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OS-Tagebuch

Es sind keine TV-Spiele

Gehören Sie zu den Nachteulen oder zu den frühen Bettflüchtenden? Dann sind Sie bei den laufenden Olympischen Winterspielen öfter live dabei als andere. Denn insbesondere für «Normal-Arbeitende» zieht 
Peking 22 zu weiten Teilen ungesehen vorbei.

Bernhard Rentsch

Im Gegensatz zu anderen sportlichen Grossveranstaltungen, bei denen nach vorgängig heftig geäusserten Kritiken ab den ersten Wettkämpfen die Fernsehgeräte trotz allem regelmässig warm liefen, sind die TV-Einschaltquoten diesmal verhältnismässig bescheiden. Wegen der siebenstündigen Zeitverschiebung ist es kaum möglich, alle Entscheidungen am TV mitzuerleben.

Lara Gut-Behrami, Corine Suter, Beat Feuz oder Marco Odermatt – um hier nur die Besten der Alpinen zu nennen – sind ohne mich zu Gold gebraust. Ein einziges Mal habe ich den Wecker gestellt: Die Männerabfahrt am Sonntagmorgen wollte ich mir nicht entgehen lassen, zumal ja anschliessend ein nochmaliges Einschlafen möglich schien. Aber eben: Die Wetterkapriolen und die damit verbundene Verschiebung des Rennens machten dem einmaligen Versuch, sich um 4 Uhr in der Nacht vor den Fernseher zu schleichen, einen Strich durch die Rechnung. Seither muss nach dem Aufstehen der Blick auf das Smartphone mit den aktuellen Meldungen reichen.

Natürlich hat sich auch die Art des Medienkonsums gewandelt. Zeitversetztes Schauen von Sendungen oder der Blick auf die Livestreams auf digitalen Kanälen ermöglichen trotz den für uns etwas schwierigen Zeiten viel Präsenz. Das mit dem Miterleben von Wettkämpfen, von denen man unmittelbar nach Ende auf irgendeinem Kanal das Ergebnis schon mitbekommen hat, ist aber so eine Sache: Dann interessiert mich ein Rennen oder ein Spiel nicht mehr sonderlich. Beliebter sind bei mir die später gesendeten Zusammenfassungen und Magazinsendungen. In kompakter Form wird einem das Tagesgeschehen präsentiert. Da ist es in kurzer Zeit möglich, den Überblick zu erhalten.

Etwas weniger intensiv ist bei den aktuellen Spielen auch das beliebte Olympiaerlebnis, ansonsten selten zu sehende Sportarten mitzuverfolgen. Alles, was in China auf Tageslicht angewiesen ist, fällt in unsere Nachtstunden. Und alles, was in Peking eigentlich zu besten TV-Zeiten stattfindet, kreuzt sich mit unseren Arbeitszeiten. Als Sportjournalist zählt dann ab und zu die Ausrede, dass man dem Beruf geschuldet live mitschaut. Aber auch das funktioniert nur selten. Es sind schlicht keine TV-Spiele, was angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen auch gar nicht so schlecht ist.

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