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Aegerten

«Finöggeli», «Gäderhächu» oder «Laggaff»

Vor sechs Jahren hat Beat Bucher daheim in Aegerten seine ersten 20 Liter Bier gebraut. Die Nachfrage steigt stetig,
und so ist aus dem Hobby eine kleine Firma geworden. Bucher überrascht mit kreativen Namen – und hat bereits neue Pläne.

Copyright: Yann Staffelbach / Bieler Tagblatt

Markus Dähler

2015 hat alles angefangen: Der Aegerter Maschineningenieur Beat Bucher besuchte mit seinem Jahrgänger-Club80 einen Bierbrauertag auf dem Sädel oberhalb des Gerzensees. Zuhause schaffte er dann flugs eine 30-Liter-Spaghetti-Pfanne an, besorgte sich Know-how samt Zutaten und braute auf der Terrasse sein erstes Bier für die Festtage. Es schmeckte nicht übel und beflügelte Buchers Biereuphorie. Schade, dass das Büffel-Label bereits anderweitig im Seeland bebraut wurde. So musste ein neuer Brand her.

Wieder waren die Club80er-Kollegen mit Bucher unterwegs, diesmal in Schottland, als die Idee von einem «anständigen Bier für unanständige Leute» unter dem Namen Roubouz reifte.

Bucher deutet das alte Mundartwort treffend als «mürrischen, unsensiblen, unwirschen, polternden und gar ungehobelten Menschen». Das passt nicht zum fantasievollen Brauer, dafür zu einem Teil seines obergärig gebrauten Malzbiers.

 

Bereits ein Dutzend Sorten

An der Schwadernaustrasse in Aegerten, in den Räumlichkeiten der Luginbühls Event + Catering GmbH, fand der selbsternannte «Roubouz» vor Jahresfrist passende Räumlichkeiten, um die steigende Nachfrage mit einer geeigneten Anlage befriedigen zu können. 200 Liter kann er nun gleichzeitig brauen; ist aber weiterhin eine Mikrobrauerei. Das Angebot ist mittlerweile auf ein Dutzend Sorten angewachsen.

Fünf «artige» und saisonal sieben «abartige»: «Finöggeli», «Glübiee», «Zuckerwasserfisu», «Gäderhächu» und «Chuttleputzer» heissen erstere. «Schnauetryber», «Sumpfgluggere», «Laggaff», «Lamaaschi», «Guggummere», «Fägnäscht» oder «Karisiere 2.0» sind die unregelmässig gebrauten Bierchen.

Bereits seit März 2018 ist die Roubouz Braumanufaktur bei der Eidgenössischen Zollverwaltung offiziell als Brauerei Nr. 1177 in der Schweiz eingetragen und liefert die Alkoholsteuer pünktlich ab. Aber das überlässt Bucher gerne, wie alle administrativen Aufgaben, seiner Ehefrau Olivia.

Diese übernimmt auch die Supervision des knapp kostendeckenden Familien-Hobbys. Mit der Jahresproduktion von 5000 Litern kann er den statistischen Jahresbedarf von 100 Biertrinkenden befriedigen. Schweizweit sind weitere 1200 steuerpflichte Brauereien bei der Erfüllung dieser Aufgabe am Werk.

Weil Roubouz auch ins Sortiment der Aemme-Getränke AG in der ehemaligen Ramseier-Mosterei expandieren will, besuchte vor Weihnachten mit Philipp Haldemann ein international zertifizierter Bier-Sommelier die Produktionsstätte in Aegerten. In der Blinddegustation erkannte er das «Finöggeli» – welch ein Zufall – bereits am lieblichen Duft als schön gehopftes Weizenbier im «American Wheat-Stil».

 

Experimentieren ohne Ende

Den «Gäderhächu» beschrieb Haldemann auf Anhieb als «chüschtiges» Bier mit Hefegeschmack, aber auch mager mit reduziertem Alkoholgehalt und bitterem Nachgang. Auch der «Chuttleputzer» verdient nach Ansicht des Bierkenners seinen Namen: «Bitterkeit am oberen Level, stark im Alkoholgehalt. Dank Roggenmalz eher brotig schmeckend und mit einer rötlichen Farbe» so das Fazit des Bierkenners.

Mit der gezielten Wahl und Menge von Malz, Hopfen und Würze erreicht Bucher vielseitige Geschmacksrichtungen, die durch die Moderation des Brauvorganges verfeinert werden. «Ich braue alles, was ich auch gerne selber trinke», sagt er und teilt seine Ergebnisse gerne mit Freunden und Kunden.

Das Experimentieren mit den unterschiedlichen Rezepturen und Zutaten ist für Bucher längst vom lustigen Hobby zur lustvollen Passion geworden. Diese teilt er jeweils am Freitagabend beim Rampenverkauf mit Degustation in den Produktionsräumen bei Luginbühls mit seinen Gästen und Freunden.

 

Was geplant ist

Reto Luginbühl als Gastgeber und Abnehmer «der Hausbiere für Anlässe» und Ela Hess als gute Seele teilen den Erfolg im Team mit dem «Broubouz».

Die Einladung zur Murtener Bierwanderung 2022 hat dieser eben als besondere Wertschätzung seines Handwerks gerne angenommen.

Zudem wollen die drei mit kleinen Festchen am «durstigen Freitag» ab Frühling vermehrt die Bierkultur und andere Kultursparten zusammenbringen. An Ideen fehlt es dem kreativen «Roubouzen» Beat Bucher und seinem Team wahrlich nicht.

Info: Rampenverkauf an der Schwadernaustrasse 65 in Aegerten und Verkauf im «Dorflädeli» in Aegerten, im Voi in Studen, in den Käsereiläden in Nidau und Aarberg sowie im Bierhuus Belp und Münsingen. Mehr unter 
www.roubouz.ch undwww.biphi.ch

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