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Curling

Erstmals international

Die Argumente des Nationaltrainers haben überzeugt: Im März findet in der Bieler Curlinghalle ein Mixed-Doubles-Turnier im Rahmen der World Tour statt. Dies dürfte die weltbesten Teams nach Biel locken.

Das Olympiateam mit der Seeländerin Jenny Perret (rechts) und dem Glarner Martin Rios (links) dürfte im März um den Turniersieg in Biel spielen. Bild: Frank Nordmann/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

Erst habe er sich dagegen gewehrt, ein internationales Turnier auf die Beine zu stellen, sagt Hermann Vögtli. Der Verwaltungsratspräsident der Bieler Curlinghalle AG sah in diesem Vorhaben viel Aufwand und wenig Ertrag für die Bieler Klubs. Es brauchte die Überredungskünste des Schweizer Nationaltrainers Sebastian Stock. Dieser überzeugte Vögtli, dass es in Biel, im nationalen Leistungszentrum von Swiss Curling, auch ein Turnier auf internationalem Elite-Level geben sollte. Vögtli fragte darauf im Klub-Umfeld, wer bereit wäre, bei einem allfälligen Turnier im OK mitzuwirken. Die Resonanz war durchweg positiv. Alle zehn angefragten Personen haben sich bereit erklärt, mitzuhelfen. «Ich war überrascht, wie schnell sich die freiwilligen Helfer finden liessen.»

Sebastian Stock setzte sich ausserdem für das Turnier in Biel ein, um die Schweizer Equipen zu fördern. Der  Nationaltrainer bemängelte, dass seine Teams im Rahmen der World Tour an Turnieren teilnehmen, bei denen die Antrittsgage teils höher ist als das Preisgeld für einen Podestrang. Das führt freilich zu finanziellen Einbussen. Die Curler aber sind gezwungen diese Wettkämpfe zu bestreiten, um die für die Weltrangliste relevanten Punkte zu sammeln. Daher schliesst Stock: «Dank dem Turnier in Biel können sich unserer Schweizer Teams hohe Reisekosten sparen.»

 

Zuversicht dank guter Eisqualität
Nach dem Beschluss suchte das Bieler OK ein noch nicht belegtes Wochenende und meldete das Turnier bei der World Curling Tour an. Gemäss Vögtli steht die definitive Zusicherung des Weltverbands noch aus, auf dessen Website ist das «Biel Mixed Doubles Masters» hingegen bereits aufgeführt. Insgesamt werden 24 Teams in Biel um den Turniersieg spielen. Sie werden aufgrund ihrer Position in der Weltrangliste ausgewählt. Da das Turnier erst vom 29. bis 31. März stattfindet, ist noch offen, welche Duos in Biel dabei sind. Sicher ist, dass sich das Olympia-Silberteam um Martin Rios und Mitorganisatorin Jenny Perret eine Teilnahme nicht entgehen lassen wird.

Das Preisgeld in Biel ist mit 5000 Franken etwas tiefer angesetzt als bei den beiden anderen Mixed-Doubles-Turnieren in der Schweiz (Bern: 10000 Franken, Aarau: 7000 Franken). Vögtli gibt sich denn auch etwas vorsichtig: «Ich bin gespannt, auf wie viel Interesse unser Turnier stossen wird.» Er ist jedoch guten Mutes, dass das Masters Anklang finden wird. «Für unseren Wettkampf spricht nicht zuletzt die gute Eisqualität in Biel.» Die vom international erfahrenen Eismeister Mike Reid präparierten Eisflächen geniessen weltweit einen guten Ruf – nicht selten bereiten sich ausländische Teams in Biel auf bevorstehende Grossevents vor. Zudem bietet das Turnier drei Wochen vor der Weltmeisterschaft eine gute Möglichkeit für einen Formtest.

 

Frauen-/ Männerturnier kein Thema
Knapp vier Jahre nach dem Umzug in die neue Halle wird also ein erstes Mal ein internationales Elite-Turnier in Biel stattfinden. Wieso das bisher nicht zur Debatte stand,  begründet Vögtli damit, dass man sich erst an die neue Halle habe gewöhnen müssen. «Der Umzug gab auf allen Stufen viel Arbeit. Ein grosses Turnier hatte bisher einfach keinen Platz.»

Neben dem internationalen Masters werden in dieser Saison auch vier Wettkämpfe von Swiss Curling in Biel durchgeführt – darunter der neue Schweizer Cup, in dem alle nationalen Elite-Teams der Männer, Frauen und des Mixed Doubles antreten. Auch deshalb ist derzeit kein internationales Turnier für Männer- und Frauenteams geplant. Der Turnierkalender sei bereits ziemlich voll, sagt Vögtli. Vorerst gelte es, das erste Bieler Turnier auf der World Tour gut über die Bühne zu bringen.

 

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Neuer World Cup mit Perret/Rios
Die Sutzerin Jenny Perret streift sich heute ein erstes Mal in dieser Saison das Schweizer Nationaltrikot über. Zusammen mit Partner Martin Rios steht Perret im chinesischen Suzhou im Einsatz. Dort wird das erste Turnier des neuen World Cups ausgetragen. «Wir freuen uns sehr auf den ersten Ernstkampf der Saison», sagt die 26-Jährige. Auch dem neuen Format blickt sie aufgeregt entgegen.



Der World Cup besteht aus vier Turnieren, die in Suzhou, Omaha (USA), Jönköping (SWE) und in Peking (CHN) ausgetragen werden. Qualifiziert sind die drei Gastgeberländer, die in der Weltrangliste höchstplatzierten Nationen und zwei von der World Curling Federation nominierte Teams. Die Olympia-Zweiten Perret/Rios wurden vom Schweizer Verband auch für das zweite Turnier im Dezember nominiert. Welches Duo am dritten Turnier in Jönköping spielt, wird im ebenfalls neu ins Leben gerufenen Schweizer Cup entschieden. Dieser findet kurz vor Weihnachten in Biel statt. Die Siegerteams dürfen im Januar die Schweiz in Jönköping vertreten.

Gewinnt das Duo Perret/Rios eines der drei Turniere, ist es auch für den Final in Peking gesetzt. Andernfalls müssten die beiden hoffen, über ihren Weltranglistenplatz eine Einladung zu erhalten.

Der World Cup wurde mit der Begründung ins Leben gerufen, den Curling-Sport im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking weltweit weiter zu entwickeln. Es wird aber auch weiterhin eine WM und eine EM geben.

 

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Gribi/Gribi nicht mehr gemeinsam auf dem Eis

- Aus nicht näher definierten, persönlichen Gründen hat Reto Gribi entschieden, sich bis auf Weiteres aus dem Curling zurückzuziehen. Der Bieler spielte zuletzt zusammen mit seiner Cousine Michelle Gribi im Mixed Doubles. Im Frühling erreichten sie an der SM den zweiten Rang. Michelle Gribi wird die Saison mit dem Berner Paddy Käser bestreiten.

- Bei den Frauen und Männern stellt Biel erneut kein Elite-Team. Das Team um Skip Marc Pfister (WM- und EM-Teilnehmer), Chahan Karnusian und den ehemaligen Biel-Curlern Matthias Perret und Kevin Wunderlin hat sich entschieden für Bern statt für Biel zu spielen.

- Die Bielerin Melanie Barbezat steht neu für das Olympia-Team aus Aarau (Skip Silvana Tirinzoni) im Einsatz.