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Eishockey

Kein Wunder, kein Comeback: Lyss steht vor dem Saisonaus

Der SC Lyss hat vor dem zweiten Spiel in der Viertelfinalserie gegen Basel die Geister der Vergangenheit beschworen. Gebracht hat es wenig: Die Partie ging 2:5 verloren

Gestoppt: Lyss findet gegen Basel keinen Weg zum Sieg. Bild: Raphael Schaefer/a

Michael Lehmann

Wer in einem Duell scheinbar klar unterlegen ist, der kann ja mal versuchen, die Geister der Vergangenheit zu wecken. So rief Lyss-Präsident Mathias Müller gestern ein Eishockey-Wunder in Erinnerung, das sich am gleichen Tag vor 42 Jahren ereignete: An den Olympischen Spielen in Lake Placid traf das US-Team, das hauptsächlich aus College-Spielern bestand, auf die damals als unschlagbar geltende Nationalmannschaft der Sowjetunion. Die Amerikaner gewannen 4:3 und sollten später auch die Goldmedaille holen. Müller zog die Verbindung zum Duell zwischen Lyss und Basel und zitierte die euphorischen Worte des amerikanischen TV-Kommentators Al Michaels: «Do you believe in miracles?» Glauben Sie an Wunder?

Warum den Blick in die Ferne schweifen lassen? Das dachte sich Reto Gerber, Vater des Captains Florin Gerber, und verwies auf eine Playoff-Serie zwischen Lyss und Basel, die – bis gestern – erstaunliche Parallelen aufwies. In der Saison 1996/97 erreichten die in der 1. Liga spielenden Lysser als Achte noch haarscharf die Playoffs. Gegen Qualisieger Basel ging das erste Spiel sang- und klanglos mit 1:6 verloren. Zur Erinnerung: Die erste Partie der diesjährigen Serie verloren die Seeländer 0:5. Vor 25 Jahren folgte jedoch die grosse Wende: Lyss glich vor heimischem Publikum zweimal aus, worauf die «Belle» in Basel folgte. «Die Stimmung war unglaublich aufgeheizt», erinnerte sich Reto Gerber. «Die Zuschauer haben uns sogar angespuckt.» Ein Doppelschlag innert 40 Sekunden durch Guido Egli und Guido Pfosi sollte dann genügen. Lyss gewann 2:1 und zog sensationell in den Halbfinal ein. Sohn Florin erstellte im Vorfeld des zweiten Spiels eine Collage mit Zeitungsartikeln von damals und hängte sie zur Motivation in der Garderobe auf.

Letztlich konnten aber auch die beschworenen Geister die Lysser nicht zum Sieg verhelfen.

 

Couragiert, aber glücklos

Die Voraussetzungen waren aber auch nicht gerade einfach für die Seeländer. Nach dem ersten Spiel sind mit Leuenberger und Minder zwei Leistungsträger verletzt ausgefallen. Ausserdem mussten die Lysser auf die U20-Spieler des EHC Biel verzichten – das an der Tabellenspitze liegende Team steht heute in Zug im Einsatz.

Trotzdem zeigten die Lysser in ihrem womöglich letzten Heimspiel der Saison einen couragierten Auftritt. In den Startminuten verzeichneten sie mehr Abschlüsse, scheiterten aber immer wieder am gegnerischen Goalie oder an der eigenen Ungenauigkeit. Auf der anderen Seite war ein EHC Basel, der mit einem der ersten Schüsse aufs Tor sogleich in Führung ging. Doch Lyss bewies Moral und meldete sich noch im ersten Drittel zurück. Siegenthaler erzielte in der 15. Minute das 1:1 und liess die Seelandhalle ein erstes Mal erbeben.

Das zweite Drittel war dann geprägt von Powerplaytreffern. Zubler in doppelter und Himmelfarb in einfacher Überzahl sorgten für die Zwei-Tore-Führung der Gäste. Liniger vermochte zwar nochmals zu verkürzen , weil den Baslern aber unmittelbar zu Beginn des letzten Drittels ein weiterer Treffer gelang, war der beruhigende Abstand schnell wiederhergestellt. In der Folge fehlte den Lyssern sichtlich die Kraft, nochmals ins Spiel zu finden. Stattdessen schwächten sie sich durch Strafen mehrmals selbst.

So gab es kein weiteres Wunder, kein weiteres Comeback. Letztlich hiess es 2:5 aus Lysser Sicht. Damit könnte die Saison morgen, wenn die Seeländer zum zweiten Mal auswärts in Basel antreten, bereits zu Ende gehen.