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Ipsach

Weshalb das Festival im Erlenwäldli ins Wasser fällt

Dieses Wochenende hätte im Ipsacher Erlenwäldli tagsüber ein Festival stattfinden sollen. Im letzten Moment sagte der Veranstalter Solidarity Agency jedoch ab.

Symbolbild: Keystone

Hannah Frei

Am Wochenende hätte die Wiese hinter dem Fussballplatz im Ipsacher Erlenwäldli beben sollen: Von heute bis Sonntag waren dort tagsüber sogenannte Raves geplant, heute zu Hip-Hop und Reggaeton, morgen und Sonntag zu elektronischer Musik. 950 Menschen hätten pro Tag dort feiern, tanzen und die Musik geniessen sollen.

In den Sozialen Medien wurde bereits für das Festival geworben, erste Tickets wurden verkauft. Doch dann kam letzten Freitag die ernüchternde Botschaft für die Partywilligen: Das Festival ist abgesagt. Was war passiert?

Zu hohes Risiko

Für die Organisatoren hätte diese Party der Einstieg in die Eventbranche werden sollen. Unter dem Namen Solidarity Agency hätten der Seeländer David Kawka und sein Team mit dem Dayrave durchstarten wollen. Doch kurz vor der Durchführung sei es ihnen zu brenzlig geworden, sagt Kawka. Schuld daran war zum einen die Pandemie, zum anderen das Hochwasser, das den Boden im Ipsacher Erlenwäldli durchtränkt hat – und die damit verbundenen Bedingungen für die Durchführung eines Fests dieser Grösse.

Eine gastgewerbliche Bewilligung hatten die Veranstalter Ende Juni beim Regierungsstatthalteramt eingeholt, die Gemeinde Ipsach hat diese abgesegnet, wie der zuständige Finanzverwalter Stefan Blaser sagt. Doch etwas haben Kawka und sein Team übersehen: Der Platz, auf dem das Fest hätte steigen sollen, liegt zwar auf Ipsacher Boden, gehört aber der Stadt Biel.

Die Stadt Biel habe ihnen das Festival zwar bewilligt, jedoch geknüpft an Bedingungen: Für die Miete der Fläche habe die Stadt eine Kaution von 5000 Franken für allfällige Schäden verlangt. Dies bestätigt Corinne Teutsch von der Abteilung Liegenschaften der Stadt Biel. Zudem seien sie darauf hingewiesen worden, dass es aufgrund der Hochwasserschäden teuer werden könnte, falls der Rasen nach dem Fest erneuert werden müsste, sagt Kawka. «Dieses Risiko wollten wir als Newcomer nicht eingehen.»

Wäre das Festival bis zu diesem Zeitpunkt zur Hälfte ausverkauft gewesen, hätte das Team laut Kawka wahrscheinlich anders entschieden. Die Kosten wären gedeckt gewesen, die Reserven für eben solche Fälle auf der Seite. Doch bis Ende letzter Woche seien pro Festtag lediglich um die 100 Tickets verkauft gewesen. Dies habe mit der Entwicklung der Fallzahlen zu tun, ist Kawka überzeugt, und mit dem für ein Sommerevent doch eher schlechten Wetter. «Die Menschen wurden wieder zurückhaltender.»

Blue Note wird wiedereröffnet

Ganz ins Wasser fällt die Sause nun aber doch nicht: Solidarity Agency veranstaltet dieses Wochenende zwei Partys, eine mit Hip-Hop und Reggaeton, die andere mit elektronischer Musik. So wie einst geplant, nur nicht tagsüber draussen, sondern nachts drinnen. Einige der geplanten Acts werden also doch noch auf der Bühne mixen dürfen. Heute sind es unter anderem DJ Stoppa, Kriss-T und DJ Wizzo, morgen Fabio D’Elia, She Nionika und Läder & Läder.

Als Austragungsort dient der Blue Note Club in der Nähe des Bieler Bahnhofs. Er feiert dieses Wochenende Wiedereröffnung, nach etlichen Pächterwechseln und einer länger ungewiss scheinenenden Zukunft.

Veranstalter geben nicht auf

Und wie geht es nun für das junge Team von Solidarity Agency weiter? Nach diesem Wochenende werde man Bilanz ziehen und allenfalls weitere kleinere Events planen. Mit einer grossen Veranstaltung will Kawka jedoch wegen der Pandemie bis nächsten Sommer warten.

Dann werde man es wohl erneut im Erlenwäldli oder einem vergleichbaren Ort im Seeland versuchen. Die Gemeinde Ipsach würde sie jedenfalls bei der Planung unterstützen, sagt Stefan Blaser. 

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