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Ipsach

Nachbarn sollen füreinander da sein

Blumen giessen, Computerprobleme lösen, einkaufen: Wer dabei Unterstützung braucht, erhält sie via Nachbarschaftshilfe Ipsach. Noch braucht es aber mehr Teilnehmende.

Das Wappen von Ipsach

Carmen Stalder

Personen, die Unterstützung im täglichen Leben benötigen sowie Personen, die diese freiwillig leisten möchten, sollen generationenübergreifend zusammengebracht werden: So lautet das Ziel der Nachbarschaftshilfe Ipsach. Das Pilotprojekt ist diesen Frühling gestartet. Aufs Tapet gebracht hat die Idee der Seniorenrat von Ipsach, unterstützt wird das Vorhaben von der Gemeinde und von Pro Senectute.

«Viele Menschen getrauen sich nicht, in ihrer Nachbarschaft um Hilfe zu bitten, wenn es nötig ist», sagt Suzanne Grüter, Koordinatorin der Nachbarschaftshilfe. Dies aus Scham oder weil man sich nicht verwundbar zeigen wolle, so die 73-Jährige weiter. Die Nachbarschaftshilfe bewahre aber die Integrität aller Beteiligten, etwa indem sie der Schweigepflicht unterstellt seien.

Anfragen passen nicht

Im vergangenen Herbst hat der Seniorenrat im Gemeindeblatt eine Umfrage durchgeführt, um die Bedürfnisse zu erfragen. Daran nahmen allerdings nur 1,5 Prozent der Haushalte teil, und davon meist 60- bis 80-jährige Frauen. Für Grüter und Christiane Schwab, Präsidentin des Seniorenrats, immerhin ein Anfang. Sie wünschen sich aber durchaus mehr männliche und vor allem mehr jüngere Teilnehmende – auch Schüler und Studentinnen sehen sie als Freiwillige. Für das Projekt gemeldet haben sich schliesslich 18 Personen. Manche von ihnen auf der Suche nach Unterstützung, andere mit dem Angebot, zu helfen.

Einkäufe erledigen, im Haushalt helfen, die Blumen giessen, gemeinsam Spazieren gehen, kleine Reparaturen erledigen oder Computerprobleme lösen: Das sind die meistgenannten Anfragen und Angebote, die bei Grüter platziert worden sind. Doch es gibt ein Problem: «Die Anfragen passen nicht zueinander», so die 70-jährige Schwab. So fehlt es etwa an Freiwilligen, die Gartenschaufel und Rasenmäher zur Hand nehmen wollen – oder auch an solchen, die sich mit Viren und abgestürzten PCs auskennen.

Immerhin zwei Tandems konnte Grüter bisher bilden. Eine Seniorin ist auf ihren Rollator angewiesen und kann nicht mehr regelmässig mit ihrem Hund nach draussen gehen. Eine Freiwillige übernimmt nun regelmässig Hundespaziergänge. «Die beiden passen ausgezeichnet zueinander», freut sich Grüter.

Ein anderes Tandem besteht aus einer Frau, die auf Pflege angewiesen ist und deren Mann auf der Suche nach Unterstützung war. Nun kommt eine Freiwillige wöchentlich für drei Stunden vorbei, um den Ehemann zu entlasten und ihm etwas Freiraum zu gewähren. Auch bei diesem Duo funktioniert die Nachbarschaftshilfe laut Projektkoordinatorin sehr gut.

Schnell und unkompliziert

Suzanne Grüter und Christiane Schwab betonen, dass sie mit ihrem Projekt keine Organisationen wie die Spitex oder das Rote Kreuz konkurrieren wollen. Die Einsätze werden unentgeltlich angeboten und sind auf drei Stunden pro Woche beschränkt. Bei Bedarf sollen sie schnell und unkompliziert erfolgen. Im Einsatz stehen zudem keine Fachleute, sondern schlicht Nachbarinnen und Nachbarn, die füreinander da sein wollen.

Grüter hat sich zum Ziel gesetzt, während der Pilotphase bis Ende Jahr mindestens zehn Tandems zu bilden. Um das zu erreichen, müsse das Projekt bekannter gemacht werden, sind sich die beiden Frauen einig. Sie planen deshalb, Flyer in den Ipsacher Haushalten zu verteilen. Nach Ende der hoffentlich erfolgreichen Pilotphase wollen sie beim Gemeinderat eine Weiterführung des Projekts beantragen.

«Wir werden jetzt hartnäckig bleiben», sagt Grüter. Sie ist überzeugt, dass ihr Vorhaben mehr ist als nur Nachbarschaftshilfe – es ist auch eine Möglichkeit, mit generationenübergreifenden Kontakten gegen Vereinsamung anzukämpfen und vielleicht sogar neue Freundschaften zu knüpfen.

Info: Suzanne Grüter, Koordinatorin Nachbarschaftshilfe, ist erreichbar unter 079 755 96 99 (Dienstag von 9 bis 11 Uhr).

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