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Ipsach

«Wir haben unsere Linie durchgezogen»

Seit bald 30 Jahren verhilft Innatura in Ipsach den Menschen zu besserem Schlaf. Dabei ist die ganze Familie involviert. Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Und warum ist Zeit ein entscheidender Faktor?

Innatura, seit den Anfängen eine Familienangelegenheit: Nils, Sandra und Reto Gygax (hinten, von links). Vorne: Livio Gygax. Bild: zvg
Raphael Amstutz
 
Es gibt viele Worte, die das Familienunternehmen Innatura in Ipsach beschreiben. Müsste man sich auf eines beschränken, es wäre Konsequenz.
Denn Reto und Sandra Gygax haben sich auf Naturmaterialien in Bio-Qualität fokussiert, als die Begriffe Nachhaltigkeit und Ökologie noch kaum diskutiert wurden. Und sie sind ihren Überzeugungen bis heute treu geblieben.
 
Ende der 80er-Jahre ist Reto Bootsbauer und Betreiber einer Werft in Sutz. Parallel dazu lanciert Sandra, vorerst im kleinen Stil, die Produktion von Massivholz-Betten und den Vertrieb der Marke Hüsler-Nest im Seeland. «Holzgade» heisst die eigene Schreinerei. 
Einige Zeit laufen beide Zweige parallel, doch irgendwann ist klar: Es gibt einen Wechsel. Weg vom Bootsbau, hin zu den Betten. Dabei ist die Philosophie klar: natürlich, ganzheitlich und gesund. Und zwar für Mensch, Tier und Umwelt.
 
Legendäre Radiospots mit den eigenen Söhnen
Im Jahr 1995 erfolgt der Umzug an den heutigen Firmensitz an der Hauptstrasse 95 in Ipsach. «Angefangen haben wir mit zwei Schreinern. Im Zentrum standen die Produktion und der Vertrieb von Naturbetten», erinnert sich Reto Gygax. Nach und nach wird die Ausstellungsfläche vergrössert und auch das Angebot wächst. 
 
Neben Betten gibt es bei Innatura nun auch Tische, Stühle, Schränke und Beimöbel aus Massivholz zu kaufen. Das Paar investiert in regionale Werbung – bekannt sind vor allem die bis heute legendären Radiospots bei «Canal 3». Die Kinder, die darin zu hören sind, heissen Nils und Livio und sind die Söhne von Reto und Sandra.
 
Die beiden, einer ist inzwischen Architekt, der andere hat Wirtschaft studiert, helfen bald tatkräftig mit – «ohne Druck von unserer Seite», wie das Ehepaar betont. Die alte und die neue Generation würden sich gegenseitig befruchten, sagt Reto Gygax. Man lerne voneinander und den unterschiedlichen Blickwinkeln und Sichtweisen. 
 
Nur heile Welt also trotz der engen privaten und beruflichen Verflechtung? Sandra und Reto schauen sich an und schmunzeln: «Natürlich waren wir nicht immer gleicher Meinung. Wir hatten intensive Diskussionen und auch Meinungsverschiedenheiten. Aber gerade diese Umstände waren es, die, im Nachhinein gesehen, unser Geschäft so erfolgreich in die Gegenwart geführt haben.»
 
Neben dem Bettsystem Hüsler-Nest hat Innatura Produkte der Marke Team7 im Angebot. «Seit wir diese Marke kennen, ist es unser Traum gewesen, ihre Produkte auch zu verkaufen», sagt Sandra Gygax. «Team7 verfolgt die gleichen Werte und Ziele wie wir.» An der internationalen Möbelmesse in Köln im Jahr 1997 konnte der Grundstein einer Partnerschaft gelegt werden, die inzwischen 24 Jahre lang andauert.
 
Team7 sei heute der führende Hersteller von Naturholzmöbeln in Europa, so Reto Gygax und setze neue Massstäbe in Sachen Nachhaltigkeit und Ökologie.
 
Kundinnen und Kunden aus der ganzen Schweiz
Um die schönen und gesunden Möbel unter die Menschen zu bringen, organisierte Sandra im Firmengebäude Vorträge zu Gesundheitsthemen und lud Künstlerinnen und Künstler zu Ausstellungen ein. 
 
Neben ihrem Alltag als Mutter und Geschäftsfrau absolvierte Sandra Gygax die Ausbildung zur Heilpraktikerin. «Sie bringt viel Wissen in das Geschäft», so Reto. Denn kaum etwas ist so verbreitet wie Schlafprobleme. Und wie bei allen komplexen Dingen gilt auch hier: Um das Problem zu lösen, braucht es verschiedene Ansätze und den Blick auf das grosse Ganze.
 
«Schlafen ist viel mehr, als einfach ein Gestell und eine Matratze zu kaufen», sagt Reto Gygax. Und so ist es ihm wichtig, dass die Menschen nicht im Internet bestellen, sondern im Geschäft vorbeikommen. Die persönliche Beratung und das Prüfen unterschiedlicher Varianten verlange viel Fachwissen und könne je nach Kundin oder Kunde und je nach Anliegen auch mal etwas länger dauern, so Reto Gygax. 
 
Die Menschen bei Innatura nehmen sich diese Zeit. Das kommt an. Die Folgen: Es gibt zahlreiche Stammkundinnen und -kunden. Inzwischen wird das Geschäft von Personen aus der ganzen Schweiz besucht. Innatura liefert pro Jahr rund 700 bis 800 Matratzen sowie 200 bis 300 Bettrahmen aus.
 
Konsequenz, Offenheit und Feingefühl
Gleichzeitig hat Innatura die Kundenwünsche im Blick. Ein Beispiel: Weil Hüsler-Nest ein Systemkonzept ist, sich viele Kundinnen und Kunden aber für Einzelkomponenten interessieren, kommt im Jahr 2012 die Zusammenarbeit mit Dormiente, einer deutschen Naturmatratzen-Manufaktur, zustande. 
 
Als Dormiente zudem vor vier Jahren einen neuen Verkaufsleiter für die Schweiz suchte, «war Livio von dieser Idee sehr angetan und hat spontan zugesagt», erinnern sich die Eltern. So arbeitet Livio nun für beide Firmen, je in einem Teilzeitpensum. Architekt Nils steht der Familie weiterhin bei betriebsorganisatorischen und strategischen Fragen zur Seite und auch er ist regelmässig in Ipsach anzutreffen. 
 
«Wir haben unsere Linie immer durchgezogen», sagt Reto Gygax, «auch in den schwierigen Anfängen». Genau, die anfangs angesprochene Konsequenz. Zusammen mit der Offenheit neuen Produkten und Materialien, neuen Erkenntnissen und Entwicklungen gegenüber, einem Feingefühl für die Bedürfnisse der Menschen und einem sorgfältigen Umgang mit Ressourcen ergibt sich ein Paket, das seit nun bald 30 Jahren überzeugt.

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