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Pandemie

Ihr Hobby leidet extrem

Die neuen Coronamassnahmen kurz vor Jahresende sorgen bei Musik- und Folklorevereinen für Frust. 
Viele haben ihre Konzerte im Januar bereits absagen müssen. Einige wenige wollen trotzdem nicht aufgeben.

Die Diessbacher Jodler bleiben optimistisch und haben sich bereits für das Bernisch-Kantonale Jodlerfest angemeldet.
 Bild: Markus Dähler

Markus Dähler

Der behördliche Beschluss, wonach nur noch mit Maske gesungen und musiziert werden darf, hat kurz vor Weihnachten wie eine Bombe eingeschlagen. Zwar lässt die Verordnung für Getestete, seit höchstens vier Monaten Geimpfte, Geboostete oder Genesene ein Türchen offen. Aber insbesondere bei den Aktiven der Sparte Blasmusik ist die Ernüchterung gross. «Seit August hat der Proben- und Konzertbetrieb in der Schweiz weitgehend normal funktioniert. Bis zuletzt, also bis unmittelbar vor Weihnachten haben Hunderte von Konzerten stattgefunden. Die Blasmusik ist wieder aufgeblüht und wurde Ende Jahr erneut brutal gestoppt», sagt Theo Martin als Präsident Schweizer Blasmusik-Dirigentenverband BDV. In der Musikgesellschaft Safnern spielt er die Klarinette und in Safnern findet im Frühsommer auch der Seeländische Musiktag statt. Als verantwortlicher Vereinspräsident ergänzt Christian Salzmann, dass man mit Freude musiziert und die behördlichen Bestimmungen umsetzen wollte und konnte. Trotzdem müssen aber auch Salzmann und Martin darüber nachdenken, ihre Konzerte von Ende Februar zu verschieben. «Es braucht einfach zwei Monate intensive Probezeit für einen Erfolg versprechenden Auftritt.»

 

Konzerte und Theater in Büetigen abgesagt

Die Musikgesellschaft Büetigen hat ihr Konzert wie der Männcherchor im Dorf vom Januar abgesagt. «Da sind einerseits die einschränkenden Auflagen zum Proben und für die Konzert-Organisation», begründet Präsident Roland Kunz die den schmerzhaften Entscheid. Als kleiner Verein könne man sich Lücken durch Quarantänen oder andere Schutzmassnahmen nicht leisten.

Als Covid-Verantwortlicher im Männerchor Büetigen musste auch Andreas Blösch seinen Sängerkameraden die Absage empfehlen. Mitentscheidend war die unsichere Lage mit möglicherweise weiteren Verschärfungen und die Aussicht, mit Masken singen zu müssen. «Offen bleibt aber besonders auch die Frage, ob das Publikum mit Maskentragpflicht im Saal und die Helfervereine die Konzerte besuchen und unterstützen würden.»

Bereits zum zweiten Mal hat der Büetiger Männerchor seine Konzert- und Theatervorbereitung abgebrochen. Für den finanziellen Aufwand wurde er vom Bundesamt für Kultur teilweise entschädigt. «Aber wir bleiben dran und freuen uns nun auf das Schweizerische Chorfest, drei Tage im Mai, und das Chorfest Büetigen (Sängertag Chorvereinigung Seeland) am 4. September.»

 

Positives Denken im Frauenchor Lyss

Hier wird auch der Frauenchor Lyss seine Lieder anstimmen. «Wir sind nicht die Einzigen – ich weiss – aber unser Hobby leidet extrem und fehlt uns enorm», sagt Sue Lehmann als Präsidentin und schiebt nach: «Den Humor und den Optimismus nicht zu verlieren fällt uns nicht immer einfach, aber ohne geht es in dieser Situation nicht. Wir geniessen jede Sekunde des gemeinsamen Singens und sehnen uns danach, dass das wieder wird wie früher.»

Düsterer sieht es für die Lysser Jodler aus. Seit Mai haben sie unter Einhaltung der behördlichen Vorgaben geprobt. Nun werden sie schweren Herzens halt mit Masken jodeln. Ob das Jubiläumskonzert im Frühling stattfinden wird, ist fraglich. «Werden unsere Gäste kommen, können wir unser Essen servieren, bleiben sie nach dem Konzert sitzen, lohnt sich der ganze Aufwand?» Das sind nur einige der Fragen, welche Präsidentin Martina Glauser mit ihren Jodlerkameraden im Januar diskutieren wollen.

 

Zwischen Bedauern
und Zuversicht

Den Probenbetrieb bereits eingestellt hat ein weiterer Jubilar, der Jodlerklub Blüemlisalp Brügg. «Der Jubiläumsheimatabend zum 50-jährigen Bestehen Ende Januar ist vorderhand abgesagt und auch unser Auftritt an der Veteranenehrung im Jodlerverband am 12. Februar steht leider auf wackligen Füssen», bedauert Präsident Max Weber. Andere Vereine hatten Glück, konnten im Herbst und vor Weihnachten ihre Auftritte mit viel Erfolg geniessen. Viele wie der Jodlerklub Diessbach oder das «Zytröseli» in Studen haben sich auch zur Anmeldung fürs Bernisch-Kantonale Jodlerfest entschlossen.

Aber: Die Ungewissheit stellt Musikgesellschaften, Chöre und Orchester auf die Probe und sorgt für Frust: Viele haben sich für vernünftige Schutzmassnahmen und die Impfung eingesetzt. Nun werde man mit einem de facto 2G+-Lockdown wieder gebremst und bestraft, während in den Skiregionen, in Restaurants und auf dem Weihnachtsmarkt das ungebremste Halligalli aus wirtschaftlichen Gründen ungestraft bleibe. So lautet der Grundtenor von Leuzigen über Safnern bis zum Frienisberg.

 

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Massnahmen 
für Vereine

  • «2G mit Maske»:

Bei Proben und Konzerten in 
Innenräumen gilt bis 24. Januar für alle Personen ab 16 Jahren die 2G-Zertifikatspflicht mit Maske. Ein 2G-Zertifikat erhalten Geimpfte und Genesene.

  • «2G+»:

Kann keine Maske getragen werden, muss zudem ein negativer Antigen-Schnelltest oder PCR-Test vorgelegt werden. Ausgenommen von der Testpflicht sind Personen, deren Genesung, vollständige Impfung oder Auffrischungsimpfung nicht länger als vier 
Monate zurückliegt. mdä

Stichwörter: Jodlerfest, singen, Event, Seeland, Hobby

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