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Eishockey

Warum holt Biel jetzt einen Russen?

Der EHCBiel verstärkt sich im Hinblick auf die Playoffs mit einem Ausländer. Eigentlich nichts Aussergewöhnliches – doch stammt Goalie Dmitri Shikin aus Russland. Sportchef Steinegger nimmt Stellung.

Dmitri Shikin wechselt aus der KHL in die Schweiz zum EHCBiel.
 zvg
Moritz Bill
 
Vor ein paar Wochen wäre diese Transfermeldung eine von vielen gewesen, die kaum beachtet worden wäre. Doch seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine ist die Welt eine andere und das, was der EHC Biel am Freitag mitgeteilt hat, plötzlich politisch relevant. Mit Dmitri Shikin verpflichten die Bieler bis Ende Saison einen russischen Torhüter – in einer Zeit, in der viele Sportlerinnen und Sportler aus Russland von sportlichen Wettbewerben ausgeschlossen werden.  
 
Unterschrift vor Kriegsbeginn
Warum? Die Frage geht an Sportchef Martin Steinegger: «Der Vertrag wurde schon während der Olympiapause unterschrieben. Dann brach der Krieg aus und es war vorerst völlig offen, ob Dmitri Shikin überhaupt einreisen kann. Deshalb haben wir mit der Kommunikation abgewartet.» 
 
Trotzdem bleibt dieser Transfer in der Aussenwahrnehmung zumindest heikel. Das streitet Steinegger nicht ab, er sagt: «Wir haben uns den Entscheid auch nicht einfach gemacht, unabhängig der Aussenwahrnehmung, sondern im Bezug darauf, was wir als Klub für richtig oder falsch halten.» Das sei in der aktuellen Zeit nicht immer einfach zu beantworten, aber letztlich sei man sich einig gewesen, denn: «Dass die Russen von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen werden, ist absolut verständlich. Aber er spielt bei uns für den EHC Biel und nicht für ein russisches Team.»
 
Diese Argumentation hat der EHCB bereits im Bezug auf Alexander Yakovenko bekräftigt (siehe BT vom Freitag). Der russische Verteidiger mit Wurzeln in Kasachstan war bis anhin der einzige Spieler aus Russland in der National League. Die Liga hatte wegen ihm keine Anstalten betreffend einer allfälligen Sperrung gemacht. Bezüglich des Shikin-Transfers hat sich der Klub vorgängig auch noch bei Ligadirektor Denis Vaucher abgesichert.
 
Rein sportlich betrachtet, unterstreicht der EHC Biel mit dem Engagement eines ausländischen Torhüters seine Ambitionen im Titelrennen. Die Wichtigkeit des Goalies kann im Eishockey fast nicht überschätzt werden – in den Playoffs sind die Leistungen eines Teams in der Regel noch mehr von einem starken Schlussmann abhängig. Fällt dann die Nummer 1 aus, kann das eine Serie, oder sogar die ganze Saison, mitentscheiden. Ohne Ersatztorhüter Elien Paupe, der schon grosse Spiele gezeigt hat, zu nahe zu treten, bringt Dmitri Shikin doch noch mehr Qualität in die Mannschaft. In den letzten Jahren bestritt er in der KHL jeweils um die Hälfte der Matches und hielt dabei immer über 90 Prozent der Schüsse. Zuletzt spielte der 30-Jährige (1,84 m/91 kg) bei Jekaterinburg, das die Playoffs verpasste, womit der Transfer überhaupt erst möglich geworden ist.  
 
Eine Absicherung
«Wir haben mit der Möglichkeit von fünf Ausländern eine einmalige Situation in dieser Saison», sagt Steinegger, «so können wir uns gegen etwaige Ausfälle absichern. In Langnau fehlten zuletzt zum Beispiel beide Stammgoalies.» 
 
Shikin könnte nicht nur als Backup für Joren van Pottelberghe einspringen, sondern der Nummer 1 während der Playoffs je nachdem eine Auszeit ermöglichen. Van Pottelberghe wurde mit bis anhin 42 Einsätzen so stark wie kein anderer Torhüter forciert.

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