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Chlausenzunft

Rote Karte für ungeimpfte Samichläuse

Um Superspreader-Anlässe zu verhindern, setzen Berns Samichläuse auf 3G. Manche gehen sogar noch weiter – und geben den ungeimpften Chläusen den Laufpass.

Symbolbild: Keystone

Christoph Albrecht

Adventsstimmung? Sie mag in diesen Tagen trotz ersten Schneeflocken nicht so recht ­aufkommen. Die Ansteckungen mit dem Coronavirus nehmen zu, die Situation verschärft sich fast täglich – ausgerechnet jetzt, wo die Weihnachtszeit vor der Tür steht.

Die Vorfreude ist denn auch bei Berns Samichläusen gedämpft. Am 6. Dezember sollten sie wieder in Wälder und Wohnzimmer ausrücken und Kinder glücklich machen. Doch wegen der gegenwärtigen Pandemieentwicklung stecken sie im Dilemma. Wie klug ist es derzeit, als älterer Mann Dutzende Haushalte mit fremden Menschen zu besuchen?

Die Frage hat sich auch Ueli Blatti gestellt. Seit über 50 Jahren ist er in Ostermundigen und Umgebung als Samichlaus unterwegs. Auch dieses Jahr will der Rentner nicht auf den Brauch verzichten – auch wenn ihm inzwischen nicht mehr ganz wohl ist. «Ich hätte mich gerne noch boostern lassen», sagt Blatti. ­Leider habe sich aber nicht mehr rechtzeitig ein Termin finden lassen.

 

40 Paar Stoffhandschuhe

Umso strenger sind die Regeln, die Blatti seinen Gastgebern auferlegt hat. «Bei meinen Hausbesuchen verlange ich von ungeimpften Erwachsenen, dass sie eine Maske tragen.» Ebenfalls trete er nur in gelüftete Stuben. «Die Leute müssen mir das vorgängig per E-Mail bestätigen.»

Auch er selber werde Vorkehrungen treffen. Mundharmonika etwa spiele er ausschliesslich vom Balkon aus, nach jedem Besuch wechsle er seine Stoffhandschuhe. «Ich habe mir 40 Paar besorgt», sagt er. Heuer ebenfalls tabu sei es, Kinder auf den Schoss zu nehmen.

Andere Chlausenvereinigungen gehen einen Schritt weiter. Zum Beispiel die Chlausengruppe St. Mauritius in Bern-Bethlehem. «Wir möchten unbedingt einen Superspreader-Anlass verhindern», heisst es dort. Der ­Zirkel hat deshalb eine umstrittene Massnahme beschlossen. «Bei uns gilt intern Impfpflicht», sagt Ralf Treuthardt vom Vorstand. Will heissen: Nur wer das Vakzin in sich trägt, darf dieses Jahr Samichlaus oder Schmutzli spielen.

Für mehrere ungeimpfte Mitglieder der Gruppe hat dies ­Konsequenzen. Sie dürfen heuer nicht mittun. Der Entscheid habe durchaus für Reaktionen gesorgt, sagt Treuthardt. «Einige haben Verständnis gezeigt, andere weniger.»

 

Chlaus will Zertifikat sehen

Die Chlausengruppe verlangt aber auch von den Personen, die Samichlaus und Schmutzli in Empfang nehmen, Vorsichtsmassnahmen. Die Bedingung für Hausbesuche sei, dass alle anwesenden Erwachsenen zertifiziert seien. Bevor der Samichlaus und sein Begleiter in die warme Stube treten, wird es vor den Haustüren zu gewöhnungsbedürftigen Situationen kommen. «Wir wollen von den Gastgebern das Zertifikat sehen», heisst es. Werde das nicht eingehalten, ­behalte man sich vor, «die Sache je nach Situation vor Ort abzublasen».

Auch bei der Samichlouszunft Bärn sind Impfung und Zertifikat ein Thema. Aber: «Weder Chlaus noch Schmutzli werden Zertifikate kontrollieren», schreibt die Vereinigung. Wo möglich, verlege man die Besuche in Gärten. Die Zunft kämpft heuer eher mit einem Personalproblem: Weil manchen der Einsatz wegen Corona zu heikel sei, könne man auf weniger Helferinnen und Helfer zurückgreifen. «Einige haben Angehörige, die zur Hochrisikogruppe gehören, und bleiben deswegen zu Hause.»

Trotz Maskenpflicht und Zertifikatskontrolle: Die Bernerinnen und Berner wollen sich den Samichlauszauber offenbar nicht nehmen lassen. Bei den meisten angefragten Chlausengruppen heisst es, die Nachfrage sei ungebrochen. «Wir führen 24 Hausbesuche durch – das sind sogar mehr als in den letzten Jahren», sagt etwa Ambar Conca von der Gruppe Mundiger Samichlous, die in mehreren Gemeinden ­östlich von Bern Familien besucht. Absagen wegen Corona habe man bisher keine erhalten. Dies, obwohl auch dort für alle ab 16 Jahren 3G gilt.

 

Der Kanton warnt

Und was sagt der Kanton zum bevorstehenden 6. Dezember? «Wir empfehlen, Samichlausbesuche wenn immer möglich im Freien abzuhalten», schreibt Gundekar Giebel, Sprecher der Gesundheitsdirektion. Er erinnert daran, dass ein Samichlausbesuch etwa in einer Schule als öffentlicher Anlass durchgehe, somit gelte selbst für Geimpfte Maskenpflicht. Auch hinsichtlich privater Treffen warnt Giebel: «Es ist jetzt nicht die Zeit für grosse Zusammenkünfte.»

Stichwörter: Samichlaus, Nikolaus, Pass, Impfen, 3G

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