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Schwingen

«Die Vorfreude ist extrem gross»

Christian Stucki bestreitet am Sonntag in Lenzburg erstmals überhaupt das Aargauer Kantonale. Es ist auch sein erstes Fest seit Zug am 25. August 2019, als er seiner Karriere mit dem Titel des Schwingerkönigs die Krone aufsetzte.

Die schräge Zeit ist vorbei: Christian Stucki kann wieder Wettkämpfe bestreiten und freut sich entsprechend (Bild im Klub-Schwingkeller in Lengnau). Am Sonntag in Lenzburg, 651 Tage nach Zug, geht es los. Bild: zvg

Interview: Beat Moning

Christian Stucki, wie gross ist die 
Vorfreude, am Sonntag wieder ins Wettkampf-Geschehen eingreifen 
zu können?

Christian Stucki:Die Vorfreude ist nicht nur gross, sie ist extrem gross. Solange nicht wettkampfmässig geschwungen zu haben, setzt uns allen zu. Daher ist es auch ein etwas mulmiges Gefühl, sich wieder mit einem Wettkampf und allem Drum und Dran auseinanderzusetzen.

In der Tat, seit Zug im August 2019 ist es eine gefühlte Ewigkeit her.

Es ist nicht nur gefühlt, es ist für mich eine Ewigkeit. Irgendwie schon sehr, sehr lange her.

Was war das prägnanteste Ereignis in dieser schwingerlosen Zeit?

Das war noch 2019, als ich im Dezember als erster Schwinger überhaupt zum Sportler des Jahres gewählt worden bin.

Wie bereit sind Sie?

Wir wussten, dass es eines Tages wieder möglich wird, ins Sägemehl zu steigen. Von daher waren wir im Training immer sehr konzentriert. Physisch bin ich bereit, aber schwingerisch fehlen natürlich schon einige Einheiten im Vergleich zu einem Saisonstart nach einer intensiven Zeit im Winter.

Haben Sie Vergleichswerte?

Sieht man von diesen fehlenden Trainings ab, bin ich bestimmt nicht viel weiter weg als vor den Starts in den Jahren 2018 und 2019. Es ist aber aufgrund der Voraussetzungen schwer einzuschätzen.

Das Aargauer Kantonale wird zu einer Standortbestimmung. Mit 
welchem Ziel?

Es kann viel passieren, Gutes, wie weniger Gutes. Aber ich hoffe, dass ich gut über die Runden komme. Sportlich betrachtet ist primär ein Kranzgewinn das Ziel (es wäre der 129. Kranz in seiner Karriere, dies bei 42 Siegen, die Red.).

Das scheint in der Tat möglich zu sein. Die schwierigen Gegner heissen Nick Alpiger, Patrick Räbmatter und Andreas Döbeli.

Die auch zuerst bezwungen werden müssen.

Das Fest steht unter Beobachtung. Es ist ein Corona-Pilotprojekt, es ist das erste Kranzfest seit dem ersten Coronafall Anfang 2020, Ihr erster Auftritt als Schwingerkönig, und es werden nur etwa 400 Zuschauer dabei sein. Wie gehen Sie damit um?

Indem ich wie immer bestrebt bin, mich auf das Schwingen zu konzentrieren. Eine kleinere Zuschauerzahl kommt ja immer wieder mal vor, etwa am Hallenschwinget in Büren. Ich werde dieses Schwingfest so betrachten wie jedes andere auch. So läuft auch die Vorbereitung darauf. Dass die Augen auf mich gerichtet sein werden, ist mir auch klar. Aber das ist ja nun wirklich nicht etwas Neues für mich.

Die Schwingsaison beginnt also nach einer langen Geduldsprobe. Hat die Pause in Ihrer Planung etwas Grundlegendes verändert?

Nein, man lernt flexibel zu sein. Wir nehmen die Schwingfeste, die kommen. Das Augenmerk wird dann irgend einmal auf 2022 gerichtet, wo das Eidgenössische in Pratteln auf dem Programm stehen wird.

Kommen wir noch zu Corona zu sprechen. Waren Sie in den letzten Monaten positiv auf Covid-19 getestet worden?

Nein, es gab bei uns keinen Vorfall. Und ich wüsste auch nicht, dass ich unbemerkt positiv gewesen wäre ...

Wie oft wurden Sie im Laufe der letzten Monate getestet?

Es sind ein paar Selbsttests darunter und ein PCR-Test, den ich für einen Werbespot von Quickline machen musste und mit einem Kollegen im Sägemehl kämpfte.

Sie äusserten sich vor ein paar Monaten kritisch über die Impfkampagne. Wie stehen Sie heute dazu?

Ich bin kein Impfgegner, nach wie vor nicht. Aber im Moment stimmt es so für mich, wie es ist.

 

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SK Unteres-Seeland wurde Anfang 2020 eingeladen

Traditionsgemäss werden an Schwingfesten auch immer Gastklubs 
bestimmt. Die Aargauer luden den Schwingklub Unteres Seeland mit Sitz in Lengnau schon Anfang Jahr 2020 ein. Der Klub reist am Sonntag nicht nur mit Christian Stucki an, sondern auch mit den Nachwuchshoffnungen Daniel Rüegg und Fabio Mettler. 
Zudem ist Präsident Christian Lanz als Betreuer des Trios vor Ort.

Der organisierende SK Lenzburg feiert sein 100-Jahr-Jubiläum. Das Fest musste wie alle anderen von 2020 auf 2021 verschoben worden. Es ist der Heimatkanton des neuen Technischen Leiters des Schwingerverbandes ESV, Stefan Strebel, der alle Hebel in Gang setzte, um den Schwingerkönig 
nach Lenzburg zu bringen. bmb

Wie weiter nach Absage für das Seeländer Pilotprojekt?

Der Seeländer Schwingerverband und das OK Seeländisches Schwingfest in Täuffelen vom 26./27. Juni haben 
gestern von den Gesundheitsbehörden des Kantons Bern eine Absage erhalten. Am Sonntag wurde ein Gesuch gestellt, das Seeländische als Pilotprojekt zu werten, was zu einer Öffnung bis 1000 Personen schon im Juni geführt hätte. «Weil bereits fünf Projekte bestimmt waren, wurden wir nicht mehr berücksichtigt», so Präsident Beat Kocher. Wie weiter? Heute und morgen kommen die beiden Vorstände zusammen. Dem Klubschwinget mit Maximum 50 Personen stehts nichts im Wege. Diskutiert werden soll aber eine Verschiebung um eine Woche in den Juli hinein, damit das Seeländische mit 150 Akteuren als Kranzfest gewertet werden kann. bmb