Sie sind hier

Abo

Rollhockey

Noch ruht in Diessbach der Ball

Trotz Vorliegen eines Schutzkonzepts will der Rollhockeyclub Diessbach erst später seine Halle wiederöffnen und mit dem Mannschaftstraining beginnen. Ausserhalb des Spielfeldes tut sich im Hinblick auf die nächste Saison einiges.

Noch braucht es etwas Geduld: Der RHC Diessbach (am Ball Youngster Yanic Dysli) wird erst im Juni seine Sporthalle wieder betreten und unter den dann geltenden Schutzbestimmungen das Mannschaftstraining beginnen./Bild: zvg/Lebkuchenhaus Productions

Francisco Rodríguez

Genau zwei Monate ist es nun her, dass Daniel Dysli schweren Herzens die Sporthalle des RHC Diessbach abschliessen musste (das BT berichtete). Seit letzter Woche und den Lockerungen im Sport könnte in ihrem Innern unter Einhaltung der strikten Vorschriften wieder trainiert werden. Doch der Rollhockeyklub verzichtet noch darauf.

«Wir haben das Schutzkonzept studiert und sind zum Schluss gekommen, dass es schwierig und aufwändig wäre, alle Vorgaben in unserer Halle umzusetzen», sagt Klubpräsident Dysli. Speziell in einer Sportart wie Rollhockey, in der die Spieler auf Rollschuhen viel in Bewegung sind, könnten die Abstandsregeln nur mit äusserster Sorgfalt eingehalten werden. Neben dem Trainingsleiter bräuchte es jemanden für die konzeptkonforme Erfüllung der Regeln. Nicht nur der Aufwand sowie die Frage, wie sinnvoll ein beschränktes Rollhockeytraining nach dem Meisterschaftsabbruch und ganze vier Monate vor der nächsten Saison überhaupt wäre, mahnt die Verantwortlichen zur Geduld.

Da Spielertrainer Carlos Silva mit seiner Frau in Deutschland wohnt und von den Reisebeschränkungen betroffen ist, würde den Diessbachern bei einer sofortigen Wiederaufnahme der Übungseinheiten in der Sporthalle sowieso der Cheftrainer fehlen. «Da wir nicht als Profiklub gelten, darf er nicht über die Grenze», bedauert Dysli. «Wir wollen nun abwarten, was der Bundesrat betreffend weiterer Lockerungsmassnahmen am 27. Mai entscheidet.» Dysli ist zuversichtlich. Geplant sei eine Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings mit Silva am 8. Juni in Kleingruppen und unter Einhaltung der dann hoffentlich weniger restriktiven Rahmenbedingungen. Der Start gelte vorerst für die Aktivmannschaften und in einem späteren Zeitpunkt für den Nachwuchs.

Trainings über die Sozialen Medien

Somit laufen die Trainings auf individueller Basis noch knapp drei Wochen weiter. Diese hätten sich in Coronazeiten bei den Jüngeren und Älteren gut eingependelt, sagt Dysli. Die Spieler würden einzeln oder organisiert in kleinen Gruppen unter Einhaltung des geforderten 2-Meter-Abstands joggen und den Vitaparcours machen. Silvas Vorbereitungsprogramm sei während des Lockdowns noch durch weitere Übungsanleitungen ergänzt worden. Die spezielle Situation erfordere viel Kreativität. Über die Sozialen Medien poste Spieler Rui Faria Krafteinheiten und Trainings für den Rumpf. Von Captain Pascal Kissling gäbe es einen Chat für technische Übungen, der sich bewährt habe.

Beim RHC Diessbach unternimmt man alles, um körperlich für die Wiedereröffnung bereit zu sein. Auch die Mannschaftsplanung ist schon weit fortgeschritten. Der Verein ist breit aufgestellt und bei den Junioren in allen Altersstufen vertreten, ausser bei den U20, die in den Aktivmannschaften Erfahrung sammeln. In Diessbach setzt man seit langem auf den eigenen Nachwuchs und integriert die Talente laufend ins Fanionteam. In der kommenden Saison werden sie noch vermehrt Verantwortung übernehmen, da zwei gestandene Spieler fraglich sind. Bei Ribeiro ist es das lädierte Innenband am Knie, das eine Fortsetzung der Karriere im Leistungssport gefährdet und bei Björn Schmid sind es die Adduktoren. Der mittlerweile zweifache Familienvater César Salgueiro, der temporär in die Mannschaft zurückgekehrt war, möchte aus privaten Gründen kürzertreten.

Suche nach Verstärkung läuft

Um nicht zu viel Routine zu verlieren, hält der Qualifikationszweite der abgebrochenen Saison und amtierende Cupsieger auf dem Transfermarkt Ausschau nach einer Verstärkung. Erste Gespräche sind bereits geführt worden. Einem Spieler vom französischen Spitzenteam Saint-Omer musste aufgrund unterschiedlicher finanzieller Vorstellungen abgesagt werden. «Wir können hier den Spielern keine Löhne bezahlen und organisieren ihnen eine Arbeitsstelle», sagt Dysli. Letzteres sei allerdings in wirtschaftlich schlechten Zeiten sehr schwierig, speziell wenn es sich um Spieler handeln würde, die nicht Deutsch sprechen. «Deshalb fokussieren wir uns bei der Suche vor allem auf Verstärkungen aus der Schweiz, Deutschland oder Österreich.» Man wolle auch in Zukunft im Kampf um die Titel ein gewichtiges Wort mitreden.

Diessbach wird wiederum im Europacup vertreten sein und den sogenannten «World Skate Europe Cup» für die unmittelbar hinter den Landesmeistern klassierten Teams bestreiten. Da die Meisterschaft annulliert worden ist, wird für die Verteilung der Europacup-Plätze die Abschlusstabelle aus der Meisterschaft 2018/19 herangezogen. Dies im Unterschied zum Schweizer Eishockey, das sich in der zentralen Frage an der Rangliste der Qualifikation 2019/20 orientiert hat. «Bei uns war die NLA-Qualifikation noch nicht zu Ende gespielt und die Teams weisen eine unterschiedliche Anzahl an Partien auf», sagt Dysli, wieso die beiden Fälle nicht gleich behandelt werden können.

Thun will eine Zehnerliga

In Diessbach unterstützt man den Entscheid des Verbands für eine totale Saisonannullierung, der bei den Mitgliedervereinen eine breite Mehrheit gefunden hat. Dass ausgerechnet der SC Thunerstern gegen den Passus ist, weder Auf- noch Absteiger zu bestimmen, überrascht nicht. Die Oberländer hatten für die Rückkehr in die Nationalliga A einen hohen Aufwand betrieben und lagen zum Zeitpunkt des Abbruchs auch überlegen an der Spitze. Ob ihr Antrag für die Aufstockung der Liga auf zehn Teams Erfolg hat, bleibt abzuwarten.

Kaum noch erwarten können es die Diessbacher, bis sie wieder auf Rollschuhen dem Ball hinterherjagen können. Der Tag rückt näher, an dem Klubpräsident Dysli die Halle aufschliesst.