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«Chrigu ist ein Mysterium»

Christian Stucki hat in Büren zum fünften Mal den Hallenschwinget gewonnen. Hinter ihm belegten Schlussgangteilnehmer Dominik Roth und Vorjahressieger Florian Gnägi die Ehrenplätze

Liegt zum sechsten Mal obenauf: Christian Stucki besiegte in Büren im Schlussgang Dominik Roth. Bild: Anita Vozza/bt
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Beat Moning

Dominik Roth, der Biberister, der wie seine Brüder Philipp und Robin für den Schwingklub Aarberg antritt, wirkte nach dem Schlussgang nachdenklich. Und das hatte nicht nur damit zu tun, dass er am 14. März in die Rekrutenschule in Gossau einrücken muss. Gegen Christian Stucki hatte er keine Chance auf den Tagessieg. Er hätte ihn nämlich auf den Rücken legen müssen. 20 Sekunden vor Ablauf des sechsten Ganges lag er selber auf dem Rücken, auf ihm 150 Kilogramm, die Entscheidung nach einem Kampf, der nach einem Gestellten aussah. «Ich wollte mit einem Konter einen Coup setzen, aber ich kam gar nicht dazu. Chrigu ist ein Mysterium», so Roth, der als zusätzliches Training in diesem Winter noch Ringkämpfe mit Ufhusen in der NLB bestritten hat.

Christian Stucki bilanzierte kurz: «Ein Auftakt nach Mass.» Patrick Gobeli, Simon Mathys, Patrick Schenk, Remo Käser und die Seeländer Adrian Meuter sowie Dominik Roth bezwang er klar. Reserven wären wohl noch vorhanden gewesen.

Vorhaben umgesetzt

Klar, dass Stucki den Anlass zum Auftakt ins Eidgenossen-Jahr nicht überbewerten wollte. «Aber ich fühlte mich gut und konnte meine Vorhaben umsetzen. Das sind schon immer gute Anzeichen gewesen.» Von Dominik Roth hatte er im Schlussgang mehr Angriffslust erwartet. «Selber wollte ich früher fertigmachen, was auch beim einen oder anderen Versuch durchaus möglich gewesen wäre.»

Gnägi nicht zufrieden

Vor 300 Zuschauern zogen sich die Seeländer gut aus der Affäre. Immerhin war auch Nachwuchstalent Remo Käser, Patrick Schenk und Simon Mathys, die jederzeit für eine Überraschung gut sein können, anwesend.

Nach Stucki und Dominik Roth klassierte sich Florian Gnägi auf dem Podest. Der Aarberger blickte aber zwiespältig zurück. «Ich fühlte mich schlapp und konnte nach einer Schulterverletzung erst kürzlich wieder trainieren. Trotzdem, heutzutage ist jeder Gang ein wirklicher Kampf. Die jungen Schwinger kommen immer näher. Schliesslich ist es ja nicht schlecht, dass nicht immer alles so läuft, wie man sich das vorstellt.» Gnägi hatte zwei Gestellte, den einen, gegen Dominik Roth im fünften Gang, zu viel, um im Schlussgang Christian Stucki herausfordern zu können.

Hinter dem Siegertrio und dem jungen Remo Käser kamen einige Seeländer auf gute Platzierungen. Das sind dann immer auch Lichtblicke. Dominic Bloch und Adrian Meuter sind die bewährten Kräfte hinter Stucki und Gnägi.

Dem Quartett dürfte auf dem Weg zum Eidgenössischen Ende August nicht allzu viel im Wege stehen.

Zimmermann: Mehr Risiko

Da blickt Matthias Zimmermann mit gemischteren Gefühlen nach vorne. Er braucht sicher zwei Gauverbandskränze, um sich ins Berner Team zu kämpfen. «Ich muss endlich das in den Wettkämpfen umsetzen, was ich im Training zeige», sagt er. Entsprechend hat der einstige Judoka zugelegt, nämlich an Gewicht. Und seine taktische Ausrichtung ändert er ebenfalls. «Mein Problem ist, dass ich jeweils zu viele Gestellte habe. Ich will nun offensiver agieren, auch mal mit mehr Risiko schwingen. Nur das bringt mich nach vorne.» Im Wissen, dass er dadurch anfälliger wird auf Konter. «Alles oder nichts» ist sein Motto für Estavayer. In Büren wurde er mit einigen anderen Neunter. Im letzten Kampf riskierte er viel – und verlor.

Die Präsidenten, jener des Seeländischen Verbandes und jener des Anlasses, waren zufrieden. «Am Ende hatten wir noch einen verletzten Schwinger, der ins Spital überführt werden musste. Das wäre nicht nötig gewesen», so OK-Präsident Christian Lanz, der jeweils tatkräftig beim Auf- und Abbau mithilft. «Die Saison ist lanciert», sagte Beat Kocher, der Präsident des Seeländischen Schwingverbandes. «Noch müssen einige Schwinger in den nächsten Wochen zusetzen, aber gerade auch bei den jungen Schwingern haben wir positive Tendenzen festgestellt.»

Im Kampf um den Sieg mischten die Seeländer indes nicht mit. Die Mittelländer Christian Kneubühl, mit einem makellosen Notenblatt von sechs Zehnern, und Fabian Staudenmann gewannen vor dem Oberländer Remo Blatter. Die Seeländer Res Witschi aus Pieterlen, Matthieu Burger aus Les Prés-d’Orvin, Oliver Zumstein aus Pieterlen und Sven Dick aus Büetigen belegten Plätze zwischen fünf und sieben.

Das Video von der Entscheidung im Schlussgang Stucki gegen Roth

  • Die Schwingergemeinschaft trauert: Gerne hätte er das Eidgenössische in diesem Jahr noch live am Fernsehen verfolgt. Nun verstarb Kurt Schild überraschend im 84. Altersjahr.
  • Das Ehrenmitglied diverser regionaler, kantonaler und nationaler Schwingverbände machte schon früh in seiner Karriere mit einem grossen Erfolg auf sich aufmerksam: 1964 gewann er das Expo-Schwinget von Lausanne.
  • An den Eidgenössischen wurde er 1956 Vierter, 1958 Dritter und 1964 Fünfter. An Bernisch-Kantonalen war er dreimal Sieger, einmal Zweiter und viermal Vierter. Als Nationalturner holte er vier Kränze. Nach der Aktiv-karriere war er lange noch als Funktionär tätig.
  • Kurt Schild wuchs in Büren auf, zuletzt war er wohnhaft in Biel. Von Beruf war er Stadtpolizist.
  • Auch im letzten Jahr noch fand er sich zu diversen Anlässen ein, um den Seeländer Schwingern viel Glück zu wünschen. bmb