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Turnen

Liebessprünge und eine verletzte Braut

Der Schweizer Abend ist ein Höhepunkt der Gymnaestrada. Am Samstag wird die Hauptprobe in der Tissot Arena aufgeführt. Die Gruppe Suisse Jumpers zeigt dabei eine Show zum Thema «Liebe und Hochzeit».

Die Suisse Jumpers werden am Schweizer Abend mit Luftsprüngen das Thema «Liebe und Hochzeit» zelebrieren. Bild: zvg

Michael Lehmann

Da hat sich die bemitleidenswerte Turnerin intensiv auf ihre Vermählung vorbereitet und dann das: Beim Üben riss das Kreuzband in ihrem Knie. Wäre es eine gewöhnliche Hochzeit, so wäre die Verletzung zwar ärgerlich, aber sonst nicht weiter schlimm gewesen. In diesem Fall jedoch sahen sich die Beteiligten mit zwei Grundsatzfragen konfrontiert: Muss die gesamte Hochzeitsplanung über den Haufen geworfen werden? Oder wäre es einfacher, die Braut schlicht auszuwechseln?

Letzteres wäre für die Betroffene freilich nur schwer zu verdauen gewesen. Auch der Bräutigam hätte sich geärgert, hatten sich die beiden in den letzten Monaten doch so gut aufeinander abgestimmt. Die Frau blieb also. Die Feierlichkeiten komplett neu zu gestalten, kam für die Hochzeitsplaner jedoch nicht infrage. Die ganze Vorbereitung sollte schliesslich nicht für die Katz gewesen sein. Die Verantwortliche Noémie Théodoloz erklärt: «Wir haben einen Weg gefunden, dass die Hochzeit mit der Braut stattfinden kann. Allerdings wird sie weniger in der Luft herumgewirbelt, als es geplant war.»

90-minütiges Turnerleben
36 Turnerinnen und Turner sind an der beschriebenen Hochzeit beteiligt. Die Gruppe heisst Suisse Jumpers und ihre Show ist ein Teil der Schweizer Darbietungen im Rahmen der Gymnaestrada (siehe Infobox). Das Motto heisst: «What a life – The way of a gymnast». Dabei präsentieren insgesamt 14 Turnriegen verschiedene Abschnitte eines Turnerlebens. Am Samstag wird die 90-minütige Show beim sogenannten Schweizer Abend ein zweimal aufgeführt. Schauplatz ist die Tissot Arena in Biel.

Es ist eine besondere Affiche für die Suisse Jumpers, von denen neben Riegenleiterin Noémie Théodoloz auch noch weitere Turnerinnen und Turner im Seeland wohnen. «Wir haben lange und intensiv trainiert. Endlich können wir das einem breiten Publikum zeigen.»

Fünf verschiedene Kantone
Weil sie bereits bei der letzten Gymnaestrada eine Gruppe mit Erfolg geleitet hatte, baten mehrere Kolleginnen und Kollegen Noémie Théodoloz vor zwei Jahren, nochmals etwas auf die Beine zu stellen. Die 28-Jährige, die für den TV Orpund turnt, wehrte sich nur kurz gegen den zeitfressenden Aufwand und stellte bald eine Leitergruppe zusammen. Die erste Aufgabe war, ein Programm zusammenzustellen. In zehn Sitzungen à je vier Stunden plante die vierköpfige Leitung eine Show. Das Thema «Liebe und Hochzeit» bot an, den turnerischen Schwerpunkt auf Sprünge zu legen.

Danach galt es, Turnerinnen und Turner zu finden, welche die «Liebessprünge» ausführen. Einige fragte Théodoloz an, andere meldeten sich bei ihr. Letztlich kamen Athleten aus fünf verschiedenen Kantonen (Wallis, Bern, Jura, Zürich, Luzern) zusammen. Bis Ende 2018 trainierten sie einmal monatlich gemeinsam in Büren; dazu kamen Trainingswochenenden im Wallis, wo Théodoloz ihre Wurzeln hat. Seit diesem Jahr üben die Jumpers zweimal monatlich. «Noch mehr lag nicht drin, schliesslich mussten sich fast alle auch auf Wettkämpfe vorbereiten», erklärt Théodoloz. Zur Erinnerung: Vom 13. bis zum 23. Juni findet das Eidgenössische Turnfest in Aarau statt.

An der Gymnaestrada geht es bekanntlich nicht um Jurynoten – die Show steht im Zentrum. Dies dürfte vor allem die verletzte Braut der Suisse Jumpers freuen; ansonsten wäre Noémie Théodolz wohl weniger gnädig gewesen und hätte sie durch eine unversehrte Heiratswillige ersetzt.

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Die Gymnaestrada
- Alle vier Jahre organisiert der Weltgymnastikverband die Gymnaestrada. Beim Turnfest geht es nicht um den Wettkampf, sondern um die Show.
- In diesem Jahr findet die Gymnaestrada vom 7. bis 13. Juli in Dornbirn (Österreich) statt.
- Es werden über 20'000 Turnerinnen und Turner aus rund 50 Nationen teilnehmen.
- Der Schweizer Abend gilt als Aushängeschild der Gymnaestrada. Bevor er in Dornbirn aufgeführt wird (8.Juli), finden am Samstag um 16 und 20 Uhr in der Bieler Tissot Arena zwei Hauptproben statt.