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Eishockey

Kleine Schweizer bezwingen grosse Russen

Die Schweizer Nationalmannschaft startet mit einem Sieg in die WM-Vorbereitung. Das Team von Trainer Patrick Fischer gewinnt in Biel gegen Russland 3:1. Einzig im Mitteldrittel geraten die Schweizer in Bedrängnis.

Ein körperliches ungleiches Duell: Der Schweizer Jason Fuchs (links) und Artyom Shvets-Rogovoi aus Russland. copyright: Keystone

Moritz Bill

Die Schweiz gegen Russland: Das ist im Eishockey meistens eine klare Sache. Nicht bloss vom Prestige her schienen die Russen überlegen, sondern überragten sie die Schweizer am Freitag im Testspiel in der Tissot Arena auch physisch. Man hatte den Eindruck, dass jeder russische Spieler mindestens einen Kopf grösser und zehn Zentimeter breiter war als sein Schweizer Gegenspieler. Doch am Ende war das alles nicht entscheidend. Denn die Schweiz gewann 3:1.

«International haben wir Schweizer den Ruf, zu den physisch schwächeren Teams zu gehören», sagte Tristan Scherwey. «Aber wir haben andere Qualitäten.» 

Diese stellte das Nationalteam von Patrick Fischer im ersten Match seit mehr als 14 Monaten unter Beweis. Zwar war Russland äusserst druckvoll gestartet, doch je länger das erste Drittel dauerte, desto besser fanden die Einheimischen ins und zu ihrem Spiel. Mit gradlinig ausgeführten Angriffen überraschten sie die «Sbornaja» immer wieder und erspielten sich ein Chancenplus. Die 1:0-Führung zur ersten Pause fiel demnach zu knapp aus. Dafür war dieser erste Treffer schön herausgespielt: Killian Mottet verwertete einen Pass von Jason Fuchs direkt. Der Lausanne HC hat nun auch offiziell mitgeteilt, dass Fuchs nach vier Jahren EHC Biel ins Waadtland zügelt.

Schlegel hält dagegen

Ein Rückstand, gepaart mit einem Schussverhältnis von 6:13 – das schien die Russen in ihrem Stolz zu verletzten – Testspiel hin oder her. Die Auswahl, die natürlich noch ohne NHL-Söldner dafür aus viel KHL-Prominenz besteht, legte im Mittelabschnitt zu; auch in Sachen Körperspiel. Einer der Auffälligsten war Captain Wadim Schipaschow. Der Center gehörte dem Olympia-Gold-Team von 2018 an und brillierte in der abgelaufenen Saison bei Dynamo Moskau als Liga-Topskorer. Beim Ausgleichstor durch Evgeny Timkin hatte Schipaschow seinen Stock allerdings nicht im Spiel.

Dass keine weiteren Tore fielen, lag auf der einen Seite am souverän haltenden Niklas Schlegel. Auf der anderen Seite hatte einzig Enzo Corvi eine vielsprechende Möglichkeit. «Uns unterliefen im zweiten Drittel viele Fehlpässe. Dadurch konnten wir das Spiel nicht mehr schnell machen, was den Russen in die Karten spielte», bemerkte Samuel Kreis. Die Verteilung der Schüsse – 7 für die Schweiz, 20 für Russland – illustrierte die nun herrschenden Kräfteverhältnisse ziemlich treffend.

Moser bereitet Tor im Powerplay vor

Das Schussverhältnis des letzten Drittels – 9:8 zugunsten Russlands – dient zwar als Massstab für die Aufteilung der Spielanteile. Doch Tore erzielten nur die kaltblütigen Schweizer. Zuerst hatte Christoph Bertschy die Eisgenossen zum zweiten Mal in Front geschossen, knapp vier Minuten später doppelte Inti Pestoni zum 3:1 nach. Grossen Anteil am Powerplaytreffer hatte Passgeber Janis Moser. Der 20-jährige Safnerer spielt nun auch schon in der Nationalmannschaft in Überzahl und läuft zudem gleich wie mit Biel als Assistenzcaptain auf.

Mit Ramon Untersander hat Moser hingegen nicht denselben Verteidigerpartner wie zuletzt beim EHCB. Das wäre Kreis, der auf nächste Saison hin zum EV Zug wechselt. Dieser spielte gestern – wie fast immer in der Nati – an der Seite von Andrea Glauser. Der Bald-Zuger zeigte sich zufrieden mit seinem Auftritt, vor dem Spiel hatte er diesbezüglich noch Bedenken gehabt. «Der letzte Ernstkampf lag doch schon eine Weile zurück. Darum habe ich mir vorgenommen, möglichst simpel zu spielen.»

Kreis musste vor zwei Jahren nach einer guten Vorbereitung erst im letzten Cut seine WM-Träume begraben. Wie schätzt er seine Chancen heuer ein? «Für mich ist es schon eine Ehre, zu dieser Auswahl zu gehören. Viele gute Spieler sind nicht aufgeboten worden. Wie jedes Mal nehme ich diese Chance an, aber letztlich trifft den Entscheid jemand anderes.»

Am Samstag reist die Nationalmannschaft, die in diesen Tagen im Spitzensport-Zentrum OYM in Cham untergebracht ist, erneut nach Biel. Und wieder heisst der Gegner Russland. Eine klare Sache, das weiss man seit Freitag, ist das von vornherein nicht.

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