissboogie. Doch bei Windböen oder wenn sich der Pilot um ein paar Meter verschätzt, könne es eng werden, so Meyer. Besonders dann, wenn in diesem Moment ein Lastwagen vorbeifahre. Durch die Verschiebung der Piste verlängert sich auch die Distanz von der Flugbahn bis zum nächsten Feld um 80 Meter. Nicht selten komme es vor, dass Flugzeuge auf einer nassen Bahn nach der Landung ins Feld rollen würden, so Meyer. Dies sollte auf der neuen Piste nicht mehr geschehen. Zudem wird der Flurweg, der die Piste kreuzt, aufgehoben, um somit eine weitere Gefahr zu bannen.

Dass es aufgrund der Verlegung zu mehr Fluglärm kommen werde, negierte Meyer vehement. Das Projekt sei kein quantitativer Ausbau, sondern ein qualitativer. Das hätten einige der Einsprecher bis zum Schluss nicht verstanden.

Das neue Betriebsreglement ist schon seit Anfang 2020 in Kraft. Seither dürfen jährlich noch maximal 12 000 Flugbewegungen auf dem Flugfeld in Kappelen stattfinden. Im letzten Jahr waren es um die 7000 Bewegungen. Das liege auch an der Pandemie, so Meyer, und sei daher nicht repräsentativ. 2014 waren es 11 500, was laut Meyer eher der Regel entspricht. Aber er versichert, dass der Fluglärm auch bei einem künftigen Anstieg der Bewegungen nicht zunehmen werde. Die Flugzeuge würden nämlich immer leiser, und auch die Entwicklung von Elektroflugzeugen gehe voran. «Die neue Piste wird nicht zu mehr Lärm führen», so Meyer. Im Gegenteil: Die Flugzeuge würden durch die Verlegung der Piste weiter weg von der Strasse und somit von den Anwohnenden starten, was zu einer Lärmreduktion führe. Und sie seien früher in der Luft, was sich ebenfalls auf den «Sound» auswirke. Dadurch könne der Pilot die Leistung des Motors früher reduzieren.

 

Kosten fast verdoppelt

Anfangs hat die Flugplatzgenossenschaft für das Umbauprojekt etwa 360 000 Franken eingeplant – das war vor etwa zehn Jahren. Aufgrund der Einsprachen und des mehrfachen Einreichens der Unterlagen bis zur Baubewilligung hat sich die Summe aber fast verdoppelt. Meyer rechnet mit zirka 650 000 Franken. Finanziert werde dies unter anderem mittels Beiträgen aus dem Fonds der zwecksgebundenen Mineralölsteuer des Bundesamts für Zivilluftfahrt(Bazl).

Sobald mit den Bauarbeiten begonnen werden kann, wird die bestehende Piste tagsüber für zirka drei Wochen gesperrt. Meyer hofft, dass die Hauptarbeiten bis zum Start der Saison im Sommer fertig sein werden. Danach steht bereits das nächste Projekt an: Der alte Hangar neben dem «Flügerbeizli» soll renoviert werden – das dürfte hingegen ohne Einsprachen möglich sein.

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