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Lockerungen

Schüler dürfen das Znüni
 nicht mehr austauschen

Im Kanton Bern organisiert jede Schule den Alltag nach dem Lockdown selbst. Das bewirkt, dass die eine Schule im Seeland mehr Vorsichtsmassnahmen trifft als die andere.

Beat Rentsch, Bild: Rachel Hämmerli

Rachel Hämmerli

Nächsten Montag öffnen landesweit die obligatorischen Schulen und schon zwei Tage später soll der Schulbetrieb in der Primarschule Täuffelen wieder laufen wie gehabt. In normal grossen Klassen mit vollem Stundenplan. So sieht es der Regierungsrat für die Schulen im Kanton Bern vor und so soll es auch in Täuffelen sein. In den ersten zwei Tagen erfolgt der Unterricht in Halbklassen. Am Morgen werden beispielsweise die Drittklässler unterrichtet, am Nachmittag die Viertklässler, so Schulleiter Beat Rentsch. Damit werden die Kinder nur einen halben Tag Schule haben.

Beat Rentsch fragte sich, ob die zwei Tage in Halbklassen wirklich nötig seien, als er vom Plan des Regierungsrats erfuhr. Manche Kinder müssen so einen Tag länger warten. «Viele freuen sich auf die Schule», sagt Rentsch. Die zwei Tage seien laut der Bildungsdirektion des Kantons eine Einstiegsphase. Zeit, um in kleinen Gruppen den Stand der Schüler zu erfassen und «Hygiene- und Verhaltensmassnahmen zu verinnerlichen», so der Regierungsrat. Das findet Beat Rentsch sinnvoll, damit die Kinder erzählen können, wie es ihnen im Fernunterricht ergangen ist. Vonseiten der Schule gibt es nicht viel Neues zu erzählen. Der Schulalltag werde im Wesentlichen sein wie vor dem Lockdown, sagt Rentsch.

 

Was sich ändert

Neu ist, dass die Kinder mehrmals täglich die Hände waschen müssen. Sie dürfen das Znüni nicht mehr austauschen, Ausflüge mit dem öffentlichen Verkehr und Schulanlässe sind gestrichen. Das seien die wesentlichen Vorsichtsmassnahmen. «Mit strikten Abstandsregeln wäre es nicht möglich gewesen, den Schulalltag wieder aufzunehmen», sagt Rentsch. Schülerinnen und Schüler in der Primarschule Täuffelen sind 4 bis 13 Jahre alt. «Von den Kleineren kann man nicht erwarten, dauernd Abstand zu halten», sagt der Schulleiter. Bei den älteren Kindern, den Fünft- und Sechstklässler, werde der Sportunterricht angepasst. Linedance oder Baseball statt Rugby, um Körperkontakt zu vermeiden. «Wir werden die Schülerinnen und Schüler bitten, möglichst Abstand zu halten», sagt Rentsch. Es sei aber illusorisch zu denken, sie würden sich immer daran halten. Auch zwischen den Lehrkräften und Schülern sei es schwierig, die zwei Meter Distanz durchgehend einzuhalten. Der Plan ist: «Abstand halten, so gut es möglich ist.»

 

Je älter, desto vorsichtiger

Das Bundesamt für Gesundheit geht davon aus, dass lediglich Kinder unter zehn Jahren das Virus kaum verbreiten. Entsprechend vorsichtiger verhält sich die Oberstufenschule Dotzigen bei der Wiederaufnahme des Schulbetriebs. Dort sind die Kinder 13- bis 16-jährig. Das Risiko ist entsprechend grösser, das Virus zu verbreiten. «Wir werden den Abstand zwischen den Pulten vergrössern», sagt Schulleiter Kurt Lutz. Falls in einem Schulzimmer zu wenig Platz sei, werde man auf den Naturkunderaum oder das Zeichnungszimmer ausweichen. «Nach sechs Wochen Fernunterricht sind wir für alles flexibel», sagt Lutz. Jeder Klasse werden Toilette und Garderobe zugeteilt und die Lounge, auf der man sich in den Pausen trifft, wird vorläufig entfernt. «Damit sich die Schüler weniger nahe kommen», sagt Lutz. «Wir wollen den Viren möglichst wenig Gelegenheit bieten, um sich auszubreiten» Ganz verhindern, lässt sich dies aber nicht. «Wir werden auf dem Pausenhof keine Trassierbänder aufspannen wie bei einer Viehschau», sagt der Schulleiter. Lutz erwartet von seinen Schülern nicht, dass sie untereinander auf Abstand gehen und wird das auch nicht kontrollieren. Sie sollen vor allem die Distanz zu Lehrpersonen einhalten. Er setzt auf die Verantwortung der Schüler, sich die Hände zu waschen und Abstandsregeln zu berücksichtigen. «Wir haben vernünftige Schüler», sagt Lutz.

 

Bedingte Schulpflicht

Ab dem 11. Mai ist der Schulgang wieder obligatorisch. Bis Donnerstag dürfen sich Eltern bei Kurt Lutz melden, falls sie selbst oder ihr Kind der Risikogruppe angehören. «Bei ein paar Schülern wird das sicher der Fall sein», sagt Lutz. In beiden Fällen müsse ein Arztzeugnis die Risikoerkrankung belegen. Falls kein Zeugnis vorliegt und Eltern ihr Kind trotzdem daheim behalten wollen, wird Kurt Lutz Verständnis zeigen. «Wir überlassen den Eltern die Entscheidung.»

Gleiches sagt Beat Rentsch von der Primarschule Täuffelen. Schülerinnen mit Vorerkrankungen müssen nicht in die Schule kommen. «Falls die Eltern der Risikogruppe angehören, würden wir das Gespräch suchen», sagt Rentsch. «Letztlich entscheiden aber die Eltern.»

Trotz allem: Die Schulleiter Beat Rentsch und Kurt Lutz freuen sich auf den Schulbeginn. Lutz unterrichtet Musik, Rentsch Sport. Beiden fehlte der Kontakt zu den Schülern. «Das Zwischenmenschliche kam viel zu kurz», sagt Lutz. Rentsch meint dazu: «Immer nur ein leeres Schulzimmer zu sehen, schlägt auf das Gemüt.»

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