Sie sind hier

Abo

Eishockey

Brunner gut, alles gut

Sechs Spiele, sechs Siege: Der EHC Biel ist nicht nur Tabellenführer, sondern stellt mit Damien Brunner auch den erfolgreichsten Skorer der Liga. Woran liegt das?

Hat gut lachen: Damien Brunner dominiert zusammen mit dem EHC Biel in der National League die Startphase. copyright: Keystone

Moritz Bill

 

Brunner gut, alles gut. Das ist mittlerweile ein Running-Gag zwischen eben diesem Damien Brunner und ein paar Medienschaffenden. Wenn es läuft beim EHC Biel, und Brunner mit Toren dazu beiträgt, geht er mit einem breiten Grinsen an den Journalisten vorbei und sagt dieses Sprichwort. Zuletzt am Samstagabend, nachdem Brunner ein Tor geschossen hat, die Bieler den HC Davos mit 3:0 besiegt und zum sechsten Mal im sechsten Spiel gewonnen haben. 

 

Wer ihn nicht kennt, könnte Brunner nun Arroganz vorwerfen. Doch ist dies viel mehr eine Spitzbüberei, die ihn ausmacht und die er braucht, um so zu performen, wie er es in der vergangenen Doppelrunde tat. Auch mit 35 Jahren spielt Brunner immer noch Eishockey – bei anderen sieht es während dieses Karriereabschnitts eher nach alltäglicher, mühsamer Arbeit aus. 

 

Die gute Stimmung als Erfolgsrezept

Brunners Ausbeute in den letzten zwei Matches ist mit fünf Punkten (vier Tore) eindrücklich. Und sie hat ihn mit total neun Punkten zusammen mit Teamkollege Toni Rajala auf den Skorerthron der Liga gehievt. Auf die Frage nach seinem persönlichen Erfolg geht er aber nicht ein, sondern spricht von der Mannschaft, der es so gut läuft. 

 

Natürlich, das könnte man als Kalkül deuten, um in der Aussenwirkung eben gerade nicht als Selbstdarsteller aufzutreten, der den Erfolg des Teams mit dem eigenen begründet (Brunner gut, alles gut). Aber man kauft es dem früheren NHL-Spieler ab, wenn er über dieses Team schwärmt. Vor allem auch, weil die Beziehung auf einer Wechselwirkung basiert. Nur weil sich Brunner in der Mannschaft so wohl fühlt, ist er zu solchen Leistungen imstande. Er sagt: «Wir haben eine unglaublich gute Stimmung. Das zieht sich durch den ganzen Klub hindurch und strahlt auch auf die neuen Spieler aus, die sich problemlos eingefügt haben.»

 

Damit hat nur einer gerechnet

Dieser Zusammenhalt dürfte mit ein Grund für den besten Saisonstart seit dem Wiederaufstieg und der Leaderposition sein. Ganz schlüssig erklären lässt er sich aber nicht – weder von den Protagonisten noch den Experten. Fast alle hatten sie nach der durchzogenen Vorbereitung, die wegen Verletzungen keine Kontinuität zuliess, vor einem schwierigen Beginn gewarnt. Nur Brunner behauptet jetzt schelmisch: «Wen interessieren schon Testspiele? Wenn ich hätte wetten müssen, hätte ich auf genau so einen erfolgreichen Start gesetzt.» Er weiss die Waffe des Selbstvertrauens einzusetzen.

 

Trotz aller Euphorie – vollends überzeugt haben die Bieler nicht. In jedem Match gab es schlechte Phasen. Das Boxplay funktioniert zu oft nicht wunschgemäss. Nur, sie schafften es immer, sich aus misslichen Lagen zu befreien und konnten auf zwei der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Eishockey zählen: Effizienz und einen starken Goalie. Am Samstag zeigte Joren van Pottelberghe eine Spitzenpartie, tags zuvor hatte Elien Paupe in Lugano einen grossen Anteil am Sieg. Und vorne liessen Brunner und Co. nur wenige Top-Chancen ungenutzt. 

 

Für dieses Selbstverständnis sorge auch Antti Törmänen, sagt Brunner. «Er hat eine Winner-Ausstrahlung, fordert uns in Garderobe heraus. Darauf sprechen wir Spieler gut an.» Zudem habe Törmänen nach seiner Rückkehr «zwei, drei neue Dinge» reingebracht. Was genau, wird nicht verraten. Danach gefragt, antwortet der Finne mit seinem trockenen Humor:«Ach so?Es ist gut, dass die Spieler eine eigene Meinung haben, aber vielleicht haben sie einfach eine schlechte Erinnerung.» 

 

Törmänen hält den Puck flach

Törmänen ist natürlich darauf bedacht, den Puck flach zu halten. Er vergleicht die Saison mit einem Marathonlauf, in welchem man sich erst am Anfang befände. Und er weiss aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass man das Team nicht vor dem Abend loben sollte. Die Erinnerung an die Niederlagenserie während der vorletzten Saison dürften auch bei ihm noch präsent sein. Ohnehin haben Tiefs im November oder Dezember – und manchmal auch im Januar – beim EHC Biel schon fast Tradition. Umso wichtiger ist das Punktepolster, das sich die Bieler jetzt schon aufgebaut haben.

 

*********************************

Schläpfer präsent, Verletzungshexe auch

 

Eines muss man Elvis Schläpfer lassen: Einfach so unauffällig mitspielen, wie es andere 20-Jährige tun, tut er nicht. Sein aller erster Einsatz in der höchsten Liga hatte vor knapp zwei Jahren sogleich auf der Strafbank geendet. Am Freitag, als er als Haas-Ersatz erstmals die erste Linie als Center anführte, flog er nach einer Undiszipliniertheit schon im ersten Drittel mit einem Restausschluss vom Eis. Noch nie hatte Schläpfer zuvor in seiner Laufbahn eine Spieldauerdisziplinarstrafe kassiert. «Das war wirklich eine saudumme Strafe. Ich war sehr enttäuscht und habe mich geärgert. Aber meine Teamkollegen haben mir sofort gut zugeredet», erzählt Schläpfer. 

 

Geärgert hat er sich auch deshalb, weil er derzeit viel Eiszeit erhält, diese aber nicht nutzen konnte. Das liegt an der Verletzungshexe, die sich in Biel herumtreibt und den jungen Spielern Einsatzzeit beschert. Neben Haas, Fey und Tanner fielen während des Matchs am Samstag auch Hofer und Cunti aus. Zu Cuntis Zustand war nichts zu erfahren, Hofers Hand war bandagiert; er hatte einen Schuss Nygrens geblockt. Die genaue Diagnose soll heute gestellt werden. Gut möglich also, dass Schläpfer weiterhin viele Einsätze erhält. Am Samstag punktete er mit dem Pass zum 3:0 zum ersten Mal in der NL. 

Das, und dass er nun plötzlich in derselben Linie mit Rajala oder Brunner spielt, sei schon sehr speziell. «Als mein Vater hier noch Trainer war, habe ich sehr viele EHCB-Spiele besucht. Und Brunner habe ich immer bewundert. Ich habe sogar noch ein Foto mit ihm:Als ich circa zehn Jahre alt war, begegnete ich Damien an einem Match des FC Basel.» bil 

 
 

Nachrichten zu Aktuell »