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Ipsach

Zwei Informatiker wollen die Präsidentin beerben

Gemeindepräsidentin Susanne Stöckenius (SP) ist vorzeitig von ihrem Amt zurückgetreten. Nun möchten Patrick Horisberger (SVP) und Bernhard Bachmann (SP) in ihre Fussstapfen treten.

Mit Patrick Horisberger und Bernhard Bachmann (rechts) kämpfen ein Neuer und ein Altbekannter um das Gemeindepräsidium. Bilder: Zvg

von Carmen Stalder

Anfang März musste die Ipsacherin Susanne Stöckenius aus gesundheitlichen Gründen ihren Rücktritt als Gemeindepräsidentin verkünden. «Dieser Entscheid ist mir schwergefallen, da ich die Arbeit in der Gemeindepolitik sehr geschätzt habe», schrieb sie in einer Mitteilung an die Dorfbewohnerinnen und -bewohner. Die SP-Politikerin wurde 2008 in den Gemeinderat gewählt, acht Jahre später folgte die Wahl zur höchsten Ipsacherin. Seit dem 1. April nimmt nun Vizegemeindepräsidentin Barbara Kradolfer (FDP) vorübergehend die früheren Aufgaben von Stöckenius wahr.

An den Gemeindewahlen vom 13. Juni wird das Amt neu besetzt. Gemäss Markus Becker, Geschäftsleiter der Gemeinde, haben sich innerhalb der Frist für die Einreichung der Wahlvorschläge zwei Personen gemeldet: Die Stimmbevölkerung hat die Wahl zwischen dem amtierenden Gemeinderat Patrick Horisberger (SVP) und dem früheren Gemeindepräsidenten Bernhard Bachmann (SP). Damit ist schon jetzt klar, dass das Amt nach der erstmaligen weiblichen Besetzung zurück in Männerhände fällt.


SVPler mit grünen Ideen

Patrick Horisberger ist 60 Jahre alt und lebt seit über 40 Jahren in Ipsach. Seit Anfang Jahr sitzt er für die SVP im Gemeinderat, wo er dem Ressort Volkswirtschaft und Gesundheit vorsteht. Er räumt ein, dass es lange dauerte, bis er damit begonnen hat, sich in seiner Gemeinde politisch zu engagieren. Zwar hat er sich bei den Grossratswahlen 2018 auf die Liste der BDP setzen lassen, Ambitionen für eine politische Karriere hege er allerdings keine. «Mein Fokus liegt auf der Lokalpolitik», sagt der Informatiker.

Die Erfahrungen als Gemeinderat, die er in den vergangenen Monaten sammeln konnte, fand er so spannend, dass er sich zur Kandidatur für das Präsidium entschieden hat. «Mir gefällt die Möglichkeit, mich für die Gemeinde einzubringen und neue Dinge anzustossen.» Susanne Stöckenius sei eine sehr gute Gemeindepräsidentin gewesen. Entsprechend würde Horisberger die Dorfpolitik nicht völlig umkrempeln wollen. Insbesondere die gute Finanzlage und die sehr hohe Wohn- und Lebensqualität gelte es zu erhalten.

Ein Anliegen ist ihm das Thema Abfall. Er möchte sich dafür engagieren, dass sich seine Gemeinde am neuen Recyclinghof in Biel beteiligt. Auch solle Ipsach vermehrt an Aktionen wie dem Clean-Up-Day oder dem Energy Day teilnehmen. Er wolle die Nachhaltigkeit des Dorfes fördern und dessen Bürgerinnen und Bürger mehr involvieren. «Auch ein SVPler kann grüne Ideen haben», sagt Horisberger.

In seiner Freizeit engagiert er sich für den Seechlepfer Club. Der Ipsacher Verein setzt sich zum Ziel, den Naturschutz zu pflegen und zu fördern, gemeinnützige Institutionen zu unterstützen sowie die Kameradschaft unter den Mitgliedern zu pflegen. Zudem interessiert er sich für fremde Sprachen und Kulturen: Derzeit beschäftigt er sich mit dem Erlernen der russischen Sprache.


SPler schätzt Vielseitigkeit

Sein Kontrahent, der SPler Bernhard Bachmann, bringt einen grossen Rucksack an lokalpolitischer Erfahrung mit: Von 2001 bis 2008 amtete er als Gemeinderat und stand dem Ressort öffentliche Sicherheit vor, von 2009 bis 2016 war er Gemeindepräsident. Nach 16 aktiven Jahren in der Gemeindepolitik sei das Thema für ihn eigentlich abgeschlossen gewesen, sagt der 53-Jährige, der damals aufgrund der Amtszeitbeschränkung abgetreten ist. Doch nun sind vier Jahre vergangen – und Bachmann will wieder zurückkehren.

Seine Kandidatur habe einerseits parteitaktische Gründe: Durch den Abgang von Susanne Stöckenius haben die Sozialdemokraten mit Leslie Firer nur noch einen Gemeinderatssitz inne. Also kämpft die SP dafür, weiterhin mit zwei Personen in der Regierung vertreten zu sein. Andererseits hat Bachmann schlicht Freude am Politisieren: «Ich war auch nach all den Jahren nicht amtsmüde. Es ist einfach eine total spannende Aufgabe.» Das liege vor allem an der Vielseitigkeit des Amtes und an den Kontakten zur Bevölkerung und zu anderen Gemeinden.

Als sein Steckenpferd bezeichnet Bachmann – der wie sein Konkurrent als Informatiker arbeitet – die Umwelt- und Energiepolitik. In diesem Bereich gebe es im Dorf Verbesserungspotenzial: Gemeindeeigene Gebäude sollen auf erneuerbare Energie umgerüstet werden. Er denke da beispielsweise an die Installation von Photovoltaikanlagen. Ein weiteres wichtiges Thema ist für ihn der Porttunnel: Er wehre sich vehement gegen das aktuell geplante Projekt, das seiner Meinung nach zu erheblichem Mehrverkehr in der Gemeinde führen würde. Als begeisterter Velofahrer kann Bachmann wohl sowieso dem Langsamverkehr mehr abgewinnen.


Offenes Rennen

Nach der Urnenwahl am 13. Juni läuft eine zehntägige Beschwerdefrist. Verstreicht diese ungenutzt, kann der neue Gemeindepräsident sein Amt antreten. Theoretisch wäre das am 24. Juni möglich – praktisch dürfte es eher der 1. Juli sein, so der Geschäftsleiter der Gemeinde. Stellt sich nur noch die Frage, wer das Zepter übernimmt: Frischer Wind oder altbekannte Kraft?

Patrick Horisberger meint, es werde schwierig, gegen seinen Konkurrenten zu bestehen. Bernhard Bachmann schätzt seine Chancen allerdings auch nur auf 50/50 ein: Horisberger sei im Dorf schliesslich sehr gut vernetzt. Das Ergebnis ist also noch offen. Klar ist nur, dass künftig ein Informatiker die Geschicke der Gemeinde Ipsach leiten wird.

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