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Tischtennis

Die Austragung der letzten Chance

Die 15. Ausgabe des nationalen Turniers um den Seeland-Cup in Brügg könnte am 20./21. Januar die letzte werden. Bleiben die Teilnehmerzahlen auf dem tiefen Vorjahresniveau, rentiert sich der grosse Aufwand für den organisierenden TTC Brügg nicht mehr.

Prominenter Abwesender: Chengbowen Yang, der den Seeland-Cup von 2012 bis 2016 gewonnen hatte, fehlt diesmal in Brügg./Copyright: Carole Lauener/Bieler Tagblatt

Francisco Rodríguez

Der vom TTC Brügg organisierte Seeland-Cup hat seinen festen Platz im nationalen Tischtennisgeschehen. Während andere Ausrichter bei ihren Ranglistenturnieren schon länger einen Teilnehmerschwund beklagten, der für diverse Traditionsanlässe in der Schweiz sogar das Aus bedeutete, konnte sich der Höhepunkt im Seeland stets behaupten. Bis vor einem Jahr in Brügg die böse Überraschung kam.

123 Teilnehmer bedeuteten einen schmerzlichen Rückgang von rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Hauptturnier der Frauen musste sogar kurzfristig abgesagt werden (das BT berichtete). «Es ist schon etwas frustrierend, wenn wir auf die schriftlichen Einladungen der Topspielerinnen so wenig Rückmeldungen erhalten», sagt Turnierdirektor Patrick Wingeier.

Der grösste Einbruch wurde schliesslich nicht einmal bei den Spitzenspielern verzeichnet, sondern in den Serien der tiefer klassierten Lizenzierten. «Einerseits hängt es sicher damit zusammen, dass gleichzeitig ein Turnier im Jura und eines des Regionalverbandes Waadtland, Wallis und Fribourg ausgetragen wurden. Ganz erklären kann aber die Konkurrenz die enttäuschenden Zahlen bei uns nicht.» Wingeier geht davon aus, dass man nun auch in Brügg die allgemeine Negativtendenz zu spüren bekommt.

Einnahmen eingebrochen

Dank der Gemeinde Brügg, die dem Dorfverein bei den Hallenkosten entgegenkommt, sowie der Subvention der Sporförderung des Kantons Bern habe man zwar die Fixkosten decken und leicht über der schwarzen Null abschliessen können. Dies könne aber nicht der Anspruch an das Heimturnier sein, dessen Einnahmen jeweils der Nachwuchsabteilung des TTC Brügg zugute kommen und ein wichtiger Posten im Klubbudget sind. «Unser organisatorischer Aufwand und der Ertrag stehen in einem krassen Missverhältnis», so Wingeier.

Schon während der Austragung hatten der OK-Präsident und seine Crew mit dem Gedanken gespielt, künftig auf eine Durchführung zu verzichten, so bitter der Verlust aus sportlicher Sicht für die Tischtennisszene auch sein würde. «Wir hätten uns sofort entscheiden müssen, weil die Eingabe beim Verband jeweils Ende Januar erfolgen muss.»

Letztlich wollte man aber noch einen Versuch wagen und hatte genügend Zeit, um die wichtige Angelegenheit mit den Klubmitgliedern zu besprechen. Mitte Mai erteilte die Hauptversammlung des TTC Brügg dem OK die Kompetenz, bei einer ähnlich tiefen Beteiligung keinen weiteren Seeland-Cup mehr durchzuführen. Damit wird die 15. Austragung vom 20./21. Januar in der Mehrzweckhalle Erlen in Brügg zum Turnier der letzten Chance und entscheidet über das Schicksal des Traditionsanlasses.

Diesmal keine Konkurrenz

Da in diesem Jahr an jenem Wochenende keine anderen Turniere durchgeführt werden – jenes des Regionalverbandes Wallis, Waadt und Freiburg findet bereits am nächsten Wochenende statt – ist die Konkurrenzsituation kleiner geworden. «Wir hoffen, dass deshalb einige Spieler mehr den Weg zu uns nach Brügg finden werden», sagt Wingeier. «Aber auf diese paar Teilnehmer kommt es letztlich auch nicht darauf an. Was wir brauchen, ist wieder eine klare Zunahme.»

Bis gestern Abend sind 38 Anmeldungen eingegangen. Die Entwicklung liegt im Rahmen der letztjährigen Ausgabe, lässt allerdings noch keine Prognosen zu, da der Anmeldeschluss am Donnerstag vor dem Turnier um Mitternacht ist und sich erfahrungsgemäss viele erst im letzten Moment auf der Online-Plattform des Veranstalters einschreiben.

Absage der Seriensieger

Bekannt sind dagegen schon jetzt zwei namhafte Absenzen. Der Chinese Chengbowen Yang, der derzeit an einer Rückenverletzung laboriert, gewann den Seeland-Cup von 2012 bis 2016 fünfmal in Folge. Davor hatte sein Landsmann und Klubkollege beim elffachen Mannschafts-Schweizer-Meister TTC Rio-Star Muttenz, Jiashun Hu, in Brügg dominiert. Hu hat nach eigenen Angaben schön länger mit dem Leistungssport aufgehört, sprang diese Saison aber für Chengbowen in der NLA-Meisterschaft ein und ist mit einer Einzelbilanz von 11:1 aktuell die Nummer 1 des Schweizer Rankings.

Etwas weniger als zwei Wochen Zeit haben die Spitzenspielerinnen und -spieler sowie die Breitensportler, um sich zum Seeland-Cup zu bekennen. Bleibt der erhoffte Aufschwung aus, ist der Tischtennis-Traditionsanlass in Brügg schon bald Geschichte.

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