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Schwingen

Der Berner Hoffnungsträger

Am Samstag findet in Büren das Hallenschwinget statt. Mit dem 19-jährigen Fabian Staudenmann ist einer dabei, der in die Fussstapfen der Berner Könige treten könnte.

Fabian Saudenmann bezwingt am Eidgenössischen Sven Schurtenberger. Und ist auf einmal auf Schlussgang-Kurs. Bild: Keystone

Beat Moning

Nicht zum ersten Mal nimmt Fabian Staudenmann beim Hallenschwinget in Büren teil. Vor einem Jahr machte der am 15.April 20 Jahre alt werdende Guggisberger, der 2017 in Meinisberg seinen ersten der bislang 18 Kränze geholt hat, eine spezielle Erfahrung. «Ich traf beim Anschwinget gleich auf Chrigu Stucki, der mir keine Chance liess. Da dachte ich mir noch, als ich ihm beim Shakehands in die Augen blickte, dass er wirklich Schwingerkönig werden will.» Wie alle wissen: Sechs Monate später holte der Lysser den Titel in Zug.

Siebter am Eidgenössischen

Kilian Wenger, Matthias Sempach, Matthias Glarner, Christian Stucki. Seit 2010 sind die Berner eine Macht für sich, wenn es um die Vergabe des Schwingerkönig-Titels geht. Ob 2022 Wenger oder Stucki noch einmal eingreifen können, ist offen. Die Hoffnungen liegen dann womöglich auf anderen Berner Schwingern. Einem, dem man das zutraut, ist Fabian Staudenmann. Er blickt auf ein unglaubliches Jahr 2019 zurück. Neun Kränze brachte der gelernte Automatiker nach Hause, den wertvollsten am Eidgenössischen in Zug. Da wurde er nach fünf Siegen, einem Gestellten und zwei Niederlagen Siebter. Bis in den fünften Gang, als er gegen Marcel Bieri verlor, durfte er sich gar Schlussgang-Hoffnungen machen.

Trainingsaufwand erhöht

«Ja, es war ein sehr gutes Jahr, das mir Selbstvertrauen für die Zukunft gibt», hält der offensiv schwingende Berner fest. Nach der obligaten Pause bereitet er sich seit Wochen motiviert auf die neue Saison vor. «Man will in jedem Jahr besser werden, daher habe ich den Trainingsaufwand noch einmal erhöht.» Sei es im Schwingkeller oder in der Crossfit-Garage von Stefan Riesen, dem Ehemann seiner Gotte. Vor sieben Jahren fragte Staudenmann den ehemaligen Triathlon-Weltmeister an, ob er ihn trainieren könne. Wie nachzulesen ist, habe er damals nach einem enttäuschenden Gestellten mit dem Schwingsport aufhören wollen. Nun gehört er zu den Besten seiner Gilde. 1,91 Meter gross und 110 Kilogramm schwer sind gute Voraussetzungen, weitere Ziele anzustreben.

Von den «Älteren» profitieren

Auf das Jahr 2022 möchte er indes noch nicht blicken. «Für den Generationenwechsel haben wir noch etwas Zeit.» Aber Staudenmann ist zuversichtlich. «Wir holten in Zug allen Unkenrufen zum Trotz die meisten Kränze (15 an der Zahl, darunter sieben Neukranzer, die Red.). Wir Berner haben ein Superteam und ein grosses Potenzial», ist er überzeugt. Dass er in die Fussstapfen der Könige treten könnte, beschäftigt ihn nicht. «Da fliesst noch viel Wasser die Aare hinunter.» Man könne von der Erfahrung der älteren Schwinger nur profitieren. «Ich bin froh, sind Kilian und Chrigu noch dabei. Es ist ein Ansporn für uns Junge, wenn wir Leader haben, die vorausmarschieren. Da kann man nur profitieren.» Nach Büren reist er, wie die meisten anderen auch, direkt aus dem Training. Aber: «Stehst du an einem Wettkampftag auf, willst du auch gewinnen und in jedem Gang dein Bestes abrufen.» Nach dem Fest werde er analysieren und weiter an sich arbeiten. «Du trainierst im Winter den einen oder anderen neuen Schwung. Das will ich testen», sagt er. Verrät aber nicht, um welchen Schwung es sich dabei handelt. Im Schwingen gewinnt man nicht zuletzt dank Überraschungseffekten. Gewisse Geheimnisse müssen da gewahrt bleiben.

Info: Der Wettkampf inklusive dem Nachwuchsschwinget beginnt am Samstag um 9 Uhr. Die verschiedenen Schlussgänge sind gegen Ende Nachmittag vorgesehen. Ort ist die Mehrzweckhalle im alten Schulhaus an der Aarbergstrasse in Büren.

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Starkes Feld - aber ohne Stucki

Das vom Schwingklub Unteres Seeland organisierte Hallenschwingfest von Büren ist im Jahr nach dem Eidgenössischen stark besetzt. Neben Fabian Staudenmann nimmt auch Matthias Aeschbacher teil. Der 26-Jährige holte in Zug ebenfalls seinen ersten Kranz an einem Eidgenössischen. Er hat 58 Kränze und acht Kranzfestsiege auf dem Konto. Mit von der Partie sind Remo Käser, der im Vorjahr in Büren den Schlussgang gegen Christian Stucki verlor, und Patrick Schenk (bislang 34 Kränze), der in Zug seinen zweiten Eidgenossen-Kranz erringen konnte. Käser, der in Zug verletzt aufgeben musste, scheint sich von seiner Bandscheibenverletzung erholt zu haben. Als Eidgenosse tritt auch der Aarberger Florian Gnägi an. Beim Blick auf die Siegerliste fällt auf, dass seit 2011 nur er oder Christian Stucki das Fest gewinnen konnten. Der Schwingerkönig wird es 2020 aber nicht sein. Der Lysser hat sich vor zweieinhalb Wochen am bereits einmal lädierten linken Schienbein verletzt. Auch wenn er sich gut erholt, muss er sicherheitshalber auf einen Einsatz verzichten. Bei Matthieu Burger, der eine Gehirnerschütterung auskuriert, steht ein Fragezeichen. Dem Forstwart-Lehrling fiel bei der Arbeit im Wald ein Ast auf den Kopf. Philipp und Dominik Roth sollten mit von der Partie sein, nicht aber der jüngste der drei Brüder, Robin. Er hat sich nach einem Sturz mit dem Fahrrad das Kreuzband gerissen und fällt die ganze Saison aus.  bmb