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EHC Biel

«Ich habe gelernt, gelassener zu sein»

Antti Törmänen empfängt den EHC Biel am Montagmorgen in der Tissot Arena zum ersten offiziellen Eistraining der neuen Saison. Für den Cheftrainer ist es nach geheilter Krebserkrankung eine freudige Rückkehr an seinen alten Arbeitsplatz.

Zurück in gewohnter Umgebung: Cheftrainer Antti Törmänen startet mit dem EHC Biel ins Eistraining./Copyright: Matthias Käser/Bieler Tagblatt

Interview: Francisco Rodríguez

Antti Törmänen, mit welchen Emotionen kehren Sie aufs Eis zurück?
Antti Törmänen: Das ist für mich eine grosse Sache, ich blicke mit sehr positiven Gefühlen auf die Eistrainings. Ein Jahr lang konnte ich meinen Trainerjob nicht mehr ausüben, jetzt spüre ich viel Energie und Vorfreude auf die neue gemeinsame Zeit mit meinem Staff, den Spielern und allen diesen guten Menschen hier.

Wie geht es Ihnen gesundheitlich nach überstandener Krankheit?
Sehr gut. Vor fünfeinhalb Monaten hatte ich meine letzte Chemotherapie, danach ging es Schritt für Schritt immer besser. Von Woche zu Woche gab es zwar zwischendurch wieder mal einen schlechten Tag, aber immer seltener. Jetzt ist alles in Ordnung.

Was nehmen Sie aus dieser schwierigen Zeit mit?
Dass es sehr wichtig ist, zuversichtlich nach vorne zu blicken, egal wo man gerade steht. Es war für mich ein Sabbatical in einer Zeit, die für alle wegen Corona sowieso sehr speziell war. Ich habe mir über alles Mögliche Gedanken gemacht. Die Zeit habe ich auch dazu genutzt, um mir zu überlegen, was ich im Eishockey besser machen kann.

Als Mensch haben Sie eine zweite Chance erhalten.
Persönlich war es ein Prozess, zuerst die Krankheit zu akzeptieren und dann alles dafür zu tun, um wieder gesund zu werden. Eine Chance, ein besserer Mensch zu werden und ein besserer Coach. Ich schaue jetzt die Dinge im Leben ein wenig anders an und versuche, auch mal andere Wege zu bestreiten. Natürlich nicht in allen Bereichen, aber allgemein habe ich gelernt, ruhiger und gelassener zu sein.

Was beim Trainerjob nicht immer einfach werden dürfte.
Das Trainerbusiness ist stressig, das wissen wir alle. Es gilt nicht nur für den Cheftrainer, sondern auch für die anderen Coaches, die Spieler, den Verwaltungsrat – letztlich für alle im Klub. Da sind immer viele Emotionen im Spiel.

Wie gehen Sie damit um?
Jetzt werde ich mich zunächst wieder gut einleben. Bis zum Meisterschaftsstart bleibt uns noch etwas Zeit. Ich bin sehr zuversichtlich, dass alles gut geht. Wir sind ein Team und helfen uns gegenseitig. Die Arbeitsteilung und Unterstützung im Staff hat schon vorher sehr gut funktioniert. Wir sprechen uns laufend ab und schauen, wer was macht.

Dem neuen Assistenztrainer Oliver David wird diesbezüglich eine wichtige Rolle zuteil.
Er ist soeben aus Übersee eingetroffen. Ich hatte schon vorher in unseren Telefongesprächen ein sehr gutes Gefühl bei ihm. Er bringt neue Ideen ins Team und wird sich im Training insbesondere um unsere Verteidiger kümmern. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.

Am Montag beginnt das offizielle Eistraining. Mit welchem Programm?
Wir werden täglich zwei Stunden auf dem Eis sein und zwischendurch auch draussen beim Fussball an der Kondition arbeiten. Dazu kommen zu Beginn noch andere Termine, die wir wahrnehmen werden, wie das Fotoshooting und sonstige maketingspezifische Angelegenheiten. Das gehört auch dazu.

Sind schon alle Ausländer da?
Ja, alle sind da.

Wie sind Sie mit den Transfers zufrieden?
Das werde ich erst abschliessend beurteilen können, sobald alle gespielt haben. Ich bin aber sehr zuversichtlich. Wir haben zwei ausländische Verteidiger mit unterschiedlichen Stärken geholt. Alexander Yakovenko kennt man in Biel ja bereits (Der Russe bestritt Ende Saison 2019/20 drei Spiele für Biel, die Red.). Er ist der offensivere der beiden, sehr schnell auf den Beinen und ein junger Verteidiger mit einer guten Spielidee. Viktor Lööv ist ein Allrounder mit defensiven und physischen Qualitäten. Ein guter Schlittschuhläufer, der jeden Gegner vor Probleme stellen wird.

Mit Jere Sallinen verstärkt ein Finne den Angriff.
Er kann am Flügel oder als Center eingesetzt werden und ist ein mannschaftsdienlicher Stürmer, der über ein gutes Spielveständnis verfügt und uns im Power- und Boxplay verstärken wird. Zudem besitzt er einen sehr guten Charakter. Ich bin gespannt auf die Neuen.

Sicher auch auf Gaëtan Haas nach dessen NHL-Zeit.
Diese Verpflichtung ist natürlich für uns und den EHC Biel eine Riesensache. Wir hoffen, er füllt hier in seiner alten Heimat die Leaderrolle aus, die wir ihm übertragen. Er wird für die Mannschaft sehr wichtig sein.

Noch könnte er zumindest theoretisch und beim Vorliegen eines entsprechenden Vertrags aus der NHL bis am 15. August wieder abreisen.
Natürlich besteht diese Gefahr, allerdings denken wir nicht daran und gehen jetzt wieder aufs Eis, um uns ideal vorzubereiten. Und sollte er uns wider Erwarten verlassen, schauen wir dann weiter.

Deutlich grösser ist die Gefahr bei Janis Moser.
Das können wir nicht beeinflussen. Als Zweitrundendraft muss man aber sicher damit rechnen, dass er schon bald geht. Es freut mich sehr für ihn, dass er endlich von einem NHL-Klub gedraftet worden ist. Normalerweise wäre das bei einem solchen Spieler schon früher geschehen. Das letzte Jahr mit Corona und damit zusammenhängend die Absage der Heim-WM in der Schweiz kam ihm in die Quere. Dort hätte er sicher noch mehr auf sich aufmerksam machen können. Janis hat sehr gut gearbeitet, sich dabei immer überlegt, was er noch besser machen kann und letztlich eine ausgezeichnete Entwicklung gemacht.

Würde sein wahrscheinlicher Abgang durch einen ausländischen Verteidiger kompensiert?
Auch mit dieser Frage beschäftigen wir uns eingehender, wenn es soweit ist.

Wie stark wird der EHC Biel im Vergleich zur letzten Saison sein?
Wir haben insbesondere mit Pouliot, Fuchs und Kreis starke Spieler verloren, dafür aber Verstärkungen geholt. Diese wollen wir möglichst gut integrieren und werden dann auch in der neuen Saison eine gute Mannschaft stellen. Gemeinsam wollen wir den EHC Biel vorwärtsbringen, was auch für uns Coaches eine sehr interessante Aufgabe ist. Am Montag geht es mit dem Eistraining los. Alle bei uns sind nach dem langen Sommertraining froh darüber und glücklich, nach einer Saison ohne Publikum wieder vor Zuschauern zu spielen.

Ein spezieller Start vor allem für Sie.
Kondition und Physis für das Training stimmen. Heute habe ich neue Schlittschuhe getestet. Nach 15 Jahren mit den alten war es mal gut zu wechseln. Ein Saisonstart ist aber jedes Mal speziell.

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