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Tischtennis

Ausnahmetalent startet durch

Quereinsteiger Eric Borter ist innerhalb von nur dreieinhalb Jahren zu einem der besten Spieler in der Region avanciert. Am Wochenende will der junge Nidauer am Turnier um den Seeland-Cup in Brügg mehr als nur die Favoriten ärgern.

Hat einen rasanten Aufstieg hinter sich: Der 17-jährige Nidauer Eric Borter spielt die Bälle präzise und scharf./Bild: zvg/Anthony Aduhene

Bis 2011 setzte Eric Borter noch voll auf den Tennissport. Wie sein älterer Bruder Nico Borter, eines der besten Tennistalente im Seeland. «Wir sind eine Tennis-Familie», sagt Eric Borter. Die Eltern nahmen ihre Kinder früh auf den Tennisplatz mit. «Trotzdem hatte ich Lust, mal etwas anderes zu machen.» Der Tischtennistisch zuhause, auf dem sich die Söhne zwischendurch einige Ballwechsel lieferten, war der Ausgangspunkt für eine neue Karriere. Eric Borter fragte beim Tischtennisclub Port an, ob er mal schnuppern kommen dürfe, um die Sportart auch von ihrer Wettkampfseite her kennenzulernen. «Ich habe sofort gesehen, dass er mehr kann als die anderen in seinem Alter und habe ihn gleich lizenziert», erinnert sich Ports Juniorenverantwortlicher und Klubpräsident Thomas Schafroth.
«Die Trainings haben mir sofort gefallen», sagt Borter. «Und auch die Leute waren alle sehr nett zu mir. In Port herrscht ein super Teamgeist.» Schafroth spannte den Neuling gleich ein, denn im 4.-Liga-Team war kurzfristig ein Spieler ausgefallen. Mit Erfolg, Borter gewann alle seine drei Einzelpartien. Ohne zuvor in der 5. Liga erste Erfahrungen gesammelt zu haben, schlug das Greenhorn ein wie eine Bombe. Mit jedem Erfolg wurde sein Ehrgeiz weiter angestachelt. Den Trainingsaufwand erhöhte Borter auf fünf, sechs wöchentliche Einheiten. Daneben stehen auch regelmässige Fitnesstrainings auf dem Programm. «Er hat die ideale Mischung zwischen Biss und Lockerheit gefunden», sagt Schafroth. Der rasante Aufstieg des Quereinsteigers hat den Nachwuchsverantwortlichen dennoch überrascht. «Eric ist ganz klar ein Ausnahmetalent», so Schafroth. «Normalerweise kommt ein Spieler einmal an einen Punkt, an dem er stagniert, bevor er ein Jahr später weitere Fortschritte machen kann. Bei Eric geht es dagegen kontinuierlich steil aufwärts. Er besitzt die Spielintuition, die man sich eigentlich erst nach längerer Zeit aneignet.»
Zweitbester in der 1. Liga
Borter ist bereits zu einem wichtigen Leistungsträger in der 1. Mannschaft avanciert, die den Aufstieg in die Nationalliga C anstrebt. Bei Saisonhalbzeit wurde der 17-jährige Nidauer von B13 auf B15 heraufklassiert und ist im schweizweiten Vergleich mit aktuell 80 Prozent Siegen der zweitbeste 1.-Liga-Spieler. «Ich habe zwar spät angefangen und bin gegenüber den Besten meines Jahrgangs etwas im Nachteil. Umso grösser ist aber meine Motivation.» Tischtennis sei seine grosse Leidenschaft. Die Schnelligkeit und Technik fasziniere ihn. «Mit einer kleinen Handbewegung kann man den Ball in eine andere Rotation versetzen und so sehr viel bewirken.» Das Service sei eine seiner grossen Spezialitäten. Rund vier Varianten beherrsche er gut. Mit einem perfekten Schnitt bringt der Linkshänder seine Gegner oftmals zur Verzweiflung. «Ich bin ein Angriffsspieler und schlage mit der Vorhand stark. Ich muss aber mit der Rückhand noch mehr Druck aufbauen und mein Spiel variantenreicher gestalten.»
Mentale Stärke
Die Technik ist das eine. «Er ist auch sehr nervenstark», so Schafroth. «Im richtigen Moment, kann er zulegen und ein Spiel kehren.» 16 von 17 Saisonspielen, die über die volle Satzlänge gingen, hat Borter für sich entschieden. «Ich habe viel vom Tennis profitiert», sagt Borter. «Ich weiss, wie man in einer bestimmten Matchsituation mit dem Druck umgeht.» Am Wochenende will der Senkrechtstarter seine Fortschritte vor heimischem Publikum unter Beweis stellen. Gut einen Kilometer Luftlinie von der Mehrzweckhalle Port entfernt, wo Borters Tischtenniskarriere ihren Anfang nahm, wird am Seeland-Cup um die Titel gespielt (siehe Zweittext unten). Die Hälfte der Teilnehmer im Hauptturnier sei zwar besser als er klassiert. Der Gymnasiast konnte aber in dieser Saison bereits zwei A17-Spieler schlagen. Einer davon ist Cédric Tschanz von Rio-Star Muttenz, der sich ebenfalls eingeschrieben hat. «Ich werde versuchen, soweit wie möglich zu kommen», sagt der Youngster und rechnet sich insgeheim eine Viertelfinalqualifikation aus. Daneben geht er aber noch in anderen Kategorien an den Start. «Ich möchte mein erstes B-Turnier gewinnen.»
Zu weit in die Zukunft mag er nicht blicken. «Ich will einfach weiterhin Spass am Tischtennis haben.» Klar ist, dass für seine Entwicklung bald ein Klub aus oberen Ligen in Frage kommen könnte. «Wir würden ihm sicher keine Steine in den Weg legen», sagt Schafroth. «Im Moment zählt für mich nur der TTC Port», so Borter, der beim Stammverein auch Nachwuchstrainings leitet. «Der Klub hat viel für mich getan, jetzt kann ich etwas zurückgeben.»

Chengbowen Favorit in Brügg

Der TTC Brügg organisiert am Wochenende bereits die zwölfte Auflage seines Seeland-Cups. Im Unterschied zu anderen nationalen Turnieren in der Schweiz, die mit einem Teilnehmerrückgang zu kämpfen haben und teils sogar von der Bildfläche verschwunden sind, erfreut sich der Wettkampf in Brügg einer grossen Beliebtheit. Eine Ausnahme ist aber die A-Frauenkonkurrenz. Bis gestern Abend hatten sich erst drei Teilnehmerinnen angemeldet. Die Frist läuft bis morgen um Mitternacht. «Wir hoffen schon, dass sich noch einige Spielerinnen einschreiben», sagt Turnierdirektor Patrick Wingeier. Laut Reglement steht es dem Organisator zu, bei weniger als sechs Teilnehmerinnen auf die Durchführung der entsprechenden Serie zu verzichten. Zumal mit den Einschreibegebühren die Preisgelder nicht gedeckt wären. «Wir werden am Freitagmorgen im OK einen Entscheid fällen», so Wingeier.

Quantitativ und qualitativ gut besetzt ist dagegen wiederum das Hauptturnier bei den Männern. Bis gestern Abend hatten sich 44 Spieler angemeldet. Erfahrungsgemäss entscheiden sich einige erst im letzten Moment, weshalb Wingeier noch mit weiteren Spielern rechnet. Grosser Favorit ist der Chinese von Rio-Star Muttenz Chengbowen Yang, der die drei letzten Ausgaben des Seeland-Cups gewonnen hat. 2014 hatte er sich im Final mit 4:1 Sätzen gegen den Defensivspezialisten Schweizer Nationalspieler von UGS Chênois Nicolas Champod durchgesetzt, der auch jetzt wieder mit dabei ist.

Nicht selbstverständlich ist der Start des amtierende Schweizer Meisters Elia Schmid. Normalerweise bestreitet der Meiringer keine nationalen Turniere mehr, macht aber in Brügg gerne eine Ausnahme. Schmid spielte einst beim TTC Brügg und hatte dort, wie er sagt, eine gute Zeit erlebt. Nun freut er sich auf die Rückkehr und das Wiedersehen mit den alten Kollegen. Roman Rosenberg ist der vierte A20-Klassierte im Tableau. Ebenfalls vier Teilnehmer sind A19-klassiert, darunter MTTV-Verbandsmeister Andrzey Romuald Truszczynski.

Francisco Rodríguez