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OS-Tagebuch

Nur eine kurze Verschnaufpause

Die Olympischen Winterspiele in China gehen dem Ende entgegen. Die Schweizer haben viele der Erwartungen erfüllt, vorab die Alpinen, aber längst nicht alle, wie die Eishockeyaner.

Bild: Beat Moning, Sportredaktor

Ab Montag ist wieder Alltag. Und alle, die auf die Sportanlässe aus den bekannten Gründen verzichtet haben, können aufatmen und den Fernsehapparat wieder mit einem guten Gewissen zum Laufen bringen. Ohne gleich auf China, Peking, IOC und Sport zu treffen. Auch wenn gesagt sei: Olympia ist zwar «over», die Probleme in diesem Land aber bleiben.

Es hat sich also nichts verändert in dieser Zeit, wo der Sport die Welt «regierte». War auch nicht zu erwarten. Peking ist vor Katar: Die Fussball-Weltmeisterschaft wird kommen. So sicher wie das Amen in der Kirche. Im November und Dezember bestimmt das «Runde im Eck» die globale Welt. Schon wieder eine Zeit, wo nicht allein der Sport regiert, sondern alle politischen und gesellschaftlichen Themen in den Mittelpunkt rücken. Und auch da: Es wird sich nichts ändern. Es wird einen Weltmeister geben und die Schweiz wird das Viertelfinale erreichen. Und ich bin gespannt, ob all jene, die auf Peking verzichtet haben, dann wirklich auch auf Fussball verzichten können. Persönlich bin ich zufrieden, dass Beijing 2022 bald vorbei ist, dass dann Ende Jahr auch Katar der Vergangenheit angehört und die leidigen Themen nicht mehr mit der sportlichen Ausrichtung verbunden werden.

Danach wird man sich wieder mit
etwas mehr sportlicher Weitsicht und Nachhaltigkeit auf die nächsten Grossereignisse konzentrieren können, namentlich und vor allem die Sportlerinnen und Sportler: 2024 Olympische Sommerspiele in Paris; 2026 Olympische Winterspiele in Mailand/Cortina; 2026 Fussball-WM in den USA, Kanada und Mexiko; 2028 Olympische Sommerspiele in Los Angeles. Endlich wieder an Orten, die uns näher liegen, echte Sommer- und Winter-Städte mit Sportcharakter und Erinnerungen. Und dann bleibt dann hoffentlich ein Satz aus, wie ihn ein Schweizer Medaillengewinner vor ein paar Tagen aussprach: «Da machst du den besten Wettkampf deines Lebens und keiner applaudiert in dieser stimmungslosen Ambiance.»

Allerdings sind die erwähnten Austragungsjahre für die internationalen Mammutanlässe nur eine willkommene Verschnaufpause. Die Fifa und die Machenschaften um Austragungsorte rücken bald wieder ins Zentrum: Man gedenkt, die Fussball-WM 2030 an Israel und benachbarten Staaten zu vergeben. Dem nicht genug: 2030 könnten die Olympischen Winterspiele vom IOC in die Ukraine vergeben werden.

Da sei schon mal festgehalten: Die Kritiker von Fifa und IOC spitzen ihre Feder besser schon jetzt. In ein paar Jahren ist es dann definitiv wieder zu spät. Was wir vor Peking erlebt haben, war irgendwie des Guten zu viel. Und es ist erneut zu befürchten, dass auch vor Katar das viel beachtete Sportgeschehen «verpolitisiert» wird. Statt dort und dauerhaft die Hebel anzusetzen, wo sie anzusetzen sind: in der Politik selber.

Beat Moning, Sportredaktor

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