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Karate

Endlich wieder ein Ziel vor Augen

U21-Europameisterin Nina Radjenovic aus Lyss hat die Team-EM der Aktiven im Mai vor Augen. Nach wochenlangem Training stehen endlich die ersten Wettkämpfe an. Der erste Mitte März in Istanbul.

Sieg vor vollen Rängen: Nina Dadjenovic (rechts) 2018 in Aarberg. 2019 liess sie einen weiteren Titel in der U21-Kategorie folgen. Eine weitere Schweizer Meisterschaft findet im Seeland aber nicht statt. Bild: bt/a

Beat Moning

Ein Blick auf die Homepage von Nina Radjenovic zeigt ein Bild alter Tage: die letzten abgesagten Turniere in der ersten Hälfte 2020, darunter die EM in Baku. Und ein letzter Blog-Eintrag, ein Video aus dem Training im Keller daheim von Ende April 2020. «Ja, das zeigt, die Pandemie geht länger als gedacht», muss die U21-Europameisterin von 2018 zugestehen. Vor genau drei Jahren feierte sie neben dem ersten EM-Team-Gold der Geschichte den grössten Einzelerfolg ihrer Laufbahn.

Es ist fast ein Jahr her, seit sie den letzten Wettkampf bestritten hat. Wettkämpfe, um sich bei den «Grossen» zu behaupten. Der Lockdown und die lange Pause kamen ihr aber, im ersten Moment, nicht einmal ungelegen. «Ich musste für die Berufsmatura arbeiten und konnte meinem Körper nach harten Turnieren und langen Reisen nach China und Japan eine Pause gönnen.» Dann rechnete die Lysserin, im Sommer und Herbst wieder ins Geschehen eingreifen zu können. «Daraus wurde nichts, nicht einmal trainieren konnten wir. Das war mental nicht einfach.» Mit den Eltern habe sie etwa daheim gekämpft, um nicht völlig aus der Übung zu kommen. «Es war nicht immer einfach, sich zu motivieren», blickt die 22-Jährige, sechsfache EM- und dreifache WM-Teilnehmerin bei den Juniorinnen, heute zurück. Fünfmal stand sie an einer EM auf dem Podest, an einer WM belegte sie den fünften Platz.

 

Licht am Horizont

Die Pandemie konnte den Leistungssport aber nicht völlig lahmlegen. Der Verband stellte ein Corona-Team von Elite-Kämpfern auf die Beine, das sich regelmässig zu Trainings trifft und zuletzt gar zu einem Trainingslager in Gstaad versammelt hat. Nun sieht Radjenovic, die Karatekämpferin bis 61 Kilogramm, die die U21-Kategorie 2019 auf der Nummer 1 der Weltrangliste abgeschlossen hatte, Licht am Horizont. «Ein Wettkampf in Lissabon wurde noch verschoben, ab dem 10. März aber findet ein Turnier in Istanbul statt und im Mitte Mai gehen in Kroatien die Europameisterschaften über die Bühne. Endlich herrscht wieder eine gewisse Normalität und du hast wieder ein Ziel vor Augen. Was auch die tägliche Arbeit im Training erheblich erleichtert.» Für die EM ist Nina Radjenovic für den Team-Wettbewerb vorgesehen. Für das Schweizer Aushängeschild, Elena Quirici, der Nummer 1 bis 68 Kilogramm, geht es gar um Olympia in Tokio.

 

Bedauern und Verständnis

National wird sich Nina Radjenovic und mit ihr die meisten Kämpferinnen und Kämpfer im ganzen Lande weiter in Geduld üben müssen. Die ersten Qualifikationsturniere für die nun auch abgesagten SM in Aarberg wurden bereits gestrichen (siehe Zweittext). Gerne hätte Radjenovic noch die dritte SM im Seeland bestritten. 2018 feierte sie vor eigenem Publikum den Doppelmeister, auch 2019 schwang sie in der Kategorie U21 bis 61 Kilogramm obenaus. «Das war ein tolles Erlebnis. Auch zu wissen, dass Familie, Verwandte und Freunde dir zuschauen. Ich bedaure, dass die Absage dieser dritten Austragung erfolgt ist, habe aber auch ein gewisses Verständnis dafür. Das Risiko war für das Organisationskomitee schlicht zu gross», so das Mitglied vom Karatedo Lyss/Aarberg, das inzwischen zu 40 Prozent im Personalbüro der Bieler Firma GF Machining Solutions angestellt ist.