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Biel

Anwohner kämpfen gegen lärmige Autos 
im Gurzelenquartier

Im Gurzelenquartier in Biel wehren sich Bewohnerinnen und Bewohner gegen Autofahrer, die ihre Wagen aufheulen lassen. Nun will die Stadt helfen – allerdings geht dies den Betroffenen nicht schnell genug.

Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

Deborah Balmer

«Der Verkehrslärm hat in den letzten Jahren massiv zugenommen.» Das sagt Dominic Tschupp. Er wohnt an der Falkenstrasse in Biel und wehrt sich zusammen mit zwei weiteren Anwohnern seit längerem gegen die Ruhestörung im Wohnquartier Gurzelen, wo sich das ehemalige Fussballstadion befindet. Zu Beginn war die Gruppe im Einsatz gegen die rollenden Störenfriede zu viert. Eine Person habe die Gruppe aber wieder verlassen: Sie ist wegen der Lärmbelästigung entnervt aus der Stadt weggezogen.

Für ihr Anliegen finden die drei in der Nachbarschaft aber viel Unterstützung. Vor gut einem Jahren reichten sie bei der Stadt eine Petition ein, in der sie Massnahmen verlangen, die den sogenannten Autoposern, die die Motoren ihrer Wagen aufheulen lassen, den Riegel schieben. Gut 100 Personen hatten unterschrieben. Unterdessen sind auf der Website der Gruppe nochmals 40 Unterstützer hinzugekommen.

Die Anwohnerinnen und Anwohner verlangen von der Stadt regelmässige Verkehrskontrollen auf der Falkenstrasse und der nahen Jakob-Stämpfli-Strasse. Auch sollen Lärmblitzer zum Einsatz kommen und verkehrsberuhigende Massnahmen wie Tempo 30 sollen für mehr Ruhe im Quartier sorgen.

Wie andernorts in der Schweiz, würden die Autoposer seit Pandemiebeginn auch im Gurzelenquartier noch häufiger stören, sagt Dominic Tschupp. «Wir haben den Eindruck, dass viele junge Männer so ihre Energie loswerden wollen, weil dies an anderen Orten nicht mehr geht», sagt er. Viele dieser Autofahrer mit den PS-starken Karren würden vom Swatchgebäude herkommend auf der Falkenstrasse unnötig beschleunigen und die Motoren laut aufheulen lassen. Dies auch nachts, wenn die Bewohner schlafen.

 

Seit langer Zeit ein Problem

In diesen Tagen hat sich die Gruppe um Dominic Tschupp mit einem Newsletter an die Leidensgenossen gewandt: «Wir dürfen positive Entwicklungen vermelden», schreibt er darin. Nach Eingang der Petition habe der zuständige Gemeinderat, Sicherheitsdirektor Beat Feurer (SVP), in Aussicht gestellt, die Kantonspolizei zu bitten, «in unserem Quartier einen Schwerpunkt in Sachen Kontrollen von unnötigem Herumfahren und Verursachen von Lärm zu setzen und vermehrt Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen».

Die Kantonspolizei Bern bestätigt auf Anfrage, dass die Autoposer in Biel seit mehreren Jahren ein Problem darstellen. Man stehe deshalb in regelmässigem Austausch mit der Stadt. «Dabei werden auch örtliche Schwerpunkte thematisiert», schreibt Polizeisprecher Patrick Jean. Der Polizei ist der Ärger der Falkenstrasseanwohner bekannt: «Aus dem Gurzelenquartier sind Reklamationen eingegangen und wir haben im Rahmen der Patrouillentätigkeit entsprechende Feststellungen gemacht.» Dabei stelle aber das Gurzelenquartier keinen Sonderfall dar: Es handle sich um Verstösse gegen das Strassenverkehrsgesetz, die auch in anderen Quartieren der Stadt Biel vorkommen würden, so die Polizei.

 

Hoffen auf Tempo 30

Für Ruhe sorgen sollen allerdings nicht nur die Polizei, sondern auch bauliche Massnahmen. Dem BT liegt ein Brief vor, in dem Beat Feurer der Anwohnergruppe schreibt, dass die Stadt, konkret die Baudirektion, gerade eine verkehrsplanerische Studie durchführt mit dem Ziel, auf der Falkenstrasse die Geschwindigkeit auf 30 km/h zu reduzieren. In der direkten Umgebung der dortigen Schule, im Bereich der Kreuzung Falkenstrasse und Dufourstrasse, soll zudem eine Begegnungszone eingerichtet werden. Heisst, dort soll der Verkehr künftig sogar nur noch mit 20 km/h rollen dürfen statt wie heute mit 50 km/h. Das Vorhaben befindet sich zurzeit in der Phase der Vorprojektierung.

Bekannterweise soll das gesamte Gurzelenquartier ein neues Gesicht erhalten. Die Temporeduktion auf den erwähnten Strassen soll laut der Stadt entsprechend mit den Bauprojekten auf dem Gurzelen-Parkplatz und der Erweiterung der Schule Champagne umgesetzt werden (das BT berichtete).

Das heisst aber auch: Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen sich noch gedulden. «Frühestens wird im Jahr 2024 etwas passieren», sagt Dominic Tschupp. «Das dauert uns zu lange. Wir hätten uns natürlich einen offensiven Fahrplan gewünscht.» Dabei könnte es sich laut ihm auch um provisorische Massnahmen handeln, um den Verkehr zu beruhigen.

Dieser Meinung ist auch Michael Rüegger, der neben Barbara Roelli ebenfalls zur Gruppe gehört. Er lebt seit sieben Jahren an der Falkenstrasse und auch er sagt: «Die Lärmbelästigung hat stark zugenommen. Dies ist ärgerlich, weil sie unnötig ist und vermeidbar wäre.» Er hat insbesondere kein Verständnis, dass nicht schon längst Massnahmen umgesetzt wurden, weil sich in unmittelbarer Nähe ein Schulhaus befindet. «Das ist gefährlich.»

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