Die Vorzeichen für diese Sensation waren alles andere als gut, konnten die Diessbacher doch aufgrund des pandemiebedingten Meisterschaftsunterbruchs in der Schweiz seit Dezember keine Ernstkämpfe mehr bestreiten. Im Gegensatz dazu konnte das französische Spitzenteam aus der Region Bordeaux in der heimischen Liga ohne Unterbruch durchspielen und startete auch deshalb am Samstagabend als klarer Favorit in das Spiel der Gruppe B.
In der Startphase war den Diessbachern der Spielunterbruch nicht anzumerken und sie starteten, wie schon im letzten Champions-League-Spiel in Italien, fulminant in die Partie. Nach einer ersten Druckphase der Seeländer eröffnete der Schweizer Nationalspieler Lorenzo Rui bereits in der vierten Minute das Skore zum 0:1. Obwohl die Franzosen ebenfalls zu einigen Torchancen kamen, waren es in der achten Minute wiederum die Seeländer, die jubeln konnten. Nach einem schönen Spielzug über mehrere Stationen lenkte der erst 18-jährige Yanic Dysli einen Weitschuss von Lorenzo Rui wunderschön zur 2:0-Führung ab. Beflügelt von der Führung stürmte das Team von Captain Pascal Kissling weiter mutig nach vorne und der Topscorer der Seeländer erhöhte vor der Pause mit einem herrlich verwandelten Penalty gar auf 3:0.
Nachdem Coutras Anfang zweite Hälfte das Spielsystem umstellte und fortan in einem Viereck spielte, kam der französische Favorit nun immer besser ins Spiel. «Durch die Umstellung von der Manndeckung auf das Viereck machte Coutras die Räume für uns sehr eng, wodurch wir kaum mehr zu Abschlüssen kamen», meint der Diessbacher Nino Wyss zum Start in die zweite Halbzeit. Zum Leidwesen der Seeländer kam auch noch Pech dazu und Kissling scheiterte wiederum vom Penaltypunkt am starken Schlussmann von Coutras. Die nun überlegenen Franzosen verkürzten bereits kurz darauf durch Benjamin Lafargue auf 1:3. Obwohl Diessbach nun nur noch sporadisch vor dem Tor von Coutras auftauchte, war es wiederum der laufstarke Lorenzo Rui, der entgegen dem Spielverlauf zum 1:4 einnetzte. Die Reaktion von Coutras liess jedoch nicht lange auf sich warten und ihr spanischer Topskorer Marc Povedano zeigte in der Folge eindrücklich, warum er in der Meisterschaft bereits 15 Mal getroffen hatte. Mit einem lupenreinen Hattrick führte er sein Team wieder heran und sechs Minuten vor Schluss war der Vorsprung der Diessbacher beim 4:4 verspielt.
Unglaubliche Spannung
Das nun an Spannung kaum zu übertreffende Spiel wog hin und her und beide Torhüter mussten mehrmals in extremis wehren. Zwei Minuten vor Schluss entschieden die Schiedsrichter unter lautstarkem Protest der französischen Fans wieder auf Penalty. Lorenzo Rui behielt unter dem gellenden Pfeifkonzert die Nerven und versenkte den Strafstoss eiskalt zur erneuten Führung der Seeländer. Kurz vor Schluss machte der ehemalige portugiesische Nationalspieler Rui Ribeiro mit dem 4:6 alles klar und sicherte damit Diessbach als erstem Team in der Geschichte des Schweizer Rollhockeys einen Sieg in der Champions League. Damit kann sich der RHC Diessbach auch immer noch Hoffnungen für ein Weiterkommen in die nächste Runde machen. Dazu müsste jedoch am 12. Februar beim nächsten Heimspiel der zweite Sieg einer Schweizer Mannschaft in der Champions League fällig werden. mt
