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Curling

«Kontinuität ist ein Erfolgsgeheimnis»

Ab morgen finden in Biel die Schweizer Qualifikationen zur Teilnahme an der Europameisterschaft statt. Aufmerksam wird Nationalcoach und Ex-Biel-Curler Andi Schwaller die Partien verfolgen.

  • 1/13 Training mit Nationalcoach Andi Schwaller. Bilder: Anita Vozza
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Interview: Beat Moning

Andi Schwaller, wagen Sie eine Prognose für die EM-Trials.

Andi Schwaller: Ich rechne mit ausgeglichenen Partien und jeder Ausgang ist möglich. Bei den Männern sind aufgrund der bisherigen Resultate und dem Krankheitsfall von Marc Pfister vom Adelbodner Team die Genfer zu favorisieren.

Wie hat Adelboden diesen Krankheitsfall verkraftet?

Nach all den Turbulenzen im Vorfeld (Trennung von Sven Michel, die Red., siehe BT vom letzten Freitag) war es natürlich ein harter Schlag. Zum Glück ist Marc nun zurückgekehrt und das Team kommt sehr gut mit diesem Krankheitsfall zurecht. Nicht zu verleugnen ist natürlich der Trainingsrückstand.

Adelboden hat seit dem EM-Titel 2013 so einiges erlebt, vorab auch mit vielen Wechseln im Team.

Das ist so und in diesem Ausmass eher ungewöhnlich, da nur noch ein Spieler (Simon Gempeler, die Red.) aus dieser erfolgreichen Epoche dabei ist. Ein Erfolgskriterium ist im Curling die Kontinuität. Darum gibt es ja auch keine Nationalteams, also keine zusammengewürfelten Equipen mit den besten Curlern des Landes. Punkto Kontinuität sind die Frauen den Männern einen Schritt voraus.

Eigentlich eine überraschende Erkenntnis.

Nicht unbedingt, auch wenn es bei Frauenteams durchaus auch zu Wechseln kommen kann. Aber die Frauen arbeiten intern mehr an diesen Themen. Die Männer sind da weniger geduldig und ziehen eher die Konsequenzen, wenn etwas nicht stimmt. Nach jeder Saison wird halt im Curling analysiert und Konsequenzen gezogen. Ich hoffe nun, dass Adelboden in dieser Besetzung die Zukunft plant.

An den letzten Weltmeisterschaften belegte Adelboden Rang neun von zwölf Equipen. Gibt es ein Problem bei den Männern, an die erfolgreichen Jahre anzuknüpfen?

Wir müssen diese WM aus den bekannten Gründen ausklammern und sehen, dass wir gerade an Europameisterschaften in den letzten Jahren durchaus erfolgreiche Turniere absolviert haben. Bei den Frauen sind wir verwöhnter, da sind wir international näher an der Spitze.

Gibt es Perspektiven bei den Männern?

Adelboden und Genf sind ambitionierte Equipen und keineswegs auf ihrem Zenit. Da braucht es eben die angesprochene Kontinuität und eine Intensivierung des Trainings- und Turnieraufwandes. Aber wir haben mit dem Team Schwaller (Neffe von Andi Schwaller, die Red.), das bereits grossen Aufwand betreibt. Da braucht es noch zwei, drei Jahre. Auch in Zug haben wir ein junges Team mit Perspektiven.

Zu den Frauen: Aarau mit Skip Silvana Tirinzoni verzichtet auf die Trials und geht stattdessen nach Übersee, um an grossen Turniere Punkte zu sammeln. Ärgert Sie das nicht?

Insofern nicht, weil es halt nicht reglementiert ist. Ich bringe daher auch ein gewisses Verständnis auf, dass das Team diesen Weg geht, da es im Hinblick auf eine mögliche Qualifikation für die Weltmeisterschaften wirklich viele wichtige Punkte zu holen gibt. Aber das Team verzichtet so zum vornherein auf die EM, und das ist schade. Wir haben aber mit Flims und Baden Regio zwei Equipen, die ebenso stark sind und uns an den Europameisterschaften gut vertreten werden.

Könnte es nun nach drei Jahren mit Trials Änderungen im Ausscheidungsprozedere geben?

Möglich. Unabhängig des neusten Falles haben wir aber schon zuvor diskutiert, den Modus zu überdenken.

Für Swiss Curling geht es in die zweite Saison in der Tissot Arena. Sind Sie mit dem Leistungszentrum zufrieden?

Absolut, zumal für uns in erster Linie nur ein Kriterium von Bedeutung ist: die Eisqualität. Die ist hervorragend und wir finden hier alles vor. Zudem viele freie Stunden, die wir tagsüber benützen können. Letzte Saison wurden gar mehr in Anspruch genommen, als vorgesehen. Und es sollen noch mehr werden, zumal wir mit der Sportler-RS und den Infrastrukturen in Magglingen in einer guten Zusammenarbeit sehr gute Verhältnisse vorfinden. Wo wir jetzt noch ansetzen müssen, ist bei den Trainerressourcen, damit diese Teams auch ständig begleitet sind, ob hier in Biel oder an den Turnieren.

Sie sind zu 50 Prozent Nationaltrainer und die anderen 50 Prozent arbeiten Sie in ihrer eigenen Firma, bieten in verschiedenen Hinsichten Dienste an, ob im Sport oder in der Wirtschaft. Auf Ihrer Homepage stellen Sie eine Frage: «lässt sich Motivation trainieren?». Wie lautet die Antwort?

Ja, man kann. Man muss sich nur damit auseinandersetzen. Zum Beispiel damit, wieso man etwas, das man machen möchte, dann nicht tut? Da muss und kann sich jeder einen eigenen Plan erstellen. Im Grundsatz darf man einfach nicht schwach werden. Die Selbstdisziplin ist im Sport, wie auch in der Wirtschaft, das A und O.

Ein Beispiel?

Ich will ins Fitness. Aber der Kollege fragt mich, ob ich auf ein Bier komme. Das reizt. Aber die Antwort ist: Ja, ich komme, aber eine Stunde später. So bleibt Zeit für das, was man sich vorgenommen hatte.

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Erkrankter Skip ist voll motiviert

Adelboden-Skip Marc Pfister ist an Hodenkrebs erkrankt. Nach gut verlaufener Operation unterzieht er sich einer Chemotherapie. Mit dieser Meldung ging das Team am 21. September an die Öffentlichkeit. «Die Leute begannen sich natürlich zu fragen, wieso ich da und dort nicht mehr mit von der Partie war», sagt Marc Pfister gegenüber dem BT. Da habe man für klare Verhältnisse sorgen wollen. Ein Ersatz stand nicht zur Verfügung, die Rückkehr von Sven Michel absolut kein Thema, nachdem die Diagnose kurz nach Beginn der Eissaison aufkam. In den letzten Wochen ging es aber gesundheitlich aufwärts. «Ich fühlte mich dann so gut, dass eine Rückkehr aufs Eis möglich wurde.» Jetzt sei er daran, den Rückstand aufzuholen. «Klar sind wir jetzt nicht in der Favoritenrolle, aber wir rechnen uns doch Chancen aus, die Genfer nervös zu machen und am Ende zu schlagen. Wir haben sicher weniger zu verlieren als die Genfer.» Eine erste geplante Kanada-Reise musste die Mannschaft absagen. Nun hat sie sich über das Projekt «I believe in you» zwei grosse Turniere in Übersee gesichert. Vom 27. bis 30. Oktober findet in Sarnia, Ontario, das alljährliche «Huron Oil Heritage Classic» statt. Ebenfalls in der Provinz Ontario, genauer in Cookstown, trifft sich eine Woche später die Curling-Elite am «Cookstown Cashspiel». «Diese beiden Events eignen sich optimal, um uns an die Weltspitze heranzutasten. Damit wir diese zweiwöchige Reise antreten können, sind wir auf deine Unterstützung angewiesen», hiess es auf der Homepage. Nun ist es definitiv. Das Team brachte die 10 000 Franken zusammen.

Bei den Trials der Frauen werden auch zwei Seeländerinnen zu sehen sein: Christine Urech ist im Team Flims vertreten. Die Equipe wurde 2014 und dieses Jahr Weltmeister. 2015 schaffte es Baden Regio mit der ehemaligen Weltklassecurlerin Mirjam Ott als Coach. Bei den Aargauerinnen spielt die Bielerin Marisa Winkelhausen mit. Das Rennen ist absolut offen. Die beiden Sieger nehmen an den Europameisterschaften im November in Schottland teil. bmb

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Teams und Spielplan der EM-Trials in Biel

Frauen. Flims: Skip Binia Feltscher, Irene Schori, Franziska Kaufmann, Christine Urech.

Baden Regio: Skip Alina Pätz, Nadine Lehmann, Nicole Schwägli, Marisa Winkelhausen.

Männer. Adelboden: Skip Marc Pfister, Bruder Enrico Pfister, Simon Gempeler, Raphael Märki.

Genf: Skip Peter De Cruz, Valentin Tanner, Claudio Pätz, Benoit Schwarz.

Morgen 14 Uhr und 20 Uhr

Freitag 11 Uhr und 18 Uhr

Samstag, wenn nötig 11 Uhr, und wenn nötig 18 Uhr.

Sonntag, wenn nötig 9 Uhr

Modus: wer zuerst vier Spiele gewonnen hat, kann im November an die Europameisterschaften nach Schottland. bmb